Der Erste Weltkrieg steht in Deutschland im Schatten seines Nachfolgers oder wird auf den Grabenkrieg an der Westfront von 1914 bis 1918 reduziert.
Aber als Weltkrieg zwischen den Alliierten bzw. der Entente aus Frankreich, Großbritannien und Russland sowie den Mittelmächten aus dem Deutschen Reich und Österreich-Ungarn fand er über den gesamten Globus verteilt statt.
Durch den Kriegseintritt der meisten Länder beeinflusste der Konflikt die ganze Welt. Daher bietet er zahlreiche Gelegenheiten für „Was wäre wenn…“
Daher habe ich diesen Konflikt als ersten Hintergrund für einen entsprechenden Alternative History Beitrag im Blog genommen.
Ankerpunkte
- 1914: Das amateurhafte Attentat auf Franz Ferdinand
- 1914: Die risikoreiche Schlacht um Lüttich
- 1914: Die mythische Schlacht bei Tannenberg
- 1914: Die erstaunliche Schlacht an der Marne
- 1914: Die schmählichen österreichischen Offensiven gegen Serbien
- 1915: Die desaströse Karpatenoffensive
- 1915: Die gescheiterte Schlacht von Gallipoli
- 1915: Die erfolgreiche Durchbruchsschlacht bei Gorlice-Tarnów
- 1915: Der eskalierende Kriegseintritt Italiens
- 1916: Die verlustreiche Schlacht von Verdun
- 1916: Die abgebrochene Südtirol-Offensive
- 1916: Die mehrdeutige Skagerrakschlacht
- 1917: Der entscheidende Kriegseintritt der USA
- 1917: Der revolutionäre Zug von Lenin
- 1917: Die folgenlosen Meutereien in der französischen Armee
- 1917: Die unvollständige 12. Isonzoschlacht
- 1918: Der diktatorische Frieden von Brest-Litowsk
- 1918: Die erfolglosen Kaiseroffensiven
- 1918: Das überraschende Waffenstillstandsgesuch von Ludendorff
- 1918: Der waghalsige Flottenbefehl vom 24. Oktober
Quellen und Literatur
1. 1914: Das amateurhafte Attentat auf Franz Ferdinand
Der Auslöser der Julikrise und des Krieges am 28. Juni 1914 war geprägt von mehreren Augenblicken: Die Sicherheitsmaßnahmen der Behörden der Donaumonarchie waren seltsam amateurhaft. Das Auto des österreichisch-ungarischen Thronfolgers kam direkt vor dem Attentäter Gavrilo Princip zum Stehen. Der nach eigener Aussage mit geschlossenen Augen schießende bosnische Serbe (siehe rechts im Bild) traf sowohl Franz Ferdinand und seine Frau tödlich.
Erst dieser Mord gab Österreich-Ungarn den Vorwand, gegen Serbien loszuschlagen und ein Bündnissystem auszulösen, das binnen weniger Wochen aus dem lokalen Konflikt einen weltweiten Krieg machte.
Was wäre gewesen, wenn das Attentat auf Franz Ferdinand tatsächlich gescheitert wäre?
2. 1914: Die risikoreiche Schlacht um Lüttich
Der zeitlich äußerst knapp konzipierte Schlieffenplan des Deutschen Reiches basierte auf einer Grundannahme: Die belgische Festungsstadt Lüttich, die den Zugang nach Belgien und Nordfrankreich blockierte, musste handstreichartig genommen werden.
Doch im Gegensatz zu den Erwartungen der kaiserlichen Generäle wehrten sich Anfang August 1914 die belgischen Soldaten heftig.
Als die Festung schließlich nach zwei Wochen fiel und die deutschen Armeen sich für die Invasion in Frankreich entfalten konnten, hatten sie schon ein paar Tage im Vergleich zu den Vorkriegsplanungen verloren.
Wie hätte sich der Schlieffenplan entwickelt, wenn Lüttich schneller gefallen wäre? Oder gar nicht?
3. 1914: Die mythische Schlacht bei Tannenberg
Während die Masse des Deutschen Heeres zu Beginn des Krieges gegen Belgien, Frankreich und Großbritannien in die Offensive ging, deckte nur eine deutsche Armee Ostpreußen. Als zwei russische Armeen früher als erwartet an der Ostfront angriffen, gerieten die Verteidiger (siehe Bild) in eine kritische Lage und planten schon den Rückzug aus einem Großteil der Provinz.
Obwohl sich die Front wieder stabilisierte und sogar eine Gegenoffensive bereits in Planung war, entließ der Generalstab die bisherigen Kommandanten und ersetzte sie durch die Generäle Paul von Hindenburg und Erich Ludendorff.
Beiden gelang angesichts von Inkompetenz und Erschöpfung auf russischer Seite, sowie einer erfolgreichen Aufklärung durch Flugzeuge und Entschlüsselung von Funksprüchen eine erfolgreiche Kesselschlacht.
Die Vernichtung einer russischen Armee sowie der Rückzug der anderen begründeten Ende August 1914 den „Mythos von Tannenberg“ und den Ruhm beider Generäle, der 1916 in deren Übernahme des Oberbefehls und der Etablierung einer de facto Militärdiktatur bis kurz vor Kriegsende mündete.
Wie hätte sich die Ostfront entwickelt, wenn Hindenburg und Ludendorff nicht die Schlacht von Tannenberg gewonnen hätten?
4. 1914: Die erstaunliche Schlacht an der Marne
Die Entscheidungsschlacht in der Frühphase des Ersten Weltkrieges im September 1914 war erneut von mehreren Faktoren bestimmt: Ein deutscher Generalstab, der in der entscheidenden Phase des Schlieffenplans die Übersicht und Kontrolle verlor. Ruhmsüchtige, kaiserliche Generäle, die unkoordiniert vorgingen. Zwei deutsche Armeekorps, die zu früh nach Ostpreußen abgezogen wurden.
Ähnliches gab es auch auf der Seite der westlichen Alliierten: Französische Soldaten, die sich unbemerkt von ihren Gegnern den Angreifern mithilfe von Taxis (siehe Bild) entgegenstellten.
Aber ihre Chance auf einen entscheidenden Sieg zu wenig nutzten, als sie in eine Lücke zwischen den deutschen Armeen hineinstießen.
Was wäre gewesen, wenn die Deutschen und Franzosen in der Schlacht an der Marne ihre Chancen besser genutzt hätten?
5. 1914: Die schmählichen österreichischen Offensiven gegen Serbien
Trotz teilweise deutlicher zahlenmäßiger Überlegenheit scheiterten die ersten Offensiven der österreich-ungarischen Armee im August, September und November 1914 gegen Serbien.
Diese Niederlagen führten nicht nur zu schweren Verlusten aufseiten der Mittelmächte und verhinderten das Ziel, eine direkte Verbindung zum verbündeten Osmanischen Reich aufzubauen.
Die offensichtliche Schwäche der Armeen Kaiser Franz Josefs erschütterte auch das militärische Prestige der Donaumonarchie und stärkte vorerst die politischen Verbündeten der Entente in den restlichen Balkanländern und in Italien.
Wie hätte sich die Balkanfront entwickelt, wenn eine der österreichischen Offensiven erfolgreich gewesen wäre?
6. 1915: Die desaströse Karpatenoffensive
Die Ostfront von Österreich-Ungarn stand seit 1914 unter schwerem Druck der russischen Armee. Nach mehreren Niederlagen suchte der Generalstab dennoch den Erfolg in einer Offensive. Diese sollte verlorenes Terrain zurückgewinnen und die in der strategisch wichtigen Festung Przemyśl eingeschlossenen Truppen befreien.
Im Februar 1915 entwickelte sich diese Attacke zu einem kompletten Desaster: Bei minus 23 °C brach in den verschneiten Bergen der Nachschub der Angreifer zusammen und zehntausende Soldaten (siehe Bild) erfroren.
Erst das Eingreifen deutscher Truppen verhinderte einen russischen Durchbruch in die ungarische Tiefebene und einen kompletten Zusammenbruch des wichtigsten Verbündeten des Deutschen Reiches. Die enormen Verluste, verstärkt durch die Kapitulation von Przemyśl, schwächten Österreich-Ungarn aber weiter.
Wie hätte sich die Ostfront entwickelt, wenn die Karpatenoffensive erfolgreicher oder gar nicht stattgefunden hätte?
7. 1915: Die gescheiterte Schlacht von Gallipoli
Um das Osmanische Reich zum Friedensschluss zu zwingen, planten die westlichen Alliierten ein Landungsunternehmen in der Nähe von Konstantinopel (heute Istanbul). Ziel war die Einnahme der strategisch wichtigen Halbinsel Gallipoli (siehe Bild).
Doch entwickelten sich ab Februar sowohl der Angriff einer französisch-britischen Flotte als auch die Landung von Truppen wie des ANZAC (Australian and New Zealand Army Corps) wegen des unerwartet hartnäckigen Widerstandes der osmanischen Armee zu einem Desaster.
Stattdessen gewann mit deren Befehlshaber Mustafa Kemal der spätere Gründer der türkischen Republik großen Ruhm. Erst Anfang 1916 endete die verlustreiche Schlacht mit einem Rückzug der Entente-Truppen.
Was wäre gewesen, wenn die Landung und Schlacht von Gallipoli erfolgreich für die Alliierten gelaufen wäre?
8. 1915: Die erfolgreiche Durchbruchsschlacht bei Gorlice-Tarnów
Erfolgreicher gestaltete sich eine deutsch-österreichische Gegenoffensive Anfang Mai 1915. Den verbündeten Mittelmächten gelang ein erfolgreicher Durchbruch gegen die russische Armee.
Als Folge konnte Österreich-Ungarn nicht nur seit 1914 verlorene Provinzen zurückzuerobern. Als die russische Front noch stärker unter Druck geriet, entschloss sich das russische Oberkommando zu einem größeren Rückzug aller Armeen. Dadurch fiel unter anderem Polen an die kaiserlichen Verbündeten.
Wie hätte der russische Generalstab reagiert, wenn der Durchbruch von Gorlice-Tarnow nicht so erfolgreich gewesen wäre?
9. 1915: Der eskalierende Kriegseintritt Italiens
Zwar war das Königreich Italien seit 1882 im Dreibund mit dem Deutschen Reich und Österreich-Ungarn verbündet. Gleichzeitig forderten aber italienische Nationalisten immer wieder die Abtretung von österreichischen Gebieten mit italienischsprachiger Bevölkerung.
Diese Spannungen hatten sich vor dem Ersten Weltkrieg verschärft und dazu beigetragen, dass der Dreibund 1914 nur auf dem Papier existierte. Entsprechend weigerte sich Italien bei Kriegsausbruch, aufseiten seiner Verbündeten gegen die Entente vorzugehen.
Stattdessen erneuerte das Königreich seine Forderungen nach Südtirol, Triest und weiteren Gebieten. Parallel verhandelte es mit den westlichen Alliierten, die sich natürlich leichter taten, auf seine Gebietsforderungen einzugehen.
Der Kriegseintritt des ehemaligen Verbündeten am 23. Mai sorgte im Deutschen Reich und bei Österreich-Ungarn nicht nur für erhebliche Vorurteile gegen die „verräterischen“ Italiener.
Die dadurch entstandene Front im Hochgebirge der Alpen (siehe Bild) und am Grenzfluss Isonzo (heute zwischen Italien und Slowenien) verschärfte die militärische Krise der österreich-ungarischen Armee erheblich.
Welche Folgen hätte es für den Ersten Weltkrieg gehabt, wenn Italien nicht 1915 aufseiten der Alliierten eingetreten wäre?
10. 1916: Die verlustreiche Schlacht von Verdun
Die von Februar bis Dezember tobende Schlacht war vor allem als sinnlose „Blutpumpe“ und Symbol des grausamen Stellungskrieges (siehe Bild) bekannt. Der Versuch der deutschen Armee, an der Westfront einen entscheidenden Sieg zu erringen, führte stattdessen zu hunderttausenden Toten.
Danach war das deutsche Heer bis 1918 kaum mehr in der Lage zu offensiven Aktionen gegen die westlichen Alliierten.
Hintergrund waren mehrere Faktoren: Mit Erich von Falkenhayn ein Oberbefehlshaber, der niemanden über seinen Gesamtplan informierte. Dies tat er auch im Nachhinein und nach dem Krieg nie wirklich.
Hinzu kam seine Weigerung, entgegen dem Rat seiner Offiziere, die französischen Stellungen am Westufer der Maas ebenfalls anzugreifen. Die konnten nach der ersten erfolgreichen deutschen Offensive die kaiserlichen Truppen daher erfolgreich unter Feuer nehmen.
Zuletzt erfolgte kein Abbruch als die deutsche Armee bereits durch die parallele Somme-Offensive der Entente und das monatelange Gemetzel zu geschwächt für einen Durchbruch war.
Stattdessen folgte eine sinnlose Schlacht, nach der viele Soldaten den Glauben an die kaiserlichen Autoritäten verloren hatten.
Wie hätte sich die Westfront verändert, wenn die deutsche Offensive vor Verdun früher abgebrochen worden wäre?
11. 1916: Die abgebrochene Südtirol-Offensive
Seit 1915 stand Österreich-Ungarn nicht nur an der Ostfront gegen Russland unter Druck, sondern auch gegen das Königreich Italien. Mit einer Offensive von Südtirol aus wollte die österreichisch-ungarische Armee den ehemaligen Dreibund-Verbündeten nachhaltig schwächen oder durch eine entscheidende Niederlage sogar aus dem Krieg werfen.
Mangelnde Vorbereitung und die gleichzeitige verheerende Niederlage gegen die russische Brussilow-Offensive führten jedoch zu einem Abbruch des Angriffs ohne Erreichen der Ziele.
Wie hätte sich eine Südtirol-Offensive ausgewirkt, die nicht abgebrochen worden wäre?
12. 1916: Die mehrdeutige Skagerrakschlacht
Fast die gesamte deutsche Hochseeflotte (siehe Bild) lief am 31. Mai in die Nordsee aus, um die britische Grand Fleet zu stellen. Stattdessen fuhren die Schiffe in eine durch geknackte Funknachrichten vorbereitete Falle der Royal Navy.
Doch entwickelt sich die Schlacht mangels Aufklärungsmöglichkeiten zum „gewaltigsten Katz-und-Maus-Spiel, das je auf dem Meer stattgefunden hat“.
Am Ende sahen sich beide Seiten als Sieger: Die Deutschen, da sie der britischen Falle entkommen waren und dem Gegner die höheren Verluste zugefügt hatten. Die Briten, da sie den deutschen Angriff abgewehrt hatten und die Blockade der deutschen Häfen sowie die Überlegenheit der Royal Navy in der Nordsee erhalten blieb.
Was wäre gewesen, wenn entweder die Royal Navy oder die deutsche Hochseeflotte einen klaren Sieg errungen hätten? Mögliches Szenario 1916: Die deutsche Hochseeflotte wird in der Skagerrakschlacht vernichtet
13. 1917: Der entscheidende Kriegseintritt der USA
Das Verhältnis zwischen den USA und den Mittelmächten war seit der Versenkung des Schiffes „Lusitania“ 1915 angespannt. Doch erst die Erklärung des uneingeschränkten U-Boot-Krieges durch das Deutsche Reich im Februar 1917 führte zu einem Abbruch der diplomatischen Beziehungen.
Als ein deutscher Staatssekretär in der nach ihm benannten Zimmermann-Depesche im März auch noch Mexiko amerikanisches Territorium für einen Kriegseintritt gegen die USA versprach, kam es zur Kriegserklärung des bisher neutralen Landes.
Wie später im Zweiten Weltkrieg erwiesen sich die enormen Ressourcen des neuen Alliierten (siehe Bild) als kriegsentscheidend.
Wie hätte sich der Erste Weltkrieg in seinen letzten Monaten entwickelt, wenn die USA nicht 1917 eingetreten wären?
14. 1917: Der revolutionäre Zug von Lenin
Vor dem April 1917 saß der Anführer der russischen Bolschewiken ohne großen Einfluss in der Schweiz fest, während in seiner Heimat die Februarrevolution den Zaren gestürzt hatte.
Erst nach langen Verhandlungen mit dem Deutschen Reich gelangte der schon damals umstrittene Wladimir Iljitsch Lenin nach Russland. Wie von den kaiserlichen Behörden geplant, zettelte er dort eine Revolution an, die Russland schlussendlich zum Frieden von Brest-Litowsk zwang.
Wie wäre die Februarrevolution weitergegangen, wenn Lenin nicht von den kaiserlich-deutschen Behörden nach Russland gebracht worden wäre?
15. 1917: Die folgenlosen Meutereien in der französischen Armee
Nach jahrelangem Stellungskrieg und verlustreichen, erfolglosen Offensiven an der Westfront kam es ab April 1917 zu einer Welle an Meutereien in der erschöpften französischen Armee (siehe Bild). Zeitweise waren mindestens die Hälfte aller Divisionen kampfunfähig.
Erst eine Mischung aus drakonischen Strafen, Reformen bei der Versorgung der Soldaten und ein Verzicht auf weitere große Offensiven unter dem neuen Oberbefehlshaber Philippe Pétain stabilisierte die Lage wieder.
Ob der deutsche Gegner die Meutereien überhaupt bemerkt hatte, ist bis heute umstritten.
Was wäre gewesen, wenn die Meutereien nicht unter Kontrolle gebracht worden wären?
16. 1917: Die unvollständige 12. Isonzoschlacht
Im Oktober 1917 stand die österreichische Front gegen Italien nach elf italienischen Offensiven im Tal des Flusses Isonzo (siehe Bild) vor dem Zusammenbruch.
Daher plante die Donaumonarchie gemeinsam mit dem Verbündeten Deutschen Reich eine begrenzte Entlastungsoffensive, die 12. Isonzoschlacht.
Allerdings entwickelte sich diese zu einem unerwarteten Erfolg, der fast zum Untergang der italienischen Armee führte.
Erst logistische Probleme infolge der unerwarteten Geländegewinne und Verstärkungen der anderen Alliierten beendeten den Vormarsch der Mittelmächte. So verbrauchte die Schlacht die letzten offensiven Reserven der österreichisch-ungarischen Armee ohne nachhaltigen Erfolg.
Wie hätte sich die Kriegsbeteiligung von Italien gestaltet, wenn die 12. Isonzoschlacht anders gelaufen wäre?
17. 1918: Der diktatorische Frieden von Brest-Litowsk
Der Friedensvertrag zwischen der bolschewistischen Regierung und den Mittelmächten führte nicht nur im März 1918 zu einem Ausscheiden Russlands aus dem Weltkrieg.
Zusätzlich kam es zu enormen Gebietsverlusten des nach verlustreichen Schlachten (siehe Bild) kriegserschöpften und unter einem beginnenden Bürgerkrieg leidenden Russland.
Zuvor hatte die Delegation der Bolschewiken vergeblich versucht, die Verhandlungen zu verzögern. Erst eine Wiederaufnahme der Kampfhandlungen durch das Deutsche Reich führte zu einer Unterzeichnung des Vertrages.
Der Diktatfrieden verunsicherte die restlichen Alliierten nachhaltig in Bezug auf mögliche Nachkriegspläne des Deutschen Reiches. Damit stärkte er deren Verteidigungsmoral und beeinflusste deren Verhalten bei den späteren Friedensverhandlungen 1919.
Wie hätte sich ein Frieden von Brest-Litowsk ausgewirkt, der moderater ausgefallen wäre?
18. 1918: Die erfolglosen Kaiseroffensiven
Mit den nach dem Friedensvertrag von Brest-Litowsk freigewordenen Truppen versuchte das Deutsche Reich in fünf Angriffen eine Entscheidung an der Westfront.
Die auch als „Frühjahrsoffensiven“ bekannten Schlachten führten zwar erstmals seit 1914 zu strategischen Durchbrüchen, größeren Geländegewinnen und großen Verlusten bei den Alliierten.
Allerdings erlitt auch das Deutsche Heer massive Verluste (siehe Bild), die es nicht mehr kompensieren konnte. Da es nicht gelang, den Alliierten eine entscheidende Niederlage beizubringen, führte die überdehnte Front zusammen mit den nun fehlenden Reserven und dem immer stärkeren Eingreifen amerikanischer Truppen zu einer unmöglichen Lage für die Mittelmächte.
Diese mündete direkt in die kriegsentscheidende Niederlage im Rahmen der Alliierten Hunderttageoffensive von August bis November 1918.
Wie hätte sich das letzte Kriegsjahr des Ersten Weltkrieges entwickelt, wenn die Kaiseroffensiven erfolgreicher gewesen wären?
19. 1918: Das überraschende Waffenstillstandsgesuch von Ludendorff
Angesichts des sich abzeichnenden militärischen Zusammenbruchs des Deutschen Heeres an der Westfront gegen die vormarschierenden Alliierten verlor General Erich Ludendorff Ende September die Nerven. Er forderte von der gerade neu ins Amt gekommenen parlamentarischen Regierung unter Max von Baden die sofortige Aufnahme von Waffenstillstandsverhandlungen.
Als die alliierten Forderungen im Oktober aber härter ausfielen als erwartet und die Front bis dahin trotz hoher Verluste nicht zusammenbrach, änderte er seine Meinung. Seine Aufforderung zu einer Fortsetzung des Krieges mündete jedoch aufgrund des Widerstandes vonseiten der Regierung in seiner Entlassung und weiteren Gesprächen über einen Waffenstillstand.
Was wäre gewesen, wenn Ludendorff nicht die Nerven verloren hätte?
20. 1918: Der waghalsige Flottenbefehl vom 24. Oktober
Seit der Skaggerakschlacht blieb die deutsche Hochseeflotte bis auf kleinere Unternehmungen und den Schutz des U-Bootkrieges untätig.
Angesichts der sich abzeichnenden Niederlage an der Westfront fasste die Seekriegsleitung aber einen waghalsigen Plan. Sie wollte die Hochseeflotte (siehe Bild) in ein letztes Gefecht gegen die Royal Navy führen.
Im Fall eines Sieges erhofften sich die Offiziere einen günstigeren Waffenstillstand. Sie waren aber auch bereit, die Flotte zu opfern und „mit wehender Fahne unterzugehen“, um die eigene Ehre zu retten.
Aufgrund mangelnder Geheimhaltung führte der Befehl zum Auslaufen stattdessen zu einem Matrosenaufstand und zur Novemberrevolution.
Was wäre gewesen, wenn der Flottenbefehl nie erteilt worden oder geheim geblieben wäre?
Quellen und Literatur
- Janusz Piekalkiewicz: Der Erste Weltkrieg. Düsseldorf u. a. 1988.
- GEO Epoche: Der Erste Weltkrieg. September 2004.
- GEO Epoche: 1914. Februar 2014.
- ZEIT Geschichte: Der erste Weltkrieg. Februar 2014.
- https://www.welt.de/themen/erster-weltkrieg/
- http://www.spiegel.de/einestages/thema/erster_weltkrieg/
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