Was wäre, wenn die Revolution 1848  in Deutschland erfolgreich gewesen wäre? Folgendes Szenario erschien zuerst 2001 unter zeitenschmiede.de und wurde von mir (unter dem Namen Lorien) sowie den damaligen Forenusern „Churchill“ und „Lobo“ immer weiter geschrieben.

In der Rückschau mit recht wenig Kenntnis der „realen“ Hintergründe und Alternative History insgesamt. Aber sehr interessant, wie weit wir trotzdem gekommen sind. Geändert nur um redaktionelle Korrekturen von Rechtschreibung, Grammatik etc…

1848: Lorien

1848 bricht im ungarischen Pest eine Revolution gegen den österreichischen Kaiser aus, denn Franz Joseph regiert Ungarn immer noch absolutistisch von Wien aus. Der ungarische Landtag erklärt die Unabhängigkeit. Dieses Mal jedoch kann der Kaiser den Aufstand nicht mit militärischen Mittel niederschlagen, denn Österreich hat nicht nur in Ungarn Probleme. In Italien hat sich das Königreich Sardinien-Piemont auf die Seite der aufständischen Venezianer und Lombarden geschlagen und setzt die österreichischen Armeen schwer unter Druck. Auch in Prag und sogar in Wien kommt es zu Unruhen und Straßenschlachten.

Auf die Hilfe der anderen Mitgliedsstaaten des Deutschen Bundes, in dem sich Österreich und 38 weitere deutsche Einzelstaaten zur Abwehr einer solchen Gefahr zusammengeschlossen haben, kann er nicht zählen, denn diese haben selbst mit Unruhen zu kämpfen. Eingeschüchtert waren sie schon gezwungen gewesen, einer deutschen Nationalversammlung zuzustimmen, die in Frankfurt über einen deutschen Staat debattiert, da vor allem aber nicht nur Studenten bei den Unruhen einen Nationalstaat für alle Deutschen und demokratische Reformen fordern. Diese Forderungen sind den Fürsten ein Graus, schränken sie doch deren fast grenzenlose Machtbefugnisse erheblich ein. Das Kaiserreich Österreich steht mitten in der größten Krise seit seiner Gründung.

Da die Österreicher es alleine nicht schaffen wendet sich Franz Joseph an den russischen Zaren Nikolaus I. mit der Bitte um Unterstützung. Dieser stimmt zu, weil besonders der riesige Vielvölkerstaat Russland von einer Ausbreitung der Revolution gefährdet ist. Er sammelt seine Truppen an der ungarisch-russischen Grenze. Jedoch kurz vor dem geplanten Abmarsch brechen schon die ersten Aufstände in Polen und Finnland aus. Nikolaus hat keine andere Wahl und muss, um eine Abspaltung der beiden Länder zu verhindern, seine Armee zur Niederschlagung der Revolution im eigenen Land abziehen. Dort zerschlagen sich die Hoffnungen der Revolutionäre auf Unabhängigkeit ihrer Länder sehr bald. In heftigen Kämpfen wird die Revolution unter hohen blutigen Verlusten auf beiden Seiten schnell niedergeschlagen. Dadurch ist die russische Armee aber nicht mehr in der Lage, Österreich militärische Unterstützung zu gewähren. Auch führen die teilweise in Gemetzel von russischer Seite ausartenden Kämpfe zu einer starken Radikalisierung der Revolutionen im übrigen Europa. Es werden erste radikale Forderungen laut, die Fürsten wie in der Französischen Revolution einen Kopf kürzer zu machen, sollten sie sich weiter querstellen.

In Ungarn allerdings besteht immer noch die Furcht vor einem russischen Eingreifen, da man nichts von den hohen Verlusten der Russen erfahren hat. So entschließt sich die provisorische Regierung, mit Wien in Verhandlungen zu treten. Dort wird der Kaiser immer nervöser wegen der steigenden Zahl von Radikalen die bei den Barrikadenkämpfen mehr und mehr Unterstützung bekommen. Deshalb entschließt er sich nicht nur mit den Ungarn, sondern auch mit den übrigen Revolutionären zu verhandeln. Adelige und konservative Minister, die gegen diesen „Ausverkauf des Kaiserreichs“ protestieren schreit er an, sollten sie es schaffen so die Barrikadenkämpfer zu beruhigen, werde er die Verhandlungsangebote zurückweisen. Danach ist nicht mehr von weiteren Protesten bekannt. So finden Anfang 1849 in Wien Verhandlungen zwischen Österreichern, Ungarn, Italienern und Vertretern der anderen Revolutionäre innerhalb Österreichs statt. Aber erst ein halbes Jahr später ist man in hitzigen Debatten zu endgültigen Ergebnissen gekommen. Österreich verliert an die Italiener Venetien und die Lombardei, diese verzichten dafür auf alle restlichen Ansprüche was österreichisches Gebiet betrifft. Alle anderen Völker verbleiben in Österreich, vor allem aus Furcht nach der Unabhängigkeit unter russischen Einfluss oder Herrschaft zu fallen. Allerdings wird das alte Kaiserreich total reformiert. Es wird eine föderalistisch-demokratische Verfassung angenommen, die Menschenrechte und mehr Macht für die Landtage der einzelnen Völker garantieren. Dadurch hat Franz Joseph möglicherweise seinen Kopf gerettet.

Viele sehen jetzt das Ende der „alten Ordnung der Fürsten“ gekommen, da im Deutschen Bund bis dahin Österreich, Preußen und Bayern als die 3 mächtigsten Mitglieder jeden Entwurf der Nationalversammlung erfolgreich blockiert haben. Jetzt erklärt Franz Joseph den Austritt Österreichs, da man genügend Probleme mit der Umsetzung der Reformen hat und sich nicht mit Verpflichtungen gegenüber den ehemaligen Verbündeten ablenken lassen will. Jetzt nach dem Bruch der Blockadefront fordert die Nationalversammlung Ende 1849 die Annahme einer demokratischen Verfassung für den Nationalstaat aller Deutschen mit Ausnahme der Österreicher.
Die Fürsten zeigen sich unentschlossen. Sie sind sich unsicher, ob nicht einige unter ihnen, die sich bisher am meisten gegen diese Vorstellung gestellt hatten, diesen Nationalstaat überleben werden, denn auch in Deutschland gewinnen die Radikalen immer mehr Einfluss, auch je länger die Fürsten zögern. So kommt es zu immer mehr Unruhen, Demonstrationen und Barrikadenkämpfen.

Dies alles erregt die Aufmerksamkeit des französischen Prinz-Präsidenten Louis Napoléon, der gerade die französische Regierung aufgelöst hat und sich, nachdem jeglicher Protest niedergemacht wurde, nach dem Vorbild seines Großvaters Napoléon Bonaparte zum Kaiser ausrufen lassen will. Ein Krieg gegen Deutschland ist ihm gerade recht um dem eventuellen neuen Protest das Wasser abzugraben und um den alten französischen Traum vom Rhein als „natürliche Grenze Frankreichs“ zu verwirklichen. So wird aus dem Prinz-Präsidenten Louis Napoléon im Januar 1850 Kaiser Napoléon III., der kurz darauf den Einmarsch französischer Truppen in die zu Bayern gehörige Rheinpfalz befiehlt. Eine Kriegserklärung an Bayern oder die anderen deutschen Staaten hält er nicht für nötig, da die Fürsten schon längst nicht mehr „Herren ihrer Länder“ seien und er offiziell nur die Ordnung wiederherstellen will. Er lässt allerdings offen welche Ordnung.

Die Fürsten geraten zuerst allesamt in Panik, denn sie fürchten, dass sich die Revolutionäre mit Napoléon verbünden und danach alle Fürsten stürzen oder sogar töten. Aber als Napoléon die ohne großen Widerstand besetzte Rheinpfalz Frankreich angliedert, wird diese Möglichkeit ausgelöscht, denn nun empfinden die Revolutionäre, die nicht nur Demokraten, sondern auch Nationalisten sind, dies als nationale Demütigung. Die Fürsten nutzen dies aus um doch noch einigermaßen an der Macht und am Leben zu bleiben und nehmen die Verfassung doch noch an.
Alles, was jetzt zähle, wäre der erneute gerechte Kampf gegen den Aggressor Napoléon. So wird der preußische König Friedrich Wilhelm IV. von der Nationalversammlung zum Kaiser des deutschen Volkes ausgerufen. Dieser mobilisiert sofort alle Truppen der Fürsten und zieht in Richtung Rheinpfalz. Durch ganz Deutschland „rollt eine Welle des Patriotismus“ und viele ehemalige Barrikadenkämpfer schließen sich Freiwilligenkorps an und folgen den regulären Truppen. Neutrale Beobachter meinen das die „alten Geister der Befreiungskriege gegen Napoléon Bonaparte wiederauferstanden seien“.

Da die Deutschen mit einer großen Übermacht heranrücken zieht sich der inzwischen zu seinen Truppen gestoßene Napoléon III. zurück. Er will den Schlachtplatz selbst bestimmen wie sein Großvater, der schließlich gegen überlegene Heere immer seine größten Triumphe gefeiert habe.

So treffen bei Saarbrücken die Deutschen unter der Führung von Kaiser Friedrich Wilhelm I auf die Franzosen unter Kaiser Napoléon III ….

1848: Churchill

Kaiser Napoléon III hätte eigentlich noch Zeit gehabt, in die Ardennen zu stoßen, doch er nutzte diese Chance nicht. 60.000 Mann französische Truppen gegen 150 000 deutsche Soldaten machten Napoléon zu schaffen. Er postierte Artillerie auf den höheren Ebenen und ließ die sich gerade formierenden Truppen zusammenschießen. Mit starken Flanken versuchte Napoleon der Einkesselung zuvorzukommen.

Doch nachdem die mäßig ausgerüsteten Korps gen Front zogen, verstärkte Napoléon weiter die Flanken. Er spekulierte auf einen Bluff der Deutschen. Doch die Soldateska blieb zusammen und bricht durch. Nun versuchen die Reserven der Franzosen die Deutschen zu vertreiben. Es gelingt nicht. Napoléon entschließt sich zu einer letzten Aktion: Ein Stoßkeil durch die schwächste Stelle der Deutschen. Unter höllischen Verlusten gelingen 10.000 Mitgliedern der großen Armee und Napoléon die Flucht. Der Rest soll Widerstand leisten, um die Flucht zu decken und die Truppen der Deutschen zu binden, bis der französische Landsturm zum Kampf bei Freiburg bereit ist. Zwei Monate später startet Napoléon mit 120.000 Männern nach Freiburg, wo er auch die Deutschen in einer Entscheidungsschlacht besiegen will.

Anfang 1852: Lorien
Antwerpen, Königreich Belgien

Dem Mann der soeben seine Unterschrift unter den Vertrag setzt, ist der Ärger deutlich anzusehen. Es ist Napoléon III., Kaiser der Franzosen, erst seit einem Jahr als solcher an der Macht, der hier zum Frieden gezwungen wird.

Dabei hatte das alles für ihn sehr gut angefangen. Gleich sein 1. Zug als erster Kaiser seit seinem Großvater, Napoléon Bonaparte, ließ jeden Protest gegen seinen Staatsstreich, der die Straßenschlachten gegen Polizei und Militär überlebt hatte, verstummen. Nichts belebt bei den Franzosen den Nationalismus mehr als ein Krieg vor allem, wenn er gegen einen alten Erzfeind gerichtet ist und die glorreichen Zeiten eines Napoléon I. in Aussicht stellt. Deutschland schien auch eine leichte Beute zu sein. Der Deutsche Bund, zur Abwehr genau solch einer Gefahr gegründet, ist zerbrochen. Das Kaiserreich Österreich als mächtigstes Mitglied ist nach innerer Revolution und Krieg gegen die Italiener ausgetreten, um sich ganz auf die Durchsetzung und Stabilisierung der neuen demokratisch-föderalistischen Verfassung zu konzentrieren. Die restlichen Mitglieder sind zerstritten und mit sich selbst beschäftigt, da sich die regierenden Monarchen nicht entscheiden können, entweder die von der Nationalversammlung in Frankfurt geforderte Verfassung anzunehmen und einen enormen Machtverlust hinzunehmen oder es zu riskieren wegen der zunehmenden Zahl radikaler Revolutionärer und Barrikadenkämpfer vielleicht sogar im wahrsten Sinne des Wortes den Kopf zu verlieren.

So fiel es Napoléon III. leicht die bayerische Rheinpfalz, ohne auf großen Widerstand zu stoßen, zu besetzen und Frankreich anzugliedern und so den alten französischenn Traum vom Rhein als natürlich Grenze gegenüber Deutschland wahr werden zu lassen.

Er hatte allerdings den Nationalismus der Deutschen unterschätzt, denn sowohl Monarchen als auch Radikale einigen sich nun auf die Annahme der Verfassung und so sieht sich Napoléon III. plötzlich einem überlegenen deutschen Heer unter der Führung des neu proklamierten deutschen Kaisers Friedrich Wilhelm gegenüber, das darüber hinaus von den inzwischen in Freiwilligenkorps organisierten ehemaligen Revolutionären und Barrikadenkämpfern verstärkt wird.

Es stehen 60.000 Franzosen gegen 150.000 Deutsche. Auch wenn er in typischer Napoléonart das Schlachtfeld bei Saarbrücken selbst wählt, so unterschätzt Napoléon III. doch die Freiwilligen sträflich. Diese brechen dann auch durch die französische Front und entscheiden die Schlacht zugunsten Friedrich Wilhelms. Nur durch einen Durchbruch an der schwächsten Frontstelle der Deutschen gelingt Napoléon und 10.000 Männer die Flucht. Von dieser ersten schweren Niederlage hat er sich jedoch schnell erholt, denn er marschiert bereits 2 Monate später wieder mit 150.000 Mann in Richtung Freiburg. Doch auch diesmal versagen seine Pläne, da zwar französische Truppen überall Deutsche binden, die Deutschen aber über größere Reserven verfügen als angenommen. Zum 2. Mal verflucht Napoléon die Freiwilligenkorps. Es kommt schließlich bei Freiburg zu einer blutigen Schlacht. Die Deutschen verkraften die Verluste besser und können Napoléon III. wieder zum Rückzug zwingen. Dass dieser schließlich noch Kaiser blieb, hatte er ironischerweise auch den Freiwilligen zu verdanken. Diese gaben nach den großen Siegen den Ausschlag zu einem Vorstoß durch die Burgundische Pforte in Richtung Belfort. Napoléon wartete schon auf sie. Ein Flankenvorstoß auf die schnell vorrückenden und weit auseinandergezogenen deutschen Truppen vernichtet innerhalb weniger Stunden die Hälfte der Freiwilligenkorps. So schnell, wie sie eingefallen sind, verschwinden sie auch wieder.

Jetzt schaltet sich Großbritannien ein und schlägt Friedensverhandlungen vor. Beide Seiten nehmen – auch für die Briten selbst – überraschend an. Was nämlich niemand weiß ist, dass sowohl Napoléon als auch Friedrich Wilhelm nach den blutigen Schlachten keine Reserven mehr an erfahrenen Soldaten haben und jetzt diese Verhandlungen nutzen, um den Krieg zu beenden und das Gesicht zu wahren.

Schließlich finden auf neutralem Boden frostige Verhandlungen bis zu jener Unterschrift statt und man einigt sich auf den „Status quo ante“, sprich alles bleibt, wie es vor dem Krieg war.

Diese Unterschrift beendet den deutsch-französischen Krieg.
Dieser Vertrag bringt jedoch weder einen kurz- noch einen langfristigen Frieden und alle Beobachter sind sich einig, dass es nicht der einzige Krieg zwischen den Großmächten bleiben wird. Denn die Frage, wer den Krieg gewonnen hat, bleibt ungeklärt. Mit der Zeit reduziert sich diese Frage auf ein einziges Gefecht (offiziell Schlacht). Gegen Ende des Krieges stießen bei Mühlhausen (frz: Mulhouse) Franzosen, die die Burgundische Pforte schließen und sichern sollten, auf die Nachhut der sich zurückziehenden Deutschen. Obwohl die ganze Sache nur ein Artillerieduell mit viel Pulverdampf und wenig Treffern, sowie einigen wenigen tollkühnen und ruhmsüchtigen Spinnern als Verluste war, wurde dieser letzte große Zusammenstoß des Krieges so weit hochstilisiert, dass es schließlich nur darauf anzukommen schien, wer ihn gewonnen hatte, der hatte auch den Krieg gewonnen. Die ersten Handlungen der Kaiserreiche lassen an den Voraussagen auch keine Zweifel. Befestigungen werden ausgebaut, die Armeen aufgefrischt und verstärkt und die Rüstung gefördert.

Dies gestaltet sich in Deutschland schwieriger, da aufgrund der langen nationalen Spaltung keine einheitliche Wirtschafts- und Politikstruktur vorhanden ist. In den Einzelstaaten muss erst eine demokratische Verwaltung und eine ihnen übergeordnete Reichsverwaltung aufgebaut werden. Der deutsche Nationalstaat steht noch in den Kinderschuhen und muss sich erst entwickeln und bewähren.

Im Rahmen der „Verteidigungsmaßnahmen“ werden auch Verbündete gesucht. Hier findet Frankreich in Russland einen verlässlichen, denn der russische Vielvölkerstaat hat die Revolutionen nur mit blutigen Militärmaßnahmen überlebt und sieht in den freiheitlichen Systemen Deutschlands und Österreichs eine Bedrohung seiner staatlichen Einheit und Stabilität. Dieses Bündnis wird wie üblich geheimgehalten, jedoch gelangen Gerüchte darüber über die Grenze, was schließlich zu einem Bündnisschluss zwischen Deutschland und Österreich führt. Da bis auf Großbritannien alle Großmächte Europas dadurch in Bündnisse integriert sind, beginnen nun beide Seiten um die Briten zu buhlen. Frankreich weiß, dass ein Bündnis mit dem schlimmsten Erzfeind fast unmöglich ist und versucht deshalb ihn neutral zu halten, während Deutschland schon eher auf ein Bündnis abzielt. Aber das britische Parlament ist gespalten. Eine Seite befürwortet weiterhin die Politik der „balance of power“, damit keine Macht auf dem Kontinent stark genug wird um Großbritannien selbst gefährlich zu werden. Die andere ist für ein Bündnis mit Deutschland und erklärt die bisherige Politik für gescheitert. Frankreich lasse sich nicht kontrollieren und man muss handeln damit nicht „unsere Kindeskinder gegen Napoléon VIII. kämpfen müssen“. Nachdem wegen dieser Spaltung Verhandlungen sinnlos sind, gehen beide Bündnisse zu einer anderen Taktik über. Man belauert sich und versucht dem anderen Verstöße gegen den Friedensvertrag nachzuweisen, um den Krieg erklären zu können und Großbritannien auf seine Seite zu ziehen.

So bleibt ein instabiler Frieden erhalten…. aber wie lange….

Ende 1862, Waterloo (Lorien)

Dem Mann, der von einem Hügel die Umgebung beobachtet, ist die Erleichterung deutlich anzusehen.

An dem konkreten Anblick, der sich ihm bietet, konnte es nicht liegen, denn die Felder sind mit Leichen übersät. An diesem historischen Ort hatte sich das bemitleidenswerte Feldheer der Belgier gesammelt, um den Eindringlingen wenigstens nicht die Hauptstadt Brüssel in die Hand fallen zu lassen.
Doch Napoléon III., Kaiser der Franzosen und Oberbefehlshaber der „Eindringlinge“, hatte ihnen keine Chance gelassen. Mit 480.000 Mann den 30.000 eilig gesammelten Belgiern zahlenmäßig total überlegen, hatte er sie überraschend angegriffen, um sie daran zu hindern sich vielleicht in Brüssel zu verschanzen und so den Zeitplan, den er selbst erarbeitet hatte, zunichtezumachen. Obwohl nicht nur an Soldaten, sondern auch an Artillerie, übriger Bewaffnung sowie Ausbildung überlegen, hatte Napoléon III. doch ein leicht flaues Gefühl im Magen, schließlich war hier vor knapp 48 Jahren sein Großvater gescheitert.

Aber diesmal hatte alles geklappt. Die belgischen Verteidiger hatten das Schicksal ihrer Kameraden geteilt, die überrannt wurden, als die französischen Heere bei Chimay und Dunkerque (Dünkirchen) überraschend und ohne Kriegserklärung die französisch-belgische Grenze überschritten hatten.

Napoléon III atmete auf. 10 Jahre harte Arbeit hatten sich ausgezahlt. Noch zu oft erinnerte er sich an seine letzte Reise nach Belgien. Damals war er nach dem 1. deutsch – französischen Krieg gezwungen einen demütigen Frieden in Antwerpen zu schließen, welcher tiefe Wunden in seiner Seele hinterlassen hatte.

Und nicht nur in seiner….

Die Franzosen hatten es ihm nicht verziehen, dass er gegen das gerade entstandene deutsche Kaiserreich den Kürzeren gezogen hatte und nicht sofort, nachdem das Heer wieder aufgefrischt war, wieder losgeschlagen hatte.
Aber er hatte es besser gewusst. Die Deutschen hatten ebenfalls ihr Heer wieder kriegsfähig gemacht und waren, was die Reserven anging einfach zur damaligen Zeit überlegen. Jedoch wusste Napoléon III. um die Schwäche des 2. deutschen Kaiserreichs. Wenn beide Reiche anfingen alles zu mobilisieren, was möglich war, nicht nur was eine Armee anging, sondern auch Rüstung, dann würden die Deutschen zwar im Endeffekt überlegen bleiben, allerdings um einiges länger brauchen, dieses Ziel zu erreichen. Denn ein Kaiserreich mit demokratischen Prinzipien aufzubauen, wo vorher ein lockerer Bund absolutistischer Fürsten gewesen war, erforderte jede Menge Zeit und anderer Dinge. Frankreich hatte das in ähnlicher Weise schon viel länger hinter sich und deshalb hatte Napoléon III. eben alles mobilisiert und in den 10 Jahren seine Armee auf 1,3 Millionen Mann exzellent bewaffneter und ausgebildeter Soldaten ausgedehnt sowie die größte Flotte aufgebaut, die Frankreich je besessen hatte. Das hatte zwar die Briten nervös gemacht, aber das war jetzt nebensächlich.

Zwar würden das Deutsche Reich und Großbritannien Frankreich bald wieder an Heer und Flotte übertreffen, aber im Moment war Frankreich beiden in ihren Domänen überlegen.

Und genau in diesem Moment hatte Napoléon III losgeschlagen. Auch war Frankreich nahe am Staatsbankrott und die Hetze gegen die deutschstämmigen Elsässer fruchtete langsam nicht mehr als Ablenkung vor der Passivität Napoléons III.

Doch jetzt waren alle diese Sorgen Vergangenheit.
Die belgische Armee war vernichtet und stellte keine Gefahr mehr dar. Großbritannien hatte zwar, wie erwartet als Schutzmacht Belgiens Frankreich den Krieg erklärt, doch vor der Schlacht bei Waterloo war im Lager die Nachricht angekommen, dass die 2. Französische „Belgienarmee“ Brügge und die gesamte restliche Küste Belgiens besetzt hatte, sowie die vorgesehenen Teile der französische Flotte vor Ostende in Stellung gegangen waren. Bis auf Weiteres würden die Briten keine Landung wagen können.

Morgen würde Napoléon III 120.000 Mann in Richtung Ardennen und damit in Richtung Deutsches Reich schicken. Wenn es gut lief, würden die Deutschen glauben, er wolle jetzt schon in ihr Land einfallen und alle verfügbaren Truppen an der Grenze sammeln. Wenn nicht, müssten sie zumindest so viele Truppen dort stationieren, um seine Ardennentruppe zu binden. Diese Truppen würden ihnen dann fehlen, wenn es zur Entscheidungsschlacht kommen würde. Der Hauptteil der französischen 1. „Belgienarmee“ würde weiter nach Norden ziehen, in das Königreich Niederlande einfallen, die schwache Armee wie hier in Belgien auslöschen und die bemerkenswerte Kriegsflotte in den Häfen entern, dann einen Hacken schlagen und vom Nordwesten in das Ruhrgebiet, das Zentrum der neuen Industriemacht Deutschland, einmarschieren und dort die deutsche Armee zur Entscheidungsschlacht fordern.

Natürlich würden sie dort auf alle verfügbaren deutschen Soldaten treffen. Aber es dürften zu wenig werden, um die Franzosen aufzuhalten, denn selbst bei Straßburg hatte er Truppen stationiert, die nur darauf warteten eine unbesetzte deutsche Grenzregion zu überfallen. Sollte der deutsche Kaiser bei seinem Verbündeten in Wien um Truppen betteln, so würde er bitter enttäuscht werden. Die Russen hatten inzwischen wie vereinbart das Osmanische Reich auf dem Balkan angegriffen, was das föderale Kaiserreich Österreich dazu veranlasste ebenfalls wie erwartet, seine verfügbaren Truppen an der Südgrenze zu konzentrieren. Wenn die Deutschen geschlagen waren, würde man ihnen einen Frieden diktieren, damit sie nie wieder eine Gefahr für Frankreich darstellen würden und mit Briten, Belgiern und Niederländern könnte man ja dann ganz entspannt plaudern und sich arrangieren. Nun, mit den Belgiern vielleicht nicht, denn im Moment fühlte sich Napoléon III zu wohl in diesem Land, als dass er es wieder aufgeben wollte…

Mit einem Lächeln auf den Lippen steigt Napoléon III auf sein Pferd und macht sich auf den Weg zur Siegesparade in Brüssel, wobei er anfängt die Marseillaise zu pfeifen.
„Möge das Blut unserer Feinde unsere Äcker tränken….“

Berlin, 1 Woche später

Wieder sieht man einen Mann seine Umgebung beobachten, wobei der Anblick und seine Miene jedoch grundverschieden zu dem neuen Sieger von Waterloo waren. Sein Anblick geht über eine Stadt, die immer mehr wuchs und damit symptomatisch für die Aufbruchstimmung des gesamten Reichs warr. Auch ist sein Platz kein Hügel in der Landschaft, sondern der Balkon des Tagungsraumes der deutschen demokratisch gewählten Regierung im vor kurzem fertiggestellten Reichstag. Jedoch ist dieser im Vergleich positive Ausblick im Moment nicht fähig die Besorgnis aus dem noch jung wirkenden Gesicht zu vertreiben, wozu auch die aufgeregt nach draußen klingenden Stimmen beitragen.

Der Mann ist Friedrich III., seit einem Jahr Kaiser der Deutschen, nachdem Kaiser Friedrich Wilhelm I 1861 gestorben war und sein Vater Wilhelm zu sehr in der Vergangenheit verhaftet war, um Kaiser des demokratischen Reiches zu werden.

Er dreht sich um und beobacht durch das Glas der Tür die aufgeregt gestikulierenden und diskutierenden Mitglieder der konservativ-liberalen Regierung und der sozialistischen Opposition. Auch wenn die immer stärker werdende Sozialistische Arbeiterpartei SAP seit den Sozialversicherungsgesetzen des letzten Jahres schon lange nicht mehr die Worte „Revolution“ und „Diktatur des Proletariats“ in den Mund genommen hatte, zeigt sich nun, dass die Partei des Karl Marx doch nicht so zahm geworden ist, wie die Regierung gehofft hatte. Die SAP nutzte immer noch jede Gelegenheit der Regierung, auch wenn sie nun fast nicht mehr aus „adeligen Unterdrückern“ bestand, so viele Zugeständnisse abzuringen wie es möglich war.

Aber… das war nun mal Demokratie.

Friedrich III. wendet sich wieder der pulsierenden Hauptstadt zu und erinnert sich, warum der Posten des Außenministers leer gewesen war. Außenminister Bismarck, der als extremer Königstreuer eigentlich kaum mehr tragbar, jedoch als Außenpolitiker ein absolutes Genie ist, hatte sich wirklich zu einer Ochsentour aufgemacht. Zuerst nach Amsterdam, um die Niederländer dazu zu bewegen, deutsche Truppen ins Land zu lassen, dann nach London um ein britisch-niederländisch-deutsches Bündnis gegen Frankreich zu schließen und schließlich nach St. Petersburg um den österreichisch-russischen Konflikt beizulegen. Chancen zu letzterem räumte ihm fast niemand ein, trotz seines Genius, denn Friedrich III. ist nicht der einzige der hinter dem fast gleichzeitigen Angriff der Russen auf das Osmanische Reich, der den österreichischen Verbündeten so in Aufregung versetzt, und dem feigen Überfall der Franzosen auf Belgien einen sehr merkwürdigen und gefährlichen Zufall sieht.

Nach den letzten Berichten aus dem besetzten Belgien war es vollkommen richtig gewesen, Generalfeldmarschall Moltke an die Grenze zu beordern. Ohne diesen Fürsprecher der technischen Neuerungen wie Eisenbahn und Telegraf wäre es nie möglich gewesen, dass ihn dort auch gleich 60.000 Mann erwarteten. Gegenüber hunderttausenden Franzosen waren sie zwar zahlenmäßig in der Minderzahl, aber vielleicht reichte die technische Überlegenheit der Bewaffnung, um die Grenze lange genug zu verteidigen bis die Generalmobilmachung Verstärkungen heranführte.

Die Vorteile es eines Staates der seine Wissenschaftler und Studenten nicht mehr zensiert und überwacht.

Die 5.000 Mann belgische Grenztruppen, die angesichts der anrückenden Franzosen übergelaufen waren, bildeten sicher eine wertvolle Verstärkung, aber ob allein ihre Wut ob des Massakers von Waterloo ausreichte…

Kaiser Friedrich III. kratzt sich nachdenklich am Bart und geht langsam wieder zur Tür um seine Vermittlerrolle wiederaufnehmen zu können.
Das Deutsche Reich besaß inzwischen so viel, was es zu bewahren gab und fast automatisch mit diesem Gedanken summt er leise die neue Nationalhymne vor sich hin, bevor der die Tür zu den lärmenden Verhandlungen öffnet:
„Einigkeit und Recht und Freiheit….“

1862 (Lobo)

2 Wochen später kommt es zur Schlacht um Aachen, in der die gesamte Stadt dem Erdboden gleichgemacht wird. Friedrich III. hatte die Stadt schon vorher eilig evakuieren lassen. So hielten sich die Verluste der Zivilbevölkerung in Grenzen. Die Franzosen können Aachen zwar nehmen, aber der gesamte nördliche Frontabschnitt wurde zu sehr geschwächt, um tiefer ins Rheinland stoßen zu können. Napoléon III. ist äußerst erregt über diesen Zustand, er gefährdet sein gesamtes Konzept.

An der niederländischen Grenze kommt es vereinzelt zu Gefechten, jedoch will man hier nach der Schlacht um Aachen nicht zu viel riskieren. Napoléon III. bleibt nur noch der Süden Deutschlands und er muss sich beeilen: Englands Seeblockade führt zu Rohstoffknappheit in Frankreich, gerade jetzt wo er den Nachschub so dringend braucht.

Belgische Freiwilligenverbände machen der französischen Armee auch noch zu schaffen, keine angenehme Lage. Er muss handeln, schnell und effektiv. Er bündelt die gesamte südliche Front zu einer Angriffsspitze mit dem Ziel Bayern. Die Deutschen hatten hingegen nicht so viele Probleme: In der Schlacht um Aachen lag die Verlustquote bei 20 Franzosen auf 5 Deutsche. Ein mehr als erfreuliches Ergebnis für Moltke, der den Einsatz von Schnellfeuergewehren zuließ. Er wollte so schnell wie möglich zurückschlagen, doch noch fehlten ihm die Truppen zum Angriff. Die Front rund ums Rheinland hatte er gesichert, nur machte ihm der Süden etwas zu schaffen, jedoch rechnete er nicht mit einem starken Angriff der Franzosen in diesem Gebiet.

Am 1. November 1862 schlagen die französischen Truppen zu und zerschießen die deutschen Befestigungen im Sturm, 60.000 deutsche Soldaten werden in den nächsten 4 Tagen noch fallen. Insgesamt sind über 200.000 französische Soldaten in Richtung München, ein gefährlicher Plan Napoleons der Deutschland das Genick brechen kann. Eilig werden Freiwilligenverbände zusammengestellt, meist bestehen sie aus Bauern und Hirten die nie eine Waffe gesehen haben. Die französische Armee kann ohne Probleme Baden und Württemberg einnehmen, ehe sie wegen Versorgungsprobleme stoppen muss.

Die deutschen Truppen sind geschwächt und befinden sich auf dem Rückzug. Die Generalmobilmachung geht nur langsam voran, Moltke stehen erst jetzt 300.000 Soldaten zur Verfügung, die er jedoch auf einer Front von 700 km verteilen muss. Panzer werden nur langsam geliefert und können wegen Treibstoffmangel kaum eingesetzt werden. Moltke ist entsetzt am Telefon, als er die Erfolge der Franzosen erfährt. Er will handeln, schnell und effektiv!
Deutsche und belgische Soldaten stoßen in den Morgenstunden des 6 Novembers Richtung Brüssel vor, die geschwächte französische Front gibt nur geringen Widerstand von sich, so ist es kein Wunder das Moltke schneller vorrücken kann als er dachte. In der Zwischenzeit steht Napoléon III. schon vor München, jedoch weiß er noch nichts von der Lage im Norden, das französische Heer besitzt noch keine Funkeinrichtungen oder Telefone. Moltke will Napoléon III. so schnell wie möglich aus Deutschland herauswerfen, Napoléon III. will so schnell wie möglich in Deutschland rein, das Ziel liegt ihm vor der Nase.

1852 (Lorien)

Doch der Vormarsch gestaltet sich als immer schwieriger. Oft werden das Lager und der Heereszug der Armee Napoléons von Heckenschützen angegriffen. Es sind die deutschen Freiwilligen, die zwar gar nicht oder kaum an der Waffe ausgebildet wurden, jedoch als einheimische Hirten und Bauern wissen, wie man sich im Gelände aufzuhalten hat, um sich anschleichen zu können, aus dem Hinterhalt zu schießen und anschließend wieder ungesehen zu verschwinden. Zwar sind diese Verbände nicht in der Lage die Franzosen in einer offenen Feldschlacht zu besiegen, aber sie reichen aus um über wütende Franzosen, die den Angreifern gefolgt sind, herzufallen und somit das französische Heer immer mehr aufzureiben. Auch marschiert Napoléon fast blind in Richtung München, denn von den Spähtrupps kommen die wenigsten wieder im Lager an, ebenso wird der Nachschub immer seltener in einem Stück geliefert und vergrößert eher das Heer der Verwundeten.

So erreicht die Nachricht von den Niederlagen in Belgien Napoléon erst am 12. November. Dieser reagiert sofort und treibt seine Armee noch schneller in Richtung München, so schnell, dass die deutsche Heckenschützen, die inzwischen immer koordinierter und gezielter angreifen, kaum mehr verfolgt werden können.

Moltke sieht seine neuste Taktik bestätigt und lässt die Truppen vor München so zusammenziehen, dass der „blinde“ Napoléon in eine Falle tappt. Den Einsatz der „Panzerwagen“ verwirft er wieder, zwar hat der vor 5 Jahren erfundene „Kraftwagen“ ein großes Entwicklungspotential, für dessen Förderung Moltke sich nach dem Krieg einsetzen will, aber jetzt ist er als militärische Waffe zu unbeweglich und zu wenig geländetauglich, außerdem wird er bei zu starker Panzerung und Bewaffnung fast kaum mehr fahrtauglich, sofern er nicht gleich in die Luft fliegt. Aber dieser Misserfolg geht in einer Welle von Erfolgsmeldungen unter.

Durch die ausbleibende Vernichtung des niederländischen Militärpotentials (Moltke gelang es dem ruhmsüchtigen Feldherrn des Ardennenheeres vorzuspielen, bei Aachen sei eine Lücke in der deutschen Front, worauf dieser gegen die Befehle Napoléons angriff) ist zwar das Landheer der Franzosen nicht gefährdet. Aber die starke Flotte der Niederländer stellt eine enorme Bedrohung für die französische Flotte dar, welche sie auch gleich unterstreicht. In nur einer Woche werden zusammen mit der Royal Navy sämtliche französischen Schiffe im Ärmelkanal versenkt oder kampfunfähig geschossen. Das ermöglicht der britischen Armee endlich in Ostende zu landen und sich mit der Armee Moltkes und den Belgiern zu vereinigen.

Napoléon III. letzte Stunde scheint geschlagen zu haben, selbst wenn er München einnehmen sollte. Aber er hat noch ein Ass im Ärmel, die „Milice civile“, die Bürgermiliz. Jeder französische Bürger im wehrfähigen Alter ist verpflichtetes Mitglied dieser Miliz, wodurch er eine leichte Bewaffnung und eine militärische Grundausbildung, die in regelmäßigen Abständen aufgefrischt wird, erhält. Und diese Miliz lässt Napoléon jetzt mobilisieren, auch wenn er dafür 50 Mann losschicken muss, damit wenigstens einer ankommt und den Befehl überbringt. Ebenso zieht er seine Truppen aus Belgien zurück, wobei er nur „verbrannte Erde“ zurückgelassen sehen will. Die Belgienarmeen ziehen sich somit auf die französische Grenzbefestigungslinie zurück, ein stark ausgebautes System von stark armierten Festungen sowie kleineren Zwischenwerken. Es ist dazu gebaut worden, den Gegner ausbluten zu lassen, den Napoléon ließ die Linie anlegen, weil er fürchtete, dass sein Angriffsplan verraten würde und er so plötzlich in der Defensive wäre. Dort verstärkt die Milice die geschwächten Truppen, sodass die Deutschen, Briten, Belgier und inzwischen wenn auch recht wenigen Niederländer vor einem Bollwerk stehen, dass sie kaum zu durchbrechen vermögen, während Napoléon in aller Ruhe München nehmen will, wo ihn allerdings schon deutsche Truppen erwarten…

1852 (Lobo)

Am 18. November erreicht Napoléon III. die Stadt München, die komplett verlassen erscheint. Moltke hatte die Stadt evakuieren lassen, damit man für die Schlacht freie Bahn hat. Die deutsche 3. und 4. Armee stehen im Norden Bayerns und bringen zusammen eine Mannstärke von 105.000 Soldaten auf, während die 7. und 8. Armee im Osten Bayerns eine Mannstärke von 100.000 Soldaten aufweisen kann. Freiwilligenverbände im Westen Bayerns können 40.000 Mann bieten, welche nur darauf warten die Franzosen zu zerschlagen. Im Westen stehen 110.000 deutsche, 30.000 britische, 30.000 belgische und 20.000 niederländische Soldaten gegen die Reste der französischen Armee. Eine Übermacht die selbst die Verteidigungslinie Napoléons nur kurz aufhalten kann. Hinzu kommt, dass den Deutschen in 3 Wochen weitere 400.000 Soldaten zur Verfügung stehen werden, freiwillige die zu Kriegsbeginn in die Armee eintraten (es gibt seit 1860 keine Wehrpflicht mehr) und einen Schnellkurs in Sachen Überleben erhielten.

Napoléon III. verkennt den Ernst der Lage. Er denkt, die Deutschen wären aus Angst geflohen. Napoléon lässt die Stadt München befestigen und will die geschundene Armee einige Tage Ruhe gönnen. Er hofft darauf, dass die Deutschen alle ihre Kräfte auf den Westen konzentrieren würden, um in Frankreich einzufallen und um ihm den Weg zurück abzuschneiden. Er vertraute sehr auf seine Verteidigungslinie, die er selbst konzipierte.
Sein nächstes Ziel wären nun Berlin und Schlesien, den wichtigsten Zielen des Deutschen Reiches. Die nachfolgenden Truppen Napoléons, berichten über schwere Gefechte im Westen, sowie der Einnahme Belgiens.

Am Morgen des 20. Novembers, wecken Napoléon im Münchener Hofbräuhaus die Geräusche von Geschützbeschuss: 1.700 Geschütze beschießen die Stadt und sorgen für ein Flammeninferno, sowie für einen Strom von flüchtenden Franzosen. Über 10.000 französische Soldaten kommen in den ersten Stunden um, weitere 20.000 werden verletzt und 5000 laufen zu den Deutschen über. Napoléon sitzt in der Falle. Die Freiwilligenverbände schließen München im Westen von den Resten der französischen Front ab, München ist nun komplett eingekesselt. Mit Napoléon sitzen nun 107.000 Franzosen in der Falle, auf sie warten über 200.000 Deutsche. Napoléon entwickelt einen Fluchtplan…

Im Westen trifft eine Armeespitze auf die französische Verteidigungslinie, es kommt zu einem kurzen aber heftigen Gefecht, welche die Franzosen für sich entscheiden können. Die Nachricht geht schnell herum, die Deutschen trauern, die Franzosen jubeln. Es gab wenig in Frankreich zu jubeln, deshalb wird dieses Ereignis wie kein anderes gefeiert.

Moltke sieht die Gefahr eines Stellungskrieges, dies sehen die Briten jedoch anders. Sie denken es wäre nur ein kleiner Verteidigungswall, der in zwei Wochen zu überwinden wäre. Moltke überlässt den Briten das weitere Vorrücken, er lässt seine Armee auffrischen und nachrüsten. Schweres Gerät tritt nun an die Stelle von leichten Gewehren.

1852 (Lorien)

Die Briten starten einen Angriff in Richtung Lille und müssen erkennen, dass ihnen doch kein kleiner Wall bevorsteht. Der Angriff frisst sich blutig in den französischen Stellungen fest. Erst neu herangeschaffte schwere Geschütze der Deutschen ermöglichen einen Rückzug, dabei hat das britische Korps allerdings eine Verlustquote von 75 % eingefahren. Das strategische Kommando der „Alliierten“ geht wieder an Moltke über, der sich aber mehr auf die Schlacht um München konzentriert.

Hier startet Napoléon III. am 23. November seine Flucht. Die angreifenden deutschen Soldaten zeigen sich überrascht, als die eingeschlossenen Franzosen plötzlich auf ihre Angriffsspitzen zurennen und gehen in Verteidigungsposition um die Franzosen niederzumähen. Dieses blutige Ablenkungsmanöver ermöglicht Napoléon einen Durchbruch in Richtung Südwesten. Dies geschieht allerdings nur mit seiner verbliebenen Kavallerie und seinen Elitefußtruppen, die zurückgelassene Artillerie und Infanterie ergibt sich 2 Tage später, nachdem Napoléon genügend Vorsprung hat, es sind nur noch knapp 10.000 Mann. Die deutschen Armeen verfolgen Napoléon erbittert durch ganz Baden und Württemberg, um die Scharte auszuwetzen.

Er kann jedoch mit seinen verbliebenen Truppen nach Strasbourg entkommen. Durch diesen in Frankreich als „strategische Meisterleistung“ gefeierten Rückzug und weil sich die Franzosen angesichts der vielen Gegnern keinen Regierungswechsel leisten können, kann Napoléon seine minimale Gnadenfrist noch verlängern, er kann sich aber nun keinen Fehlgriff mehr erlauben.

Auf der Seite der Alliierten ist man sich inzwischen einig dass nur eine gut vorbereitete Großoffensive die „Fortifications de l’Est“ (Ostfestungen) der Franzosen durchbrechen kann, denn Napoléon lässt die Bürgermiliz nun konsequent Mobil machen und pausenlos drillen, um sie kampfbereit zu machen.

Inzwischen hat sich im Konflikt Österreich gegen Russland auch einiges getan. Nachdem die deutsche Vermittlung gescheitert war und die Truppen des Zaren fast ohne Widerstand der Türken Moldau und Walachei, also Rumänien erobert haben, entschloss sich die österreichische Regierung zu einem gefährlichen Spiel und lies ihre Truppen direkt vor der Nase der russischen 700.000 Mann-Armee in Serbien einmarschieren um sich Russlands „Kampf zur Befreiung der Balkanvölker“ anzuschließen. Dass dafür eine Generalmobilmachung nötig ist, macht sogar die russischen Generäle stutzig. Aber protestieren kann man nicht, da kein offensichtlicher Grund besteht, auch wenn Zar Alexander II einen Wutanfall bekommt. Dem Osmanischen Reich bleibt angesichts der unausweichlichen Niederlage nur der Rückzug aus Europa bis auf Konstantinopel.

Und nun steht die Entscheidung an der Donau an, wo sich Russen und Österreicher, denen sich Freiwilligenverbände der Balkanvölker außer den Serben angeschlossen haben (Man hatte nicht die blutige Niederschlagung der Polen- und Finnlandaufstände 1848 vergessen und die Österreicher garantieren Unabhängigkeit vor den Russen), belauern. Schließlich bleibt den russischen Generälen nichts anderes übrig, als anzugreifen, da der Zar schon droht Köpfe rollen zu lassen und sich die Weltöffentlichkeit eher für den Krieg in Westeuropa interessiert. Aber die knapp 300.000 Österreicher und Verbündete haben sich schon länger auf den unausweichlichen Angriff vorbereitet. Als die riesige russische Heereswalze sich über die Donau auf die Stellungen der Österreicher zuquält, wurden schon längst mit Hilfe von rumänischen Unabhängigkeitsanhängern die verbündeten Truppen an den Flanken der Russen postiert, von wo aus sie jetzt die Russen unter Beschuss nehmen. Die zwangsrekrutierten russischen Soldaten glauben an einen Hinterhalt und es bricht Panik aus. Geschlagen ziehen sich die Russen wieder zurück. Als auch ein weiterer russischer Vorstoß in den Karpaten hängenbleibt, kehrt auch hier vorläufige Ruhe ein. Vorläufige, weil kein Kriegsführender sich jetzt einen Friedensschluss machen kann, ohne als Verlierer dazustehen oder als solcher der sich eine Chance entgehen hat lassen, den bösen Erzfeind zu schlagen.

Für 2 Monate herrscht ein seltsamer Friede in Europa, während alle Nationen alles für ihre Kriegsmaschinerien rekrutieren, was sich rekrutieren lässt.

Am Morgen des 22. Januars 1863 bewegen sich in den Stellungen der Alliierten von Lörrach im Schwarzwald bis in Nieuwpoort an der Küste des Ärmelkanals die Männer in ihre Stellungen. Bereit zur größten Offensive aller Zeiten von 1,1 Millionen deutschen, 1 Million britischen aus allen Teilen des Empires sowie 60.000 belgischer und 70.000 niederländischen Soldaten gegen die 1,3 Millionen Franzosen des Louis-Napoléon Bonaparte III. Gelingt diese Offensive, macht sie Frankreich den Garaus zu machen, weil Napoléon nirgendwoher Reserven abziehen kann. Scheitert, sie wird sie auch das größte Blutbad aller Zeiten und Napoléon kann noch einmal seinen Kopf aus der Schlinge ziehen, wenn er gegenüber den überlegenen, aber den erschöpften Gegnern einen Friedensschluss diktieren kann.
Gleiches gilt für die 1 Million Soldaten des Vereinigten Kaiserreichs Österreich, welche gegen 3 Millionen schlecht ausgebildete und bewaffnete zaristische Soldaten antreten.

Es ist der Morgen des 22. Januars 1863 als die Ruhe in Europa durch das Donnern von tausenden Kanonen durchbrochen wird…

1853 (Lobo)

Die gefangengenommenen französische Soldaten (überlebende Münchens), zeigen sich erstaunt über die Tatsache, dass es mehr als nur 50.000 Deutsche waren, die auf sie zumarschierten. Von so vielen hat ihnen Napoléon nämlich berichtet, um sie für die Schlacht zu ermutigen. Deutschlands Verluste waren gering, im Vergleich zu denen der Franzosen.

Moltke kann sich ein Grinsen nicht verkneifen, als er über die französischen Flaggen marschiert, die Napoléon bei seiner Flucht zurücklassen musste. München ist nun komplett dem Erdboden gleich, ein tiefer Schnitt in die Seele Bayerns, der noch lange für Hass sorgen wird. Moltke hatte die Franzosen nun endlich vom Reichsgebiet vertrieben. Nur für wie lange fragt man sich in Berlin. Friedrich ist äußerst zufrieden, das Volk jubelt Moltke und einem seiner jungen Kollegen, General Schliffen, in einer großen Siegesparade zu.

Jedoch ist der Krieg noch nicht vorbei, denn die Rachegelüste der gesamten Alliierten entflammten nach der ersten Frankreichschlacht aufs neue. In Afrika haben derweil deutsche und britische Truppen die französischen Kolonien erobert, Frankreich ist nun von den wichtigen Rohstoffen abgeschnitten, politisch isoliert und militärisch in großer Bedrängnis. Russland verspricht Frankreich daraufhin Rohstofflieferungen, erklärt den Alliierten nicht den Krieg. Napoléon schwitzt wie noch nie in seiner Amtszeit, durch einen Querschläger wurde sein Knie zerschmettert und das Fieber nagt an seinem Leben > (21. Januar)

1. Januar
4.200 allierte Geschützen beschießen um 6.35 Uhr die Front bei Straßbourg, der größte gebündelte Einsatz von Geschützen in der Geschichte. Der Angriff dauert bis 12 Uhr, denn neue Munition muss herangeschafft werden. Der Rhein ist vom Staub der Erde braun gefärbt, die Erde hinter ihm rot. Die großen Bunkeranlagen Frankreichs halten dem Angriff mit Mühe stand, doch jeder Soldat weiß, dass sich dies noch früh genug ändern wird. Napoléon III. ist zu dieser Zeit bewusstlos, ein Zustand der den Generälen nur recht sein kann. Die Ereignisse überschlagen sich.

Am 23. Januar lässt das neu gegründete französische Oberkommando die Front bei Straßbourg (oder das, was davon übrig geblieben ist) abrücken, um ca. 20 km nach hinten in die Gräbenanlagen des Verteidigungswalls. Viele Soldaten der Milice civile flüchten und es entsteht ein 20 km breites Loch, gefundene Beute für Moltke: Eine Stoßarmee von 30.000 Soldaten bricht durch dieses Loch, der Rückzug der Franzosen bekommt den Charme des Chaos. Erste Brückenköpfe können gebildet werden, jedoch wächst der Widerstand pro Kilometer.

Die Alliierten stehen nun 40 km auf französischem Gebiet, es werden weitere 80 in den nächsten Wochen hinzukommen.

1. Februar
Bismarck lässt Telegramme nach Paris verschicken, in denen er Frankreich den Frieden anbietet. Die Bedingungen sind gemäßigt, so wie man es von Bismarck gewohnt ist:

  • Frankreich verzichtet auf Elsaß-Lothringen, welches an Deutschland abgetreten wird.
  • Die Kolonien in Afrika werden unter die Verwaltung der Allierten gestellt.
  • Belgien erhält als Ausgleich für die Kriegsschäden die Champagne und die Picardie.
  • Das Gebiet Lorraine bleibt Frankreich angehörig, wird aber entmilitarisiert.
  • Frankreich wird eine Demokratie.

In der gleichen Zeit reist Bismarck nach Moskau, um sich mit dem Zaren zu treffen. Es wird ein Waffenstillstand mit Österreich ausgehandelt, in dem Russland Reparationszahlungen aus Frankreich versprochen werden. Der Zar ist knapp bei Kasse und die Armee frisst noch größere Löcher in das Geldsäckel. Russland zieht seine Truppen 40 Kilometer von der Front zurück, als Zeichen des Waffenstillstands.

Juni 1863 (Lorien)

Die Alliierten haben auf der Linie Amiens-Reims-Dijon halt gemacht seit die Franzosen im Februar auf den Waffenstillstand eingingen.

Am 1. Juni beginnt schließlich der Genfer Kongress mit den Vertretern der Alliierten, Österreichs, Russlands und der demokratischen Regierung Frankreichs, auf dem über die Nachkriegsordnung entschieden werden soll.

Die Konferenz verläuft gut: Die Deutschen und Belgier, die die schlimmsten Kriegsschäden erlitten haben, zeigen sich mit den Gebietsabtretungen zufrieden. Die Briten sehen mit ein paar Rüstungsbeschränkungen für Frankreich ihre Balance of Power gewahrt, ohne dass Frankreich wieder zur Gefahr werden kann. Und Österreicher und Russen sind einfach nur froh, dass der Krieg keine Löcher mehr in die Staatskassen frisst. Der größte Drängler auf einen erfolgreichen Abschluss ist jedoch Frankreich und dass nicht nur, weil die Grande Armée den Alliierten kaum mehr Widerstand leisten kann.

In Frankreich gärt es. Die demokratische Regierung ist alles andere als beliebt und dass nicht erst seitdem die Waffenstillstandsbedingungen in der Öffentlichkeit bekannt wurden. Viele Franzosen, aber vor allem die Mitglieder der Milice civile, verkraften den schnellen Absturz Frankreichs von der größten Militärmacht Europas zu einem Land, dass den Alliierten ausgeliefert ist nicht. Die neue Regierung wird als aufgezwungen empfunden und sowieso für die „demütigenden“ Frieden verantwortlich gemacht, obwohl sie weder für das noch für die Wirtschaftskrise etwas kann.

Die Wirtschaftskrise ist die schlimmste in Frankreich seit den Zeiten der Revolution 1789, als Frankreich zahlungsunfähig war. Wieder ist Frankreich pleite allerdings nicht, weil irgendein Monarch zu viel geprasst hat, sondern weil der Haushalt Frankreichs durch die Aufrüstungen Napoléons sowie so schon überschuldet war und vor dem Kollaps stand und weil Napoléons Minister und Generäle, bevor sie mit ihrem Kaiser ins spanische Exil verschwanden, die Reste der Staatskasse geplündert haben. Und eben die Frage nach Reparationen von Frankreich, auf die vor allem das finanziell gebeutelte Russland pocht, (neben der Tatsache, dass wie auf dem Wiener Kongress 1815 nebenbei kräftig gefeiert wird) lassen die Verhandlungen immer länger dauern, schließlich zu lange…

Am 14. Juli 1863, dem französischen Nationalfeiertag, kommt es zum Aufstand der Milice civile in Paris, der sich bald auf das ganze nicht besetzte Frankreich ausbreitet. Die Regierung flüchtet, nachdem 2 Minister vom wütenden Mob gelyncht wurden, nach Bordeaux und ist mit den wenigen Armeeeinheiten, die ihr nach Gefolgschaft leisten gerade einmal in der Lage ihre eigene Sicherheit zu gewährleisten, darüber hinaus aber handlungsunfähig. Die Alliierten zeigen sich überrascht und diskutieren, wie darauf zu reagieren ist. Nachdem aber Stellungen der Alliierten an der Marne beschossen wurden, müssen sie handeln, aber sie wissen nicht wie.

Die Öffentlichkeit in den alliierten Ländern fordert eine komplette Besetzung Frankreichs mit anschließender Zerschlagung des Landes. Aber den Regierungen ist klar, dass eine solche Aktion undurchführbar ist, denn die Franzosen würden lieber einen Kleinkrieg führen, als eine Vernichtung Frankreichs einfach hinzunehmen. Aber die Alliierten stehen unter Zugzwang, es ist ein offenes Geheimnis, dass die französische Armee kaum noch kampffähig ist und die Milice civile gar nicht, was eine Abwehr der Alliierten angeht. Es kommt schließlich noch erschwerend hinzu, dass das Königreich Italien Ende Juli auf Korsika landet und in Südfrankreich einmarschiert, um auch ein Stück vom geschwächten Frankreich abzubekommen. Um andere Wahlmöglichkeiten betrogen, lassen die Deutschen und Briten ihre Truppen wieder marschieren, in Richtung Paris und Lyon. Der Krieg will einfach nicht enden…

1863 (Lobo)

Aus Berlin wird ein Ultimatum der Alliierten an Italien entsandt, welches einen Rückzug der italienischen Truppen innerhalb der nächsten 4 Tage vorsieht. Der italienische König verweigert eine Antwort, mit der Begründung das Frankreich sich selbst verwaltet und auch für sich selbst sprechen kann. Frankreich steckt in der Bredouille, da man den ehemaligen Feinden immer noch äußerst kritisch gegenübersteht. Noch immer sind die Wunden unvergessen, welche die Niederlage mit sich brachte. Russland verweigert jede Einmischung aufgrund der Neutralität zu Italien, jedoch ist dies nur die halbe Wahrheit: Russlands Armee ist erschöpft und kaum in der Lage seine personellen Strukturen aufrechtzuerhalten, ein Angriff auf Russland wäre verheerend. Dabei ist Italien mit keinem anderen europäischen Land verbündet, jedoch hat Russland viele Feinde, dazu zählen auch Schweden/Finnland/Norwegen.

Die Alliierten wollen Frankreich um jeden Preis verteidigen. Schließlich darf die neu erschaffene Demokratie nicht durch einen gierigen Machthaber untergehen. Jedoch ist die Resonanz nicht mehr so groß in den Reihen der Generäle. Nur Deutschland und Britannien sehen einen Sinn in der Verteidigung Frankreichs.

Moltke legt am 26. Juli einen Plan zu Eroberung Italiens vor, der jedoch als zu offensiv angesehen wird, schließlich will man Italien nur aus Frankreich werfen und nicht gleich vernichten.

Währenddessen plant der kleine Mann auf der iberischen Halbinsel schon weitere Feldzüge, jedoch sieht er im Moment nur eine Chance das Volk Frankreichs wieder unter Kontrolle zu bringen: Er muss es von den Italienern und Alliierten befreien. Hierfür sammelt er an der Grenze Freiwillige, die ihm gefolgt sind. Ein direkter Einmarsch in Frankreich ohne jegliche Rückendeckung wäre Selbstmord, das weiß auch er.

Spanien hat im Moment keine Zeit sich um Napoléon zu kümmern, es ist zu sehr mit seinen Kolonien beschäftigt, als dass es sich um den ehemaligen Herrscher kümmern könnte.

Ein Fehler den Napoléon auszunutzen gedenkt. Eifrig lernt er in den Nächten Spanisch, rekrutiert Spanier und hält berauschende Reden und Feste in seinem notdürftigen Lager. Immer mehr Zuspruch erreicht ihn, ja sogar die Presse bejubelt ihn als großen Politiker und Feldherr.

Wie sein Großvater plant er sein Comeback, doch diesmal will er es richtig anpacken…

1863 (Lorien)

Am 12. August fällt Bordeaux nach knapp 1-monatiger Belagerung durch die Aufständischen der Milice civile, denen sich wie in ganz Frankreich auch jede Menge Halunken und Verbrecher angeschlossen haben. Von den Demokraten überlebt kein einziger die anschließenden Plünderungen und Massaker. Als Entsatz eingetroffene britische Schiffe können nur noch hilflos das brennende Bordeaux beobachten. Nach dem Fall von Bordeaux und dem endgültigen Ende der kurzlebigen II. Rrebublik gerät der Aufstand der Milice civile vollends außer Kontrolle. Ohne den gemeinsamen (Haupt-)Feind zerfällt die Milice in verschiedene Splittergruppen, u.a. auch Kommunisten und Napoléonanhänger, dich sich gegenseitig um die weitere Vorgehensweise, d.h. um die Macht in Frankreich, streiten und immer öfter auch bekriegen. Frankreich versinkt in Anarchie. Die Alliierten müssen erkennen, dass ihre Strategie zur Verteidigung des demokratischen Frankreichs gescheitert ist und müssen umdenken.

Schließlich entscheidet man sich, da eine vollständige Besetzung Frankreichs nach wie vor unmöglich ist, bestimmte Gebiete, die sich am einfachsten „befrieden“ lassen, den Anrainerstaaten zuzuschlagen, um wenigstens den Konfliktherd Frankreich zu verkleinern, was durch den Genfer Vertrag vom 25. August 1863 legitimiert wird.

Somit weht der Union Jack bald über Nordfrankreich bei Calais sowie über mehreren Atlantikhäfen, die belgische Flagge über der Picardie und der Champagne und schwarz-rot-gold über Lothringen (Lorraine) und dem Elsass (Alsace). Sogar die Schweizer bekommen mit Franche-Compté einen Teil ab, auch wenn sie nicht ganz wissen was sie damit sollen. Die Italiener dürfen die Rhône- und Alpenregion sowie Korsika behalten und die Spanier besetzen die französischen Pyrenäen und das gesamte Languedoc.

Hier ist Napoléon III. inzwischen Ministerpräsident geworden, er hat bei der spanischen Königin Isabella II und beim Volk v.a. durch die „Erwerbungen“ in Frankreich eine ungeheure Popularität erreicht und dass, obwohl seine Kritiker meinten, er würde als Günstling der Königin, die zu seinen begeistertsten Anhängerinnen gehört, sich nicht lange auf diesem Posten halten können.

Aber auch wenn Napoléon Spanien unter im Moment unter Kontrolle hat, Frankreich hat er damit noch lange nicht zurückgewonnen, aber damit rechnet er. Auch wenn die Alliierten Spanien im Auge behalten, kommen bald die ersten Gerüchte in Umlauf, dass die „Front Napoléon“, die eine Wiedereinsetzung Napoléons als Kaiser fordert, ihre Nachschubbasen und Operationszentren im spanischen Languedoc hat. Und mit Hinweisen auf dadurch immer häufiger vorkommende „Verletzungen spanischen Hoheitsgebietes“ durch andere französische Splittergruppen, rüstet Napoléon wieder auf, langsam und schrittweise, aber er rüstet auf…

14.Juli 1872, Paris

Paris jubelt, zum ersten Mal seit fast 1 Jahrzehnt, genau solange ist es her, dass die Seine-Stadt einen Zustand namens Frieden gekannt hat. Die Herrscher der Stadt hatten oft gewechselt: Kommunisten, Republikaner und manchmal auch Verbrecher, die zu Warlords geworden waren, aber jedes Mal erfolgte ein Wechsel blutiger als der andere, wie es auch in anderen größeren Städten während des Bürgerkriegs leider üblich war.

Doch heute war ein völlig neuer und doch alter Herrscher in Paris eingezogen, der sich geschworen hatte nicht wieder gestürzt zu werden, egal wie und egal von wem. 20.000 Milizionäre der „Front Napoléon“ sowie 45.000 spanische Soldaten allein in Paris machten ihm den Schwur auch einfacher. Aber eigentlich war diese Militärpräsenz nicht nötig, den die größten Feinde gab es nicht mehr, sein Plan war aufgegangen. 9 Jahre Bürgerkrieg hatten die Alliierten und Italien mürbe gemacht, sie waren es leid, sich gegen die andauernden Überfälle der Bürgerkriegsparteien mit verlustreichen Gegenattacken zu wehren, zumal das die Warlords nicht im geringsten bremste. Nachdem selbst die von Briten geschützte Atlantikstadt Nantes 1871 überfallen, eingenommen und geplündert wurde, war für die Alliierten das Maß voll. Und genau das war der Zeitpunkt, an dem er sich wieder ins Spiel brachte, denn alle Vorteile lagen auf seiner Seite.

Die Alliierten mussten endlich erkennen, dass sie den Bürgerkrieg weder beenden noch beeinflussen konnten, ebenso wie die Italiener. Aber die Spanier und ihr im Land populärer Ministerpräsident waren nicht durch den vorangegangenen Krieg stigmatisiert und durch die Verbündeten der „Front Napoléon“ und dem erfolgten Aufrüstungen der spanischen Armee waren die anderen Parteien fast vollständig besiegt worden, nachdem die Alliierten schweren Herzens zugestimmt hatten. Noch nicht vollständig, weil noch die Erlaubnis der Alliierten eingeholt werden musste, eine neue Milice civile aufzustellen. Einmal zugestimmt konnten die Alliierten nicht mehr aus. Aber mit dem Begriff „Milice civile“ verbanden sie sowieso nur einen disziplinlosen Haufen, keine Gefahr für ihre Heere, was eine Zustimmung wahrscheinlich werden ließ. Natürlich blieb es dann offen, was aus der Milice civile werden sollte, wenn Frankreich vollständig befriedet sein würde.

Zufrieden winkte Napoléon, Ministerpräsident Spaniens und von den Alliierten, Italien und Spanien anerkannter Reichsverweser Rest-Frankreichs, der jubelnden Menge zu.

In den Jahren nach 1872 stabilisiert sich die Lage in Mitteleuropa entgegen allen Erwartungen. Napoléon hat genauso wie sein Volk genug vom Kriege führen. Man hat genug gelitten, auch in den anderen Staaten und will endlich Frieden. Es bildet sich schließlich ein Netz von Rüstungs- und Bündnisverträgen über den Kontinent; Frankreich bekommt sogar bis auf Elsass-Lothringen die besetzten Gebiete zurück und kann innerhalb von auferlegten Grenzen die Armee so weit aufbauen, um wieder Weltpolitik zu betreiben. Großbritannien konzentriert sich ebenfalls wieder stärker auf den Aufbau seines Empires, bleibt aber mit dem Deutschen Reich per Flotten- und Heeresabkommen sowie einen Bündnisvertrag verbunden. Die Benelux-Länder nähern sich ebenfalls in ihrem Bestreben von den Großmächten unabhängig zu bleiben an.
Endlich herrscht nach dem langen Krieg Frieden in Europa.

Doch wie immer in der Geschichte hat auch diese Friedensepoche ihre konfliktträchtige Schattenseite.

In diesem Fall Russland und seine Nachbarn. Da es nach dem Krieg außer mit hohen Verlusten im Krieg gegen Österreich leer ausgegangen ist, hat der Zar einen riesigen Ansehensverlust zu verkraften und Russland ist als einzige absolutistische Monarchie nicht nur nicht in das europäische Vertragssystem eingebunden, sondern sogar völlig isoliert. Dem entsprechend hoch ist die Anzahl der Aufstände. Diese werden immer mehr denn sie werden von außen unterstützt, um Russland als Gefahr auszuschalten. Die Skandinavier und Deutschen unterstützen die Finnen, Balten und Polen in ihrem Unabhängigkeitskampf und die Österreicher und ihre Balkanverbündeten unterstützen Sezessionsbewegungen in Moldawien und der Ukraine. Eher klein bleibt die britische Unterstützung für die Kaukasus- und Turkvölker die sich einer Einverleibung in den russischen Herrschaftsbereich weiterhin hartnäckig widersetzen. Dadurch wird die Erschließung Sibiriens vollkommen fallengelassen, was wiederum dem wiedererstarkenden Japan zugutekommt, welches völlig bündnisfrei immer noch von den Europäern unterschätzt wird.

Eher weniger gefährlich nimmt sich dagegen das Schielen der USA nach dem Bürgerkrieg auf die spanischen Kolonien Kuba und die Philippinen aus, denn bedingt durch die vom ehemaligen Ministerpräsidenten Napoléon veranlasste Aufrüstung und sein Bündnis mit dem vom Präsidenten Napoléon regierten Frankreich ist Spanien keine so leichte Beute wie die USA denken…

1900 (Lorien)

Ein Jahrhundert geht zu Ende, Europas Jahrhundert, sagen viele.

Der alte Kontinent hat in den Jahren seit dem Ende der deutsch-französischen Kriege einen Aufschwung erlebt, wie er seinesgleichen sucht. Weite Teile der Bevölkerung haben dank der von Deutschland übernommenen Sozialgesetze zu Wohlstand gefunden, der sich aus einem riesigen Wirtschaftswachstum schöpft. Und endlich herrscht wieder längere Zeit Frieden in Europa, einen schrecklichen Krieg wie vor 30 Jahren will niemand mehr….

… das soll allerdings nicht heißen dass man auf andere Arten der Kriegsführung und der Expansion verzichtet hat.

Afrika, Südasien und die Südsee wurden unter den europäischen Großmächten als Kolonien verteilt, sogar die Österreicher fühlen sich als Kolonialmacht, und jede europäische Großmacht, die etwas auf sich hält, hat selbstverständlich ihren eigenen erzwungenen Vertragshafen in China.

Weniger friedlich ging das europäische Jahrhundert jedoch an den USA vorbei.
1898 fühlte man sich stark genug endlich Spanien die Kolonien, v.a. Kuba und die Philippinen, wegzunehmen. Herauskamen bei dem Krieg gegen schließlich Spanien, Frankreich und Mexiko eine Reihe von Niederlagen der US-Marine, eine Bombardierung Washingtons, New Yorks und Philadelphias und die Abtretung von New Mexico,Arizona,Nevada und Kalifornien an Mexiko sowie Reparationen in geheimer Höhe.

Doch auch an der Peripherie Europas blieb es nicht ruhig:
Seit 1890 gibt es 3 neue Staaten in Europa, Polen, Finnland und die Ukraine feierten nach erfolgreichen und vom Ausland unterstützten Aufständen ihre Unabhängigkeit, was das Zarenreich seinen Zaren Alexander III. kostete, der einem Anschlag bei den darauf folgenden Revolten zum Opfer fiel.

Der neue Zar Nikolaus II galt zwar als willensschwach und dumm, doch genau das Gegenteil war der Fall. Unter ihm wurden die Aufstände niedergeschlagen, die Terrorgruppen von der Geheimpolizei hingerichtet und alles in der Weise von Peter dem Großen reformiert, das hieß, alles was aus Europa hilft, Russland mächtiger zu machen wird angenommen, aber politische Freiheiten werden unter der oft gewaltsam vorangetriebenen Modernisierung begraben.

Da der Westen nun versperrt war, wurde die Expansion nach Osten umso schneller wiederaufgenommen. Tausende Strafgefangene (die Aufstände hatten für genügend Nachschub in dieser Richtung gesorgt) bauten Eisenbahnschienen, Brücken, Befestigungen und manchmal sogar ganze Städte. Sibirien wird zur Weizenkammer und zum Bergwerk Russland, auf das die neue Größe des Landes gebaut werden soll. In 10 Jahren wird die Transsibirische Eisenbahn bis nach Wladiwostok gezogen, eine 2. weiter nördlich bei Jakutsk ist 1900 noch im Bau, steht aber kurz vor der Vollendung.

Nikolaus ist zufrieden mit seinen „Reformen“, so zufrieden, dass er kurzerhand, fast als Einleitung zu einem russischen Jahrhundert, 1900 die chinesische Mandschurei besetzten lässt. Damit fühlt sich jedoch eine weitere neue Großmacht in Asien, das japanische Kaiserreich, auf die Füße getreten. So steht schon kurz nach dem Neujahrstag der erste Konflikt des 20. Jahrhunderts zwischen 2 im Aufstieg befindlichen Großmächten in den Startlöchern….

Es ist der 18. Mai 1900, der 32. Geburtstag von Nikolaus II und die Japaner machen ihm ein eigenes Geburtstagsgeschenk der nicht so begeisternden Art:
250.000 japanische Soldaten überschreiten die Grenze vom japanischen Protektorat Korea zur russisch besetzten Mandschurei, die japanische Marine beschießt Wladiwostok, den russischen Vertragshafen Port Arthur sowie die Insel Sachalin.

Doch die Russen, obwohl auf dem falschen Fuß erwischt, zeigen sich als harte Gegner. Als die japanische Marine bei Sachalin eine Entscheidungsschlacht mit den als zahlenmäßig unterlegen eingeschätzten Einheiten der russischen Sibirienflotte suchen will, erreichen sie in der 48-Stunden-Schlacht von Sachalin nur ein knappes Unentschieden gegen die überhaupt nicht unterlegenen Russen. Bei Mukden in der Zentralmandschurei frisst sich bis Juli der japanische Vormarsch ohne große Erfolge dafür aber mit hohen Verlusten auf beiden Seiten fest, aber die Russen verkraften die Verluste besser.

Seit mehreren Jahren wird den sibirischen Strafgefangenen kurz vor der Entlassung nur Zuckerbrot und Peitsche geboten. Peitsche heißt: sofortige Exekution als Schwerverbecher bei Rückkehr nach Westrussland. Zuckerbrot heißt: Sie dürfen sich in Sibirien frei bewegen und sich soviel Land nehmen wie sie wollen, vorausgesetzt sie bewirtschaften es. Dies geht sogar so weit, dass in den westlichen Bevölkerungszentren Leute nur unter fadenscheinigen Gründen verhaftet werden, um sie dadurch nach Sibirien zu bringen. So stehen den Russen ein paar Millionen Menschen als schnell greifbare Reserve zur Verfügung, doch die Japaner haben ihre Rüstungsindustrie praktisch noch vor der Haustür, während die russische in Sibirien trotz riesiger Steigerungsraten dagegen noch bescheiden ist.

Im Oktober haben schließlich beide Kontrahenten genug vom strategischen Unentschieden und leichten Scharmützeln. Der russische Generalstab konzentriert knapp 500.000 Soldaten bei Mukden um die Japaner endgültig aus der Mandschurei hinauszuwerfen, während die Japaner Flotten- und Heereseinheiten bei Seoul und Sapporo konzentrieren um mit Invasionen bei Port Arthur und Sachalin die Russen zum Friedensschluss zu zwingen…

1900 (Lorien)

31. Dezember 1900, das erste Jahr des neuen Jahrhunderts geht zu Ende, der Krieg im Osten nicht.

500.000 russische und 200.000 japanische Soldaten liegen begraben zwischen Mukden und Sachalin. Zwar haben die Russen die japanischen Invasionstruppen bis zum koreanischen Grenzfluss Yalu zurückgedrängt und den Angriff auf Port Arthur abgewehrt, aber auf der Südhälfte von Sachlin weht die Flagge mit der aufgehenden Sonne. Sachalin wird im 2. Jahr des neuen Jahrhunderts zum Schlachtfeld, welches die Truppen beider Seiten anzieht, wie der Speck die Mäuse. In 365 Tagen zählt man allein 10 Seeschlachten, 15 Landoffensiven und hunderte kleiner Gefechte zu Land, zu Wasser und erstmalig auch in der Luft, und dass auf dieser einzigen Insel.

Die Europäer beobachten den Krieg mit Interesse, denn man ist überrascht, dass Russland und Japan einen Krieg dieser Dimension länger führen können.

Doch am 5. Juli 1902, 4 Jahre nach der bitteren Niederlage gegen das Dreierbündnis Mexiko, Spanien und Frankreich, marschieren US-Truppen in die Bevölkerungszentren des kanadischen Dominions ein. Unterstützt von Sympathisanten in der englischsprachigen Bevölkerung werden die britischen Truppen überwältigt. Ein Aufstand im französisch sprechenden Quebec gegen die „anglophone Invasion“ wird am 7. Juli niedergeschlagen. Kanadas Provinzen werden zu US-Bundesstaaten.

Im London ist man entsetzt und verkündet die Generalmobilmachung. Doch 2 Monate später weicht der patriotische Taumel des Kriegsbeginnes der Niedergeschlagenheit. Bei Neufundland und den Bermudas lief die Royal Navy, die mächtigste Kriegsflotte der Welt in Fallen der brandneuen US-Marine und erlitt die größten Verluste ihrer Geschichte. Während in New York schon Siegesparaden ablaufen, ruft man in London panikartig nach den Verbündeten aus dem letzten Krieg.

Doch der mächtigste unter ihnen ist untreu geworden. Seit 1888 beschränkt sich der neue deutsche Kaiser Wilhelm I. auf Drohgebärde und Aufrüstungen in enormer Höhe. Jetzt träumt er davon den Briten Kolonien abzunehmen oder sogar einen Krieg anzuzetteln.

Doch das ist dem deutschen Parlament zu viel: in Misstrauensvotum setzt Wilhelm ab und Prinz Max von Baden wird neuer Kaiser. Zwar beantwortet Max I. die Bündnisrufe der britischen Regierung positiv, doch nach 14 Jahren „Wilhelmscher Diplomatie“ bleibt diese etwas vorsichtig. Doch das Volk ist begeistert, den die Aufrüstungen brachten der Deutschen Armee 2 Waffen mit fast legendären Ruf. Moltkes Panzeridee wurde praktikabel gemacht, inzwischen explodieren die Panzerwagen sogar kaum mehr, sondern bleiben einfach mit einer Rauchwolke in der Pampa stehen, was aber auch seltener wird. Und bis dahin bilden sie in Verbänden eine gefürchtete Offensivwaffe. Doch weit mehr sind die neuen Schiffe der deutschen Marine gefürchtet, die Großkampfschiffe der Lothringenklasse, welche alles an Bewaffnung, Panzerung und Geschwindigkeit in den Schatten stellt, was bisher auf Kiel gelegt wurde. Die Briten zogen zwar mit der Dreadnoughtklasse gleich, diese Schiffe sind aber noch in der Testphase gegenüber den kampfbereiten Deutschen. Jedoch bewahrte sie das vor dem Schicksal der Versenkung vor Neufundland und Bermuda. Auf diesen 2 Waffen beruht die neue Siegeshoffnung der Briten, aber die verbündeten Deutschen und Österreicher wollen nicht irgendwo in den Wäldern Kanadas ihre Soldaten sterben lassen, zumindest nicht umsonst…

1905 (Lorien)

Pearl Harbour, Hawaii, 7. Dezember 1905, 05.00 Uhr Ortszeit:

Ruhig liegen die wenigen Schiffe der zugunsten der Atlantikflotten herunter gerüsteten Pazifikflotte im Hafen der vor knapp 7 Jahren annektierten US – Besitzung. Die Matrosen egal, ob um diese Uhrzeit schon auf ihren Schiffen oder noch beim Feiern, glauben genauso wie ihre wenigen Soldatenkollegen an Land, dass sie das große Los gezogen haben, auch wenn sich in dieser Nacht das Gerücht verbreitet man habe den Kontakt zu den nordwestlich gelegenen Midway-Inseln und Samoa in der Südsee verloren. Abgesehen von diesem Gerücht, was von den meisten als technischen Problem abgetan wird, geben die Umstände jedem einzelnem recht. Hawaii liegt weit weg vom Krieg mit Europa. Und dieser Krieg läuft bisher genau nach den Spielregeln von Uncle Sam….

… was er aber, wenn man die Situation in den Anfangstagen des Krieges nach dem Einschreiten der britischen Verbündeten und sogar der Mexiko-Alliierten Spanien und Frankreich nüchtern betrachtet hätte, nicht tun sollte. Doch die US-Ingenieure hatten 2 Waffen an die Marine und die neugegründete Luftwaffe geliefert, welche sämtliche Gegner das Fürchten lehrte.

Ein besonderes Beispiel für den Sieg dieser 2 Waffen über die „verbündeten“ Europäer lieferte die Schlacht bei Neufundland Anfang 1905, oder „La Bataille de Desastre“ wie es die Franzosen nannten: Die in 2 Zügen anschippernde Flotte der Europäer, wurde schon mehrere Stunden vorher von der US Air Force gesichtet, was aber bei den französischen, spanischen, britischen und deutschen Admirälen nur einen vor Verwunderungen offenstehenden Mund und die Erkenntnis, dass es unmöglich sei, dass ein Flugzeug so weit vom Land entfernt operieren könne, hinterließ. Zum Unglück für die in die sich immer noch nicht ganz grünen Mexiko- und Englandverbündeten gespaltene Flotte, konnten die neuen Langstreckenflugzeuge es doch und als Neufundland in Sicht kam und die ersten Landungsboote an Land rudern wollten, wurden die meisten von der eiligst herangeschafften Artillerie der US Army versenkt. An sich kein Beinbruch, denn die Deutschen hatten mit der „Friedrich Wilhelm I“, der „Friedrich III“ und der „Straßburg“ 3 ihrer Großkampfschiffe, dem Stolz deutscher Schiffsbaukunst und der kaiserlichen Marine mit den größten Kanonen der Welt, in ihrer Flotte.

Doch der Stolz der Deutschen hatte keine Zeit die amerikanischen Stellungen zu Klump zu schießen, denn plötzlich erhielten alle 3 Schiffe Torpedotreffer, obwohl die Geleitschiffe weder Kampfhandlungen noch Schiffe der US Navy meldeten. Alles in allem, fand sich nach Neufundland der Stolz der Deutschen Marine in den Reparaturwerften wieder. Glücklicherweise hatte die Sinkfestigkeit der neuen Schiffe als einziges den Erwartungen entsprochen.

Was man neben dem Verlust von 7 Geleitschiffen noch aus der Schlacht verbuchen konnte, war letztendlich auch die Erkenntnis der 2 Wunderwaffen der USA, wobei die 2 Erkenntnis eigentlich nur darauf beruhte, dass die „Straßburg“, beim in Panik wegen der unvorhersehbaren Torpedoangriffe ausartenden Rückzug der Flotte, plötzlich ein Schiff vor sich hatte, dass bis vor wenigen Sekunden noch gar nicht dort war. Zum Glück für die an diesem Tag wirklich nicht von Fortuna geschlagene Besatzung der „Straßburg“ machte ihr Schiff wenigstens mit diesem Feindschiff kurzen Prozess, rahmte es und spaltete es in 2 Teile, die sich zu den Resten der 7 unglücklichen Begleitschiffen gesellten.

Nichtsdestotrotz war das Ganze wie die Franzosen erkannten, ein Desaster und die Briten mussten resigniert erkennen, dass es inzwischen Wetten gab, ob die Ingenieure schneller Abwehrwaffen gegen die weitgehend unbekannten US-Schiffe finden würden, als die verbündeten, aber sich ständig streitenden Offiziere zu einer gemeinsamen Strategie finden würden.

Also suchte man neue Verbündete und fand sie:
Die Japaner schielten selbst auf einige der Pazifikinseln, die die Amerikaner in ihren Augen „besetzt hielten“. Doch noch waren sie immer noch im Krieg gegen die Russen in Ostasien gefangen, welcher zwar inzwischen fast eingeschlafen, aber immer noch nicht beendet war. Die Briten nutzten dies aus und in einer Geheimkonferenz wurde Mitte 1905 zwischen Briten, Russen und Japaner der Friede verhandelt und China in Interessensphären gegliedert in denen die jeweilige Großmacht freie Hand hatte. Die Spanier, welche sich ebenfalls etwas verwundert auf der Konferenz eingefunden hatte, mussten feststellen, dass sie nur geladen waren, um die Philippinen und die Insel Guam an die Japaner abzutreten, was aber angesichts des bevorstehenden Zusammenbruchs der mexikanischen Armee, eine schnelle Entscheidung war. Neue Verbündete sind teuer, aber wozu hat man schließlich alte Verbündete…

Pearl Harbor, Hawaii, 7. Dezember 1905. 07.00 Uhr Ortszeit

Der Hafen glich einem Schlachthaus, welches von einer riesigen Rauchfahne gekrönt wurde. Die Pazifikflotte lag immer noch ruhig, aber jetzt auf dem Grund des Hafenbeckens. Japanische Soldaten stiegen aus ihren Landungsbooten über die Leichen der Unglücklichen, die sich hier versammelt hatten, um entsetzt den Untergang der US Pacific Fleet zu sehen. Hawaii fiel als 3 US-Besitzung im Pazifik, aber wieder, ohne dass es irgendjemand ausser den Japanern und den Hawaiianern mitbekam.

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