Die Eroberung von Lüttich 1914 war einer der ersten entscheidenden Punkte für den weiteren Verlauf des Ersten Weltkriegs.

Doch ein Scheitern wäre nicht nur für die großen Entwicklungen, wie sie im Heeresbericht beschrieben werden, eine Wendung. Auch für die Soldaten, die mit der Realität der Schlacht konfrontiert sind, würde sich einiges ändern.

Dies zeigt diese Alternative History Kurzgeschichte.

“Herr Leutnant!”
Der Leutnant blinzelte, was einen stechenden Schmerz verursachte. Er sah den Gefreiten an und als das Klingeln in den Ohren etwas nachließ hatte er das Gefühl, als hätte dieser schon seit Ewigkeiten versucht, ihn anzusprechen.

Der andere schrie inzwischen gegen das Inferno der Artillerie beider Seiten an:
“Was sollen wir tun, Herr Leutnant?”

Ja. Der Leutnant wollte etwas sagen und merkte erst jetzt, dass seine Kehle zu trocken war. Er hatte das Gefühl erst jetzt wieder zu merken, dass sein Kopf über den Hals mit seinem Körper verbunden war.

Der Leutnant schüttelte etwas den Kopf und lehnte sein Gewehr gegen die Wand der Stellung.

Der Gefreite nahm das als Aufforderung, weiter zu sprechen.
“Die verdammten Praline-Soldaten haben uns…” Ein Einschlag unterbrach ihn und zwang ihn, in die Hocke zu gehen.
Der Leutnant rührte sich nicht.

Praline-Soldaten. Laufen beim ersten Schuss weg, wenn sie überhaupt kämpfen würden.

“Herr Leutnant!”
Der Leutnant blinzelte, was einen stechenden Schmerz verursachte. Er sah den Gefreiten an und als das Klingeln in den Ohren etwas nachließ hatte er das Gefühl, als hätte dieser schon seit Ewigkeiten versucht, ihn anzusprechen.

Der andere schrie inzwischen gegen das Inferno der Artillerie beider Seiten an:
“Was sollen wir tun, Herr Leutnant?”

Ja. Der Leutnant wollte etwas sagen und merkte erst jetzt, dass seine Kehle zu trocken war. Er hatte das Gefühl erst jetzt wieder zu merken, dass sein Kopf über den Hals mit seinem Körper verbunden war.

Der Leutnant schüttelte etwas den Kopf und lehnte sein Gewehr gegen die Wand der Stellung.

Der Gefreite nahm das als Aufforderung, weiter zu sprechen.
“Die verdammten Praline-Soldaten haben uns…” Ein Einschlag unterbrach ihn und zwang ihn, in die Hocke zu gehen.
Der Leutnant rührte sich nicht.

Praline-Soldaten. Laufen beim ersten Schuss weg, wenn sie überhaupt kämpfen würden.

Die Einnahme von Lüttich ein Kinderspiel. Nicht einmal ordentliche Artillerie-Unterstützung notwendig. Ein Husarenstück einmalig in der preußischen Militärgeschichte.

Nur, dass die belgischen Praline-Soldaten zurückschossen. Mit viel Artillerie.

Beispiel eines schweren Belagerungsgeschützes, wie es bei der Belagerung von Lüttich zum Einsatz kam.
Deutsche Soldaten schieben ein Belagerungsgeschütz.
Solche Kaliber kamen auch vor Lüttich zum Einsatz.
(Everett Historical/Shutterstock)

Sie hatten sich um Laufe der Tage bis zu dieser Stellung durchgekämpft. Sie sahen bereits die Dächer der Stadt innerhalb der Festung. Nur bestand dieses „sie“ im Moment aus dem Leutnant und dem Gefreiten.

Außer er zählte die Leichen mit. Sie lagen fast aufeinander gestapelt herum. Belgier und Deutsche einerlei.

“Was sollen wir jetzt machen, Herr Leutnant?” In den Augen des Gefreiten stand nackte Panik.

Da fiel es dem Leutnant wieder ein.

Sie hätten die Stellung eingenommen. Aber sie würden dem nächsten Gegenangriff des Feindes nichts entgegenzusetzen haben. Sie würden innerhalb der nächsten Stunden entweder tot sein oder Kriegsgefangene.

Kriegsgefangene.

Er betrachtete die zwei Leichen in belgischen Uniformen, die zwischen ihm und dem Gefreiten lagen.

Der Leutnant hatte nicht nur als preußischen Soldat versagt, das ihm von seinem Vorgesetzten anvertraute Ziel zu erreichen. Er hatte noch dazu unabwaschbare Schande über seinen Stand gebracht.

Noch immer sah ihn der Gefreite Hilfe suchend an, während ein Grollen die nächste Salve ankündigte.
“Sie müssen doch wissen, was zu tun ist,  Herr Leutnant…” Es klang fast, als spräche der Gefreite mehr zu sich als zu seinem Vorgesetzten.

Der Leutnant atmete aus. Ihm kam es vor, als wäre es gleichzeitig der erste Atemzug seit einer halben Ewigkeit.

Ja, er wusste, was zu tun war. Was seine Pflicht vor Gott, Kaiser und Vaterland verlangte.

Der Gefreite macht es ihm einfach, indem er bei den nächsten Granateinschlägen wieder in die Hocke ging und für einen Moment ängstlich in die entgegen gerichtete Richtung blickte.

Der Leutnant zog seine Dienstpistole und schoss ihm über den Lärm der Artillerie in die Stirn.

Noch ehe der Körper des Gefreiten komplett den Boden berührte, fühlte der Leutnant den Lauf der Waffe an seiner Schläfe. Das Abdrücken war kein Problem.

Aus dem Heeresbericht der Westfront.
Weiter schwere Gefechte um die Festung Lüttich. Trotz hartnäckiger Gegenwehr gelang es erneut mehrere Stellungen des Feindes einzunehmen und ihn entlang der gesamten Front zurückzudrängen.

Für besondere Tapferkeit wurden postum folgende Offiziere für das Eiserne Kreuz vorgeschlagen…

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