Am 7. Dezember 1941 zerstörte ein japanischer Überraschungsangriff auf Pearl Harbor große Teile der US-Pazifikflotte und machte den bis dahin europäischen Konflikt zum Zweiten Weltkrieg.

Doch was wäre gewesen, wenn die US-Amerikaner den japanischen Angriff kurz zuvor entdeckt hätten?

Ankerpunkt

Japan und die USA auf Konfrontationskurs

Ende 1941 drohte der sich in Europa bereits zwei Jahre hinziehende Krieg endgültig zum Weltkrieg zu werden.

Denn in Ostasien und im Pazifik standen sich die zwei Großmächte USA und Japan immer feindseliger gegenüber.

In Japan hatte sich in den 1930er Jahren das Militär eine stärkere Rolle in der Politik gesichert.

Die Generäle und Admiräle nutzen ihre Position zu einer aggressiveren Expansion, vor allem gegen das benachbarte China.

Ausgehend von den bereits annektierten Gebieten in Korea und Taiwan, griff die japanische Armee zuerst die zu China gehörende Mandschurei an und errichtete dort ein Marionettenregime (siehe Karte). Danach kam es zu einem Krieg zwischen beiden Ländern, der vor allem von japanischer Seite mit großer Grausamkeit geführte wurde.

Karte des japanischen Machtbereiches 1933
(Keith Tarrier/Shutterstock)

Als Japan begann, auch die europäischen Kolonien, zum Beispiel im rohstoffreichen heutigen Indonesien ins Visier zu nehmen, gerieten sie endgültig in Konflikt mit den USA.

Diese besaßen, zum Beispiel über die von ihnen noch besetzten Philippinen, eigene Interessen in der Region. Zudem waren die japanischen Kriegsverbrechen Gegenstand der US-amerikanischen Berichterstattung in den Medien und der Politik.

Doch obwohl die USA bereits mit diversen Unterstützungsprogrammen, wie dem „Land-Lease-Act“ und der „Atlantik-Charta“, Großbritannien sowie die Sowjetunion gegen das nationalsozialistische Deutsche Reich und dessen Verbündete unter die Arme griffen, scheuten sie eine eigene Kriegserklärung.

Zwar war Präsident Roosevelt selbst davon überzeugt, dass ein Krieg gegen die aggressiv expandierenden Achsenmächte unvermeidbar war und hatte große Rüstungsprogramme aufgelegt.

In den USA gab es aber starke Gruppen, die gegen ein Engagement im Zweiten Weltkrieg waren und den im Land tief verwurzelten Isolationismus vertraten.

Dazu gehörten sowohl Sympathisanten der Achsenmächte, wie der berühmte Pilot Charles Lindbergh, als auch gemäßigte Politiker, die einen neuen US-amerikanischen Imperialismus fürchteten.

Diese Konstellation sollte sich am 7. Dezember 1941 schlagartig ändern.

Die „Operation Hawaii“

Dem Angriff vorausgegangen war die japanische Besetzung des formell neutralen französischen Indochina im Juli des gleichen Jahres.

Als Antwort auf diese japanische Expansion hatten die USA, Großbritannien und die Niederlande ein generelles Embargo gegen Japan verkündet.

Dies traf das von Erdöl- und Metallimporten abhängige Militär des Kaiserreiches hart.

Daher forcierten die Japaner neben Verhandlungen auch die Planungen für eine militärische Konfliktlösung.

So entwickelte der japanische Admiral Isoroku Yamamoto einen durchaus verwegenen Plan, die „Operation Hawaii“ mit dem Ziel Pearl Harbor (siehe Bild aus der heutigen Zeit).

Luftbild des heutigen Hafens von Pearl Harbor
(Ppictures/Shutterstock)

Ziel war es, die Streitkräfte der USA im Pazifik so zu schwächen, dass diese einem japanischen Angriff auf die britischen und niederländischen Kolonien keinen Widerstand leisten konnten.

Nachdem die Japaner damit auch eine Verteidigungszone um die japanischen Hauptinseln erobert hätten, sollten die geschwächten USA in einem Friedensvertrag die japanischen Eroberungen anerkennen müssen.

Der Angriff auf Pearl Harbor

Dazu musste vor allem die in Pearl Habor stationierte US-Pazifikflotte schnell ausgeschaltet werden. Denn die japanische Armee und Flotte waren nicht stark genug für einen Mehrfrontenkrieg.

Daher konzentrierte die kaiserliche Flotte für den Überraschungsangriff in der „Kidō Butai“ (deutsch: mobile Truppe) mit sechs Flugzeugträgern fast die gesamte Elite der Trägerpiloten.

Diesem Verband gelang es, sich unbemerkt nördlich von Pearl Harbor zu platzieren.

Am Morgen des 7. Dezembers, eines Sonntags, starteten nacheinander zwei Angriffswellen.

Diesen gelang es, elf amerikanische Schiffe, darunter fünf Schlachtschiffe zu versenken. Zusätzlich zerstörten sie 188 Flugzeuge und töteten 2.349 Soldaten.

So trafen die japanischen Angriffe nicht nur der Hafen, sondern auch die Flugplätze wie Hickam Airfield (siehe Bild) schwer.

Fotografie eines zerstörten Flughafens
(Everett Collection/Shutterstock)

Die Angreifer profitierten jedoch nicht nur von einem Überraschungseffekt, sondern auch von einer Pannenserie aufseiten der US-amerikanischen Verteidiger.

  • Geknackte japanische Meldungen wurden zu spät oder gar nicht weitergegeben
  • Erste Meldungen über gesichtete japanische U-Boote und Flugzeuge ignorierten die US-Amerikaner auf Pearl Harbor.
  • Am Sonntag waren viele Offiziere nicht auf ihren Posten und die Munition für die Flugabwehrgeschütze war teilweise weggesperrt.
  • Die Flugzeuge auf den Basen wurden kurz zuvor aus Angst vor Sabotage mitten auf den Flugfeldern in Reih und Glied aufgestellt.

Insgesamt agierten verschiedene Stellen so chaotisch, dass sich bis heute Verschwörungstheorien zu diesem Verhalten halten.

Allerdings rechneten die amerikanischen Oberbefehlshaber in Washington und auf Hawaii zwar mit einem japanischen Angriff, aber nicht auf Pearl Harbor und nicht zu einem so frühen Zeitpunkt.

Die so verursachte Niederlage sorgte dafür, dass die Japaner im ersten Jahr des Pazifikkrieges bei ihren Offensiven in Südostasien relativ freie Hand hatten.

Szenario

Der erkannte Angriff

Das Gesicht des Offiziers war so schneeweiß, wie seine gebügelte Uniform.

Dabei war die Meldung doch reine Routine: Der Kommandant des Zerstörers „USS Ward“ meldete einen Angriff auf ein feindliches U-Boot in der Hafeneinfahrt. Eine Meldung, wie sie das Büro in den letzten Wochen dutzendfach bekommen hatte. Alle hatten sich schließlich als Falschmeldung herausgestellt.

Doch dies war kein gewöhnlicher Tag. Es war der 7. Dezember 1941.

Doch dies war kein gewöhnlicher Hafen. Es war der Flottenstützpunkt der US-Pazifikflotte auf der hawaiianischen Insel Oahu, Pearl Harbor.

Doch es war auch kein gewöhnlicher Offizier. Es war Admiral Husband E. Kimmel, der Oberkommandierende eben jener Flotte.

Und es war keine gewöhnliche Meldung. Es war die erste Meldung des Pazifikkriegs.

Denn die Angreifer der Kidō Butai, der Elite der japanischen Trägerpiloten (siehe Bild), waren im Anflug.

Schwarz-weißes Foto eines japanischen Flugzeuges
(Everett Collection/Shutterstock)

7.03 Uhr
Sichtlich schockiert las der Admiral eine zweite Nachricht, die er kurz zuvor über das Fernschreibnetzwerk der Marine bekommen hatte: „Japanische Note läuft auf Ultimatum hinaus. Seien Sie entsprechend alarmbereit.“

Nur deshalb war er in sein Hauptquartier geeilt und nicht wie sonst üblich sonntags zu Hause. Sofort gab er den Befehl, die Flotte und die Flugzeuge gefechtsbereit zu machen.

7:20 Uhr
Gerade wollte der diensthabende Offizier der Flugmeldezentrale diesen übereifrigen Funker abwimmeln, als der Befehl zur Gefechtsbereitschaft eintraf.

Was wäre, wenn die auf der mobilen Radarstation aufgetauchten Signale doch nicht die erwarteten Bomber vom Festland waren, sondern wirklich angreifende Japaner? Sicherheitshalber gab er die Meldung sofort über den Telefonisten weiter.

Ein verzweifeltes Rennen gegen die Zeit begann.

Das Rennen gegen die Zeit

Zwar war in Pearl Harbor ein Großteil der Schlagkraft der US-Pazifikflotte versammelt.

Ihre Schlachtschiffe hatten aber größtenteils keinen Dampf auf den Kesseln und brauchten 3 1/2 Stunden, um diese aufzuheizen. Und selbst die „USS Nevada“ als einziges Schiff unter Dampf benötigte 40 Minuten, um fahrbereit zu werden.

Auch die rund 402 Flugzeuge der Marine und des Heeres haben bis zu vier Stunden Vorwarnzeit nötig, um vollständig gefechtsbereit zu sein.

Nur die 993 Flugabwehrgeschütze auf den Schiffen und an Land waren einigermaßen schnell gefechtsbereit zu bekommen. Zumindest, wenn die diensthabenden Offiziere schnell genug die verschlossenen Depots öffnen konnten.

Zur gleichen Zeit waren die Japaner nur noch 120 Kilometer von ihren Zielen entfernt.

183 Flugzeuge in der ersten, 168 in der zweiten Welle, gestartet von sechs Flugzeugträgern: Sturzkampfbomber, Höhenbomber, Torpedoflugzeuge und Jäger.

Die Elite der japanischen Flotte, bereit, sich in einem tollkühnen Angriff auf die eigentlich arglose Pazifikflotte (siehe Bild) zu stürzen.

Blick aus einem japanischen Flugzeug beim Angriff auf den Hafen von Pearl Harbor
(Everett Collection/Shutterstock)

7:49 Uhr
Korvettenkapitän Mitsuo Fuchida, der Anführer der ersten Welle, sah erstmals den Hafen von Pearl Harbor unter sich: Acht Schlachtschiffe, acht Kreuzer, 29 Zerstörer und 95 weitere Schiffe, dazu weitläufige Anlagen zur Versorgung der Flotte. Im Hintergrund mit dem Hickam Airfield der größte Luftwaffenstützpunkt der Insel.

Auf den ersten Blick wirkte der Hafen noch wie im Morgenschlaf. Die Schlachtschiffe ankern sogar reglos in Zweierreihen entlang der sogenannten Battleship Row.

Fuchida gab das Signal zum Angriff.

Die Gegenwehr von Pearl Harbor

7:51 Uhr
Erstes Ziel der Sturzkampfbomber waren die vier Flugplätze, wie das Hickam Airfield, um die Luftherrschaft zu erringen.

Normalerweise wäre kein US-amerikanisches Flugzeug in der Luft und die Besatzungen noch beim Frühstück.

Doch stattdessen waren die Flugabwehrbatterien besetzt und eröffneten das Feuer auf die japanischen Flugzeuge. Auch ein paar wenige Flugzeuge konnten schnell startklar gemacht werden und stellten sich der feindlichen Übermacht.

7:55
Die japanischen Torpedobomber begannen ihren Angriff auf den Hafen, indem sie 15 bis 20 Meter flach über dem Wasser anflogen. Nur so konnten die speziell für diese Operation konstruierten Torpedos im nötigen flachen Winkel ausklinken, damit diese im nur 12 Meter tiefen Hafenbecken angriffsfähig waren.

Normalerweise wäre das bei einem Überraschungsangriff kein Problem.

Doch zwar waren auf den meisten Schiffen die Besatzungen noch hektisch dabei, die Maschinen unter Dampf zu setzen.

Aber den japanischen Piloten schlug von überall Feuer aus den Flugabwehrgeschützen entgegen. Es verstärkt sich immer mehr, je häufiger die herbeieilenden Offiziere die Munitionskammern öffneten.

08:05
Trotz verzweifelter Gegenwehr und ersten japanischen Verlusten waren die inaktiven US-amerikanischen Schiffe ideale Ziele.

Das Schlachtschiff „USS West Virginia“ (siehe Bild) wurde von sechs Torpedos getroffen und der schwer verletzte, sterbende Kapitän gab den Befehl zur Evakuierung.

Foto von zerstörtem Schiff in Pearl Harbor
(Everett Collection/Shutterstock)

Kurz darauf explodierte das Schwesterschiff „USS Arizona“ in einem gigantischen Feuerball, nachdem eine Bombe ihre Munitionskammern getroffen hatte.

8:25
Die erste japanische Welle musste abdrehen, um noch die Flugzeugträger zu erreichen.

Sie hatte zwar die Flugplätze und den Hafen schwer getroffen, aber selbst auch mehrere Verluste erlitten.

Doch die US-amerikanische Verteidigung sortierte sich langsam in der Atempause, die die Lücke bis zum Eintreffen der zweiten japanischen Welle ließ.

Die Moral der Verteidiger wurde dadurch gehoben, dass sich die „USS Nevada“ endlich in Bewegung setzte und damit sichtbar für alle zeigte, dass sich die US-Pazifikflotte nicht wehrlos zerstören ließ.

Ihr folgten mehrere andere Schiffe, die teilweise nur mit einer Rumpfbesatzung die offene See erreichten, wo sie mehr Spielraum für Ausweichmanöver hatten.

8:40
Die zweite japanische Angriffswelle flog heran.

Die „USS Nevada“ hatte gerade die offene See erreicht und war durch mehrere Brände an Bord ein ideales Ziel.

Wichtiger erschien den Japanern aber die Zerstörung der Hafenanlagen und der dort verbliebenen Schiffe.

Doch die zweite Staffel traf auf noch stärkeres Abwehrfeuer von den verbliebenen Schiffen und Flugabwehrgeschützen.

Daher waren die Verluste aufseiten der Japaner mehr als doppelt so hoch wie bei der ersten Welle.

So zerstörten die Angreifer zwar erneut mehrere US-amerikanische Schiffe und Flugzeuge.

Doch trotz des brennenden Hafens und der fast ausgeschalteten US-amerikanischen Luftwaffe gelang ihnen kein so großer Erfolg, wie die erste Welle.

9:45 Uhr
Auch die zweite Welle drehte ab.

Korvettenkapitän Mitsuo Fuchida schoss noch Fotos von den Angriffserfolgen, bevor auch sein Flugzeug den Luftraum verließ.

Kurz darauf startende US-amerikanische Aufklärer suchten vergeblich den japanischen Trägerverband, da sie die Reichweite der japanischen Flugzeuge unterschätzen.

Dennoch befahl der Befehlshaber der „Kidō Butai“ den Rückzug. Denn er fürchtete ein Entdecken durch die US-Amerikaner.

Was ihm jedoch viel mehr Sorgen bereitete, waren die hohen Verluste der Angriffswellen.

Der andere Pazifikkrieg

Auf den ersten Blick wirkte ein kurz zuvor entdeckter japanischer Angriff auf Pearl Harbor nicht anders als der vollkommen überraschende, der in einem Desaster für die US-Amerikaner endete.

Die US-Pazifikflotte war auch hier schwer genug getroffen, um den japanischen Angriffen in Ostasien (siehe Karte) vorerst nicht begegnen zu können.

Karte des pazifischen Kriegsschauplatzes 1942
(Wikimedia Autor: San Jose/CC BY-SA 3.0)

Gleichzeitig versetzte dieser „Tag der Niedertracht“ Präsident Roosevelt in die Lage, nicht nur Japan den Krieg zu erklären, sondern auch die USA bei diesem Krieg fast geschlossen hinter sich zu bringen.

Größer wären die kurzfristigen Folgen für die Japaner.

Da die Verluste vor allem die Elite ihrer Trägerpiloten betrafen, die bis zu ihrem Einsatz noch in der Ausbildung der jüngeren Piloten tätig waren, konnten sie ihre Verluste nicht wie die US-Amerikaner schnell ausgleichen.

Zwar bedeutete das kein großes Hindernis für die ersten Eroberungen. Ziele wie Hongkong und Malaysia waren nur schwach verteidigt.

Doch da die Befehlsstäbe der US-Pazifikflotte auf Hawaii durch den Angriff nicht ins Chaos gestürzt waren, konnten sie die restlichen Einheiten im Pazifik warnen.

Daher scheiterte ein ähnlicher japanischer Luftangriff auf die Philippinen neun Stunden später.

Außerdem waren nicht alle Ziele leicht einzunehmen.

Vor allem die britische Festung Singapur galt ohne ausreichende Luftunterstützung als größtes Hindernis für den japanischen Vormarsch in Richtung der dringend benötigten Rohstoffe der indonesischen Inseln.

Der Pazifikkrieg konnte also immer noch eine neue Entwicklung nehmen.

Quellen und Literatur

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