Japan weist nicht nur eine 2000-jährige Geschichte mit unterschiedlichen Entwicklungen und vielfältigen Verknüpfungen nach Asien auf.

In dieser Geschichte finden sich auch zahlreiche Ankerpunkte für Alternative History, die Japan in eine andere Richtung hätten bringen können.

Diese Alternative Histories hätten auch Einfluss auf die Geschichte von Asien und der Welt darüber hinaus gehabt.

Das heutige Japan (siehe Karte) erstreckt sich über seine vier Hauptinseln (Honshū, Shikoku, Kyūshū, Hokkaidō) sowie über 6.800 Nebeninseln, von denen das zu den Ryūkyū-Inseln gehörige Okinawa die größte ist.

Daneben ist das Land in 47 Präfekturen eingeteilt. Die größte Insel Honshū ist zusätzlich in Großregionen wie die Kantō-Ebene um die Hauptstadt Tokio eingeteilt.

Karte des heutigen Japans
(Wikimedia-Autor: TUBS/CC BY-SA 3.0)

Ankerpunkte

  1. 663: Die gescheiterte Rückeroberung von Paekche
  2. 769: Das zweifache Orakel des Dōkyō
  3. 1185: Die endgültige Niederlage von Dan-no-ura
  4. 1274: Die zurückgeschlagene Invasion der Mongolen
  5. 1336: Die versuchte Restauration des Kaisers Go-Daigo
  6. 1467: Der Beginn des verheerenden „Ōnin-Bunmei-Krieges“
  7. 1560: Der unerwartete Sieger von Okehazama
  8. 1582: Der überraschende Tod von Oda Nobunaga
  9. 1600: Die entscheidende Schlacht von Sekigahara
  10. 1637/38: Die nie erfolgte Eroberung der Philippinen
  11. 1788: Die gescheiterten Reformen des Tanuma Okitsugu
  12. 1867: Der schnelle Tod des Kaisers Kōmei
  13. 1873: Die verhinderte Invasion von Korea
  14. 1932: Die folgenreiche Ermordung von Inukai Tsuyoshi
  15. 1941: Der riskante Angriff auf Pearl Harbor
  16. 1945: Der gescheiterte Putsch gegen Kaiser Hirohito
  17. 1946: Die erfolgreiche Operation „Blacklist“
  18. 1994: Die kurzlebige Koalitionsregierung

Quellen und Literatur

1. 663: Die gescheiterte Rückeroberung von Paekche

Bis 562 besaß der damalige japanische Staat, „Wa“ oder „Yamato“, auch Besitzungen auf der koreanischen Halbinsel. Welchen Status diese Besitzungen hatten, ist bis heute zwischen japanischen und koreanischen Historikern umstritten.

In jedem Fall war der japanische Staat in die Kämpfe zwischen verschiedenen koreanischen sowie chinesischen Reichen eingebunden. Gleichzeitig kam es immer wieder zu einem Kultur- und Elitentransfer.

Die Leistungsfähigkeit dieses japanischen Staates „Wa/Yamato“ zeigten Grabhügel wie die riesige Landschaft des Daisenryō Kofun (siehe Bild).

Foto des Grabhügels Daisenryō Kofun
(panparinda/Shutterstock)

Der „Mimana“ genannte Bereich in Korea ging aber 562 verloren.

Als 663 das verbündete koreanische Reich Paekche vom verfeindeten Silla zerstört wurde, unternahm Wa/Yamato einen neuen Versuch, in Korea Fuß zu fassen.

Die Rückeroberung von Paekche scheiterte jedoch in der entscheidenden Seeschlacht von Haku-suki-no-e desaströs.

Stattdessen geriet Wa/Yamato nach dieser Niederlage unter Druck durch das erstarkende China unter der Tang-Dynastie.

Diese Entwicklung hatte weitreichende Folgen für die Geschichte Japans.

Die damals an die Macht gekommene Tang-freundliche Dynastie setze sich endgültig durch und etablierte das bis heute amtierende Kaiserhaus.

Unter diesen Herrschern begann Wa/Yamato seine Expansion weg von der koreanischen Halbinsel. Stattdessen erkämpften die Streitkräfte des neuen Kaiserhauses bis 811 Gebiete bis zur Nordspitze von Honshū gegen das Volk der Emishi und eroberten 720 Süd-Kyūshū vom Volk der Hayahito.

In dieser geografischen Ausdehnung blieb der nun entstandene japanische Staat bis in das 19. Jahrhundert erhalten.

Was wäre gewesen, wenn die Rückeroberung von Paekche nicht gescheitert wäre?

2. 769: Das zweifache Orakel des Dōkyō

Gleichzeitig zur territorialen Expansion veränderte sich das nun „Nippon/Nihon“ genannte Japan.

Unter den neuen Kaisern, „tennō“ genannt, und von China geprägten Reformern entwickelte es sich immer mehr zu einem zentralisierten Beamtenstaat.

Diese Entwicklung ging einher mit dem Erstarken des aus Indien und China kommenden Buddhismus gegenüber der einheimischen Naturreligion des Shintō.

So zeigte die mit enormem Aufwand 751 fertig gestellte, 15 Meter große und 450 Tonnen schwere Figur des Großen Buddha im Tōdai-ji-Tempel von Nara den starken Einfluss des Buddhismus in dieser Zeit bei den japanischen Kaisern.

Foto des Großen Buddha von Nara
(Luciano Mortula – LGM/Shutterstock)

Einen vorläufigen Höhepunkt stellte die Zeit der Kaiserin Kōken dar. Denn nachdem sie der bekannte Mönch Dōkyō angeblich von einer schweren Krankheit geheilt hatte, verlieh sie ihm immer mächtigere Ämter.

Bald hatte er eine tennō-ähnliche Machtstellung erreicht und zahlreiche Ämter mit seinen Anhängern besetzt.

Höhepunkt war 769 die Bekanntgabe eines Orakelspruches, der für eine Ernennung von Dōkyō eine Friedenszeit prophezeite – der Beginn des sogenannten „Dōkyō-Zwischenfalls“.

Doch die Kaiserin war sich unsicher, da der „tennō“ im Gegensatz zu allen anderen Ämtern des japanischen Staates – und zum chinesischen Kaiser – seine Autorität aus einer Abstammung aus der kaiserlichen Familie zog.

Daher bat sie um eine Bestätigung des Orakelspruches. Statt einer solchen Nachricht gab das Orakel aber bekannt, dass kein Untertan jemals Kaiser werden dürfte.

Dieser zweite Orakelspruch schwächte die Position Dōkyōs bei Hofe entscheidend, noch bevor Kōken 770 starb.

Danach wurde Dōkyō sofort vom Hof verbannt und starb zwei Jahre später im Exil.

Einer der Nachfolger von Kōken, Kammu, erbaute schließlich zwei neue Hauptstädte. Seine Begründung war, dass er sich und den Hof dem zu starken Einfluss der buddhistischen Mönche entziehen wollte.

So gründete er im Jahr 794 mit Haian das heutige Kyoto, das bis 1869 der Sitz des japanischen Kaiserhauses bleiben sollte.

Zu seiner Regierungszeit entstanden außerdem in Japan neue buddhistische Schulen, die mehr mit dem traditionellen Shintō -Glauben verschmolzen.

Wie hätten sich Japan und der Buddhismus dort entwickelt, wenn Dōkyō 769/770 tatsächlich Kaiser geworden wäre?

3. 1185: Die endgültige Niederlage von Dan-no-ura

Im Laufe der nächsten Jahrhunderte erodierte die Machtbasis des kaiserlichen Japans zusehends.

Ein Grund war, dass es den Kaisern nie gelang, zwei Prinzipien durchzusetzen.

Erstens konnten sie eine Vergabe von Hofämtern nie komplett an den Bildungsabschluss, also unabhängig von Familienbanden, knüpfen.

Stattdessen bildeten sich immer mehr Familienverbände wie die Fujiwara, die über de facto erbliche Ämter die Kaiser auf eine zeremonielle und religiöse Rolle zurückdrängten.

Zweitens schaffte es die zivile kaiserliche Verwaltung nicht dauerhaft, alles Land in der Hand des Staates zu halten und zu besteuern. Im Laufe der Jahrhunderte bildete sich so vor allem in den neu eroberten Gebieten ein Provinzadel, der im Grenzland kampfstarke Milizen unterhielt.

Aus diesen Kampfverbänden und dem Provinzadel entwickelte sich der spätere Stand der Samurai, aus denen im 12. Jahrhundert vor allem die Familien der Taira und der Minamoto herausragten.

Beide griffen schließlich in Streitigkeiten innerhalb der Kaiserfamilie ein.

Bis 1159 ging aus diesen Konflikten Taira no Kiyomori (siehe Bild) als Sieger hervor.

Statue von Taira no Kiyomori
(Chi-kama/Shutterstock)

Obwohl als Provinzadeliger und Militär Außenseiter, fügte er sich noch in die Struktur des Kaiserhofes ein. So verschaffte er dort Mitgliedern seiner Familie Ämter und verheiratete sie mit dem Kaiserhaus.

Eine neue Entwicklung ergab sich, als nach seinem Tod die Minamoto mit ihren Verbündeten zum Gegenangriff übergingen und der „Gempei-Krieg“ ausbrach.

Nach mehreren Schlachten, in denen vor allem Yoshitsune no Minamoto einen Ruf als legendärer Krieger und General erwarb, kam es in der Seeschlacht von Dan-no-ura zur Entscheidung.

Anfangs feierte die Flotte der einheimischen Taira durch ihre größere Erfahrung und Kenntnis der Strömung Erfolge.

Doch als sich die Gezeiten drehten und ein Verbündeter der Taira die Seiten wechselte, endete die Schlacht von Dan-no-ura in einem Blutbad unter den Verlierern.

Die siegreichen Minamoto unter ihrem Anführer Yoritomo, der auch seinen Bruder Yoshitsune als möglichen Rivalen ausgeschaltet hatte, strebten aber nicht nach Ämtern und direktem Einfluss am Kaiserhof.

Stattdessen setzte Yoritomo eine neue Struktur durch.

Als „Shōgun“, ein vom Kaiser eingesetzter Militärherrscher, ernannte er in den verschiedenen Provinzen Militärgouverneure und militärische Verwalter von großen Landgütern.

Damit etablierte er von seiner Residenz Kamakura aus das System des „Bakufu“ als „Regierung im Feldlager“, benannt nach den im Feld um die Kommandozentrale gespannten Vorhängen.

Damit entstand eine militärische Struktur, die den Kaiserhof sowie dessen zivile Verwaltung entmachtete und die japanische Regierung bis 1869 prägen sollte.

Wie hätte sich die japanische Regierungsform entwickelt, wenn die Taira die Seeschlacht von Dan-no-ura gewonnen hätten?

4. 1274: Die zurückgeschlagene Invasion der Mongolen

Bis in das 13. Jahrhundert hinein war dieses Japan zwar in den Kulturtransfer und das eher lockere Tributsystem des Kaiserreiches China eingebunden. Es hatte diese Hierarchie allerdings nie in Form einer chinesischen Oberherrschaft anerkannt.

Diese Haltung hatte China bis dahin nie zu einer militärischen Reaktion gegen die Inseln provoziert.

Diese Position ändert sich jedoch mit der Machtübernahme der mongolischen Yuan-Dynastie unter Kaiser Kublai Khan in Beijing.

Denn dieser sah sich mit zwei Gegnern konfrontiert:

  1. In Südchina der nach wie vor Widerstand leistenden Song-Dynastie, die sich teilweise über Handelsbeziehungen mit Japan finanzierte.
  2. Auf der unterworfenen koreanischen Halbinsel mit Aufständischen, deren Nachschubbasen auf kleineren japanischen Inseln lagen.

Daher rüstete Kublai Khan, nachdem Verhandlungen gescheitert waren, eine gewaltige Invasionsflotte gegen Japan aus.

Die aus 900 Schiffen und 40.000 Mann bestehende Armee landeten erfolgreich in der Hakata-Bucht des nördlichen Kyūshū.

Diese ist eine ausnahmsweise etwas weiter ins gebirgige Landesinnere gehende flache Landschaft (siehe Bild aus der heutigen Zeit).

Luftaufnahme der Bucht von Hakata
(motive56/Shutterstock)

Anfangs war die Angreifer den japanischen Verteidigern sowohl zahlenmäßig als auch technisch überlegen. Die Samurai mussten sich unter hohen Verlusten und schockiert von der Kampfweise sowie der Militärtechnik der Angreifer von den Stränden zurückziehen.

Dennoch zogen sich die Mongolen am ersten Tag überraschend zurück.

Danach sind sich die Quellen uneins. In der bisherigen japanischen Geschichtsschreibung dominierte die Überlieferung, dass ein Taifun die angreifende Flotte schließlich zerstörte.

Aber erst als 1281 eine erneute Invasion an einem zweiten Taifun, von den Japanern als göttlicher Wind „Kamikaze“ interpretiert, scheiterte, wagten die Mongolen keine neue Invasion.

Was wäre gewesen, wenn die erste Invasion der Mongolen erfolgreich gewesen wäre?

5. 1336: Die versuchte Restauration des Kaisers Go-Daigo

Die Mongoleninvasion hatte jedoch dazu geführt, dass die Samurai hoch verschuldet waren. Denn sie hatten sich für die Verteidigung von Hakata auf eigene Kosten ausgerüstet, aber keine Beute als Kompensation erhalten.

Zugleich war die zentrale Militärregierung durch die Ausgaben für die Verteidigungsanlagen in Hakata, die sie bis zum Tod Kublai Khans 1294 unterhielt, ebenfalls stark verschuldet.

Diese Krise des Kamakura-Shōgunats versuchte 1331 der Kaiser Go-Daigo mit einem Aufstand zu nutzen.

Dieser gelang allerdings erst zwei Jahre später, als er mit Ashikaga Taka’uji einen mächtigen Militär auf seine Seite zog.

Daraufhin versuchte Go-Daigo mit der sogenannten „Kemmu-Restauration“ die Macht des Kaisers wiederherzustellen. So ernannte er seinen Sohn zum neuen Shōgun, um den Militärapparat unter seine Kontrolle zu bekommen.

Dieser Versuch scheiterte jedoch am Widerstand von Ashikaga Taka’uji, der am Ende erfolgreich gegen Go-Daigo rebellierte.

Der abgesetzte Kaiser konnte sich aber nach Yoshino südlich von Kyoto zurückziehen („Südhof“), wo er sich erfolgreich gegenüber den Ashikaga-Shōgunen und dem von ihnen eingesetzten Kaiser („Nordhof“) behauptete.

Erst 1392 wurden beide Höfe unter den Ashikaga-Shōgunen zugunsten des Nordhofes wieder vereinigt.

Wie hätte sich Japan entwickelt, wenn sich Kaiser Go-Daigo durchgesetzt hätte?

6. 1467: Der Beginn des verheerenden „Ōnin-Bunmei-Krieges“

Das Ashikaga-Shōgunat konnte aber ein halbes Jahrhundert später den Ausbruch eines Konfliktes zwischen den verfeindeten Clans der Yamana und Hosokawa nicht verhindern.

Der daraus hervorgehende verheerende, elfjährige „Ōnin-Bunmei-Krieg“ zerstörte nicht nur die Hauptstadt Kyōto als Hauptschauplatz fast vollständig.

Er ruinierte auch die Machtbasis der bisher anerkannten zentralen Instanzen, also sowohl des Kaiserhauses als auch des Shōgunats, vollständig.

Das Ergebnis war der Beginn der „Ära der streitenden Reiche“. Denn die Provinzfürsten konnten sich nun als „Daimyō“ ihre Machtbasis unabhängig vom Zentralstaat und dessen Legitimation sichern.

Ein Beispiel waren die Takeda, von deren einstigen Macht noch die Ruine ihrer Hauptburg (siehe Bild) zeugt.

Bild der Burgruine der Takeda, die sich vor Bergen aus dem Nebel herhebt.
(Kenan Yarici/Shutterstock)

Das Ergebnis war, dass Japan in dieser „Sengoku-Zeit“ fast ein Jahrhundert ohne zentrale Macht war.

Durch dieses Machtvakuum entstand aber auch eine große soziale Beweglichkeit, denn auch buddhistische Klöster, einzelne Städte und Zusammenschlüsse von Landständen erkämpften sich Autonomie.

Allerdings war es das Ziel aller „Daimyō“ genügend militärische und wirtschaftliche Macht auf sich zu vereinen, um durch einen „Marsch auf Kyōto“ eine neue Zentralgewalt unter eigener Vorherrschaft zu installieren.

In dieser Zeit traten daher viele Männer auf, die bis heute im historischen Gedächtnis als idealisierte Verkörperung der japanischen Samurai gelten: Zu nennen sind hier Persönlichkeiten wie Takeda Shingen („Der Tiger von Kai“), dessen hartnäckigster Gegner Uesugi Kenshin („Der Tiger von Echigo“), aber auch Date Masamune („Der einäugige Drache des Nordens“, siehe Bild).

Foto einer Reiterstatue von Date Masamune
(nagomi_camera(Shutterstock)
Wie hätte sich Japan entwickelt, wenn der "Ōnin-Bunmei-Krieg" nicht ausgebrochen wäre?

7. 1560: Der unerwartete Sieger von Okehazama

1560 wollte der mächtige Kriegsherr Imagawa Yoshimoto aus Shizuoka wie mancher vor ihm auf Kyoto marschieren.

Seine Chancen standen aber nicht schlecht: Er galt als einer mächtigsten Daimyō Japans und der Region Chūbu. Daher konnte er mit 25.000 Mann eine vergleichsweise große Armee aufstellen.

Auf seinem Weg passierte er auch seine Nachbarprovinz Owari, die der mit ihm rivalisierende Clan der Oda beherrschte.

Dessen Herrscher Oda Nobunaga war auf den ersten Blick kein großes Hindernis. Er galt als extravaganter Außenseiter, der mit seinen regelmäßigen Verstößen gegen Sitten und Rituale der Zeit aneckte.

So hatte sich Nobunaga erst nach längeren Kämpfen gegen Rivalen in der Familie als Oberhaupt des Oda-Clans durchgesetzt.

Auch konnte er nur 3.000 Mann mobilisieren und Imagawa Yoshimoto nur durch ausgestopfte Attrappen von einer deutlich größeren Verteidigungsarmee überzeugen.

Doch erst die Schlacht von Okehazama bedeutete die überraschende Wende in diesem Konflikt.

Oda Nobunaga gelang es mit der unkonventionellen Strategie, während eines Unwetters anzugreifen, die bereits den Sieg mit Alkohol feiernden Imagawa-Truppen zu überrumpeln und Yoshitomo zu töten.

Dieser Sieg besiegelte nicht nur den Abstieg der Imagawa, sondern auch den Aufstieg von Oda Nobunaga zum ersten „Reichseiniger“.

Was wäre gewesen, wenn Oda Nobunaga die Schlacht von Okehazama verloren hätte?

8. 1582: Der überraschende Tod von Oda Nobunaga

12 Jahre später war Oda Nobunaga (siehe Bild) nahe daran, Alleinherrscher von Japan zu werden.

Statue von Oda Nobunaga
(mTaira/Shutterstock)

Er besiegte in dieser Zeit mehrere rivalisierende „Daimyō“, setzte die machtlosen Ashikaga-Shōgune ab und ging als bei weitem stärkster Feudalherr daran, den Rest Japans außerhalb der Kernregionen auf Honshū zu unterwerfen.

Dazu nutzte er zum Beispiel verstärkt die von Portugiesen ins Land gebrachten Feuerwaffen. Mit diesen importierten Arkebusen und im Land gefertigten „Tanegashima“ vernichtete er 1575 in der Schlacht von Nagashino die legendäre Reiterei des Takeda-Clans.

Gleichzeitig rekrutierte er fähige Untergebene aus unterschiedlichsten gesellschaftlichen Schichten, zum Beispiel die späteren „Reichseiniger“ Toyotomi Hideyoshi (1536–1598) und Tokugawa Ieyasu (1543–1616). Mit diesen sicherte er auch die eroberten Gebiete ab und stabilisierte so seine Herrschaft dauerhaft.

Zuletzt zeigte er sich unerbittlich und grausam bei der Verfolgung der Gegner seiner „Herrschaft durch Gewalt“. Zum Beispiel ließ er die Mönche und Anhänger der bewaffneten und ihm feindlich gesinnten buddhistischen Ikko-Sekte sowie deren Familien gnadenlos vernichten. Damit löschte er auch potenzielle Gegner für die Zukunft vollkommen aus.

Nach später wiedergegebenen Äußerungen reichten seine Ambitionen schon über Japan hinaus und er spielte zumindest mit dem Gedanken einer Eroberung Koreas.

1582 aber schickte er seinen Feldherrn Toyotomi Hideyoshi als Vorhut auf den nächsten Feldzug und machte sich selbst daran, mit der Hauptstreitmacht von Kyōto aus loszumarschieren.

Bevor er dies jedoch konnte, attackierte ihn überraschend der sich zurückgesetzt fühlende General Akechi Mitsuhide im Tempel Honnō-ji.

Umzingelt im brennenden Gebäude beging Oda Nobunaga Seppuku, den ritualisierten Selbstmord der Samurai.

Was wäre gewesen, wenn Oda Nobunaga nicht im Tempel Honnō-ji überrascht worden wäre?

9. 1600: Die entscheidende Schlacht von Sekigahara

Diese Schlacht entschied die weitere Entwicklung Japans für Jahrhunderte.

Grob gesagt standen sich in ihr die Daimyō aus Ostjapan als Anhänger der Toyotomi-Familie und die Kriegsherren aus Westjapan unter der Familie Tokugawa gegenüber.

Der Ort der Schlacht war kein Zufall. Das Tal von Sekigahara (siehe Bild aus der heutigen Zeit) war ein strategisch wichtiger Durchgang in den Bergen zwischen den bedeutenden Regionen Chūbu und Kinki.

Bild in das Tal von Sekigahara
(hayakato/Shutterstock)

Die Schlacht selbst wogte mehrfach hin- und her, vor allem da am Anfang dichter Nebel eine taktische Kampführung unmöglich machte.

Am Ende führte erst der überraschende Verrat einiger Verbündeter zur Niederlage des Toyotomi-Heeres unter seinem Anführer Ishida Mitsunari.

Nach seinem Sieg ging stattdessen Tokugawa Ieyasu daran, seine Herrschaft als Shōgun dauerhaft zu sichern.

Sein Ziel war es nach den Bürgerkriegsjahren ein stabiles, geografisch klar umrissenes Japan mit einer hierarchisch abgestuften Gesellschaft aufzubauen

Nach Abschluss der von ihm durchgesetzten Reformen bis Mitte des 16. Jahrhunderts prägte diese Zielsetzung die japanische Gesellschaft über 200 Jahre.

Denn Tokugawa Ieyasu sicherte nicht nur das Amt des Shōguns für diese Zeit in seiner Familie.

Er machte mit Edo auch das heutige Tokio zu seiner Hauptstadt. Daher prägte sich für die Herrschaft seines Clans der Name „Edo-Zeit“ ein.

Die Gesellschaft teilte er dauerhaft in die vier Stände Samurai, Bauern, Handwerker und Händler ein. Nur das Kaiserhaus, dessen Hofadel und Minderheiten wie die Ainu in Hokkaidō standen außerhalb dieser Ordnung.

Zusätzlich versetzte er die Daimyō-Familien je nach deren Loyalität innerhalb des Landes und teilte ihnen verschiedene jährliche Reismengen als Steuereinnahmen zu.

Erst dadurch entwickelte sich eine Kultur, die im Westen als typisch-japanische wahrgenommen wurde. Zum Beispiel über den Ehrencodex der Samurai (siehe Bild), die sich jedoch in der „Edo-Zeit“ immer mehr von einer Kriegerelite zur Beamtenschaft des neuen Staates entwickelten.

Schwarz-Weiß-Bild von mehreren Samurai
(Marzolino/Shutterstock)
Wie hätte sich Japan entwickelt, wenn die Tokugawa die Schlacht von Sekigahara verloren hätten?

10. 1637/38: Die nie erfolgte Eroberung der Philippinen

Am Beginn der Tokugawa-Herrschaft war Japan keineswegs so abgeschlossen, wie es die spätere Geschichtsschreibung behauptete.

Denn Japaner waren im 16. und beginnenden 17. Jahrhundert als Händler und Söldner in ganz Ostasien unterwegs. Nachweisbar waren sie zum Beispiel im heutigen Thailand, Myanmar (Birma) und Kambodscha.

Auch in Kagayan und Manila auf den Philippinen gab es japanische Niederlassungen und Handelsposten.

Mehrfach beschuldigten die dort herrschenden Spanier die Japaner, Aufstände der Einheimischen gegen die Europäer angezettelt zu haben. Oftmals kam es zu Auseinandersetzungen zwischen japanischen Schiffen und spanischen Galeonen.

Gleichzeitig galten die spanisch beherrschten Inseln als potenzielles Sprungbrett für eine Invasion der Europäer gegen die japanischen Inseln.

Daher plante der Shōgun Tokugawa Iemitsu, Enkel von Ieyasu, einen Angriff auf die Philippinen.

Dies war auch Teil der japanischen Pläne, nach dem Vorbild Chinas um das Kernland einen Ring aus tributpflichtigen Vasallenstaaten zu legen.

Sie sollten das Kernland nicht nur militärisch abschirmen, sondern auch als Wirtschaftszone die ökonomische Unabhängigkeit Japans sichern.

Die strategische Lage war für Iemitsu günstig, da japanische Kolonien auf Taiwan und das 1609 eroberte Königreich von Ryūkyū auf Okinawa als Basis dienen konnten.

Doch die 1637 ausgebrochene Shimabara-Revolte ließ sich nur unter großen militärischen Anstrengungen und mithilfe von holländischen Schiffen niederschlagen.

Danach verfolgte Iemitsu seine Pläne nicht mehr weiter.

Was wäre gewesen, wenn Tokugawa Iemitsu auch nach der Shimabara-Revolte eine Invasion der Philippinen geplant hätte?

11. 1788: Die gescheiterten Reformen des Tanuma Okitsugu

Im Laufe des 18. Jahrhunderts begannen die Strukturen des Tokugawa-Shōgunats langsam zu bröckeln.

Zwar erlebte Japan eine relativ friedliche Zeit und war nicht von äußeren Feinden bedroht.

Im Inneren zerfiel jedoch immer mehr die Basis der Gesellschaft.

Denn in den 1720er und 1730er Jahren hatten mehrere Naturkatastrophen zu Missernten und Hungersnöten geführt.

So gilt der Vulkan Fuji heute als touristisches Wahrzeichen und religiöses Symbol Japans. In dieser Zeit lösten seine Ausbrüche aber auch immer wieder Hungersnöte aus.

Foto des japanischen Vulkans Fuji mit seiner schneebedeckten Spitze
(p_jirawat/Shutterstock)

Dies minderte auch die Einnahmen der regionalen Daimyō und des Zentralstaates, da der Großteil der Steuern von den Bauern aufgebracht und in Reis bezahlt wurde.

Da die Steuern nur langsam an den realen Reisertrag angepasst wurden, spaltete sich die formell egalitäre Landbevölkerung in verarmte Bauern und eine bäuerliche Oberschicht, die immer mehr Bodennutzungsrechte erwarb.

In den prosperierenden Städten errangen die teilweise als Oligopol agierenden und von Steuern weitgehend unbehelligt gebliebenen Händler, formell am Ende der konfuzianisch strukturierten Gesellschaft stehend, durch ihren Reichtum eine wirtschaftliche und gesellschaftliche Vorrangstellung.

Zusammengefasst führten diese Entwicklungen dazu, dass sich die regionalen Fürstenhäuser und Samurai immer mehr verschuldeten und teilweise in Abhängigkeit zu den Händlern gerieten.

Dagegen forderten konfuzianische Gelehrte ein Eingreifen des Shōgunats, das mit autoritären Eingriffen in Wirtschaft und Gesellschaft die alte Sozialordnung wiederherstellen sollte.

Diese „Sparsamkeitsedikte“ scheiterten jedoch jeweils nach kurzer Zeit, da sie eine idealisierte Ordnung verteidigten, die so nie Bestand gehabt hatte.

In eine andere Richtung gingen die Reformen von Tanuma Okitsugu, der 1769 aus der Stellung eines niedrigen Vasallen des Shōguns zum einflussreichsten Fürsten der Regierung aufgestiegen war.

Er verwarf die bisherigen konfuzianischen Reformversuche vollständig.

Stattdessen förderte er den innerjapanischen Handel und besteuerte ihn im Gegenzug erfolgreich. Auch den Außenhandel über Nagasaki wollte er ausbauen und damit die finanzielle Basis des Staates dauerhaft verbessern sowie von den Reisernten unabhängiger machen.

Zudem unterstützte er den Import von holländischen Büchern und damit Wissenschaft sowie Kultur.

Als jedoch sein Förderer, der Shōgun Ieharu 1786 starb, und Japan erneut von Naturkatastrophen und Bauernaufständen erschüttert wurde, entmachteten seine konfuzianisch gesinnten Gegner den zusätzlich noch unter Korruptionsvorwürfen leidenden Tanuma Okitsugu.

Sein Reformprogramm war damit ebenfalls am Ende und wurde von den Tokugawa-Shōgunen niemals mehr in Betracht gezogen.

Daher blieb das System dauerhaft instabil und geriet gegenüber den aufstrebenden Europäern immer mehr ins Hintertreffen.

Wie hätte sich das Tokugawa-Shōgunat entwickelt, wenn Tanuma Okitsugu eine Reformen fortgsetzt hätte?

12. 1867: Der schnelle Tod des Kaisers Kōmei

Diese Rückständigkeit zeigte sich dramatisch mit der Ankunft der „Schwarzen Schiffe“ unter dem US-amerikanischen Commodore Matthew Perry 1853.

Japan konnte aufgrund der ausgebliebenen Reformen und erneuter wirtschaftlicher Krisen, die die Autorität des Tokugawa-Shōgunats bereits untergraben hatten, seine in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts verstärke Isolationspolitik nicht länger aufrechterhalten.

Stattdessen musste das Shōgunat danach nicht nur zahlreiche „ungleiche Verträge“ mit den USA und den europäischen Großmächten schließen, die endgültig die Machtlosigkeit der Zentralregierung zeigten.

Um dem gleichen Schicksal wie China, das von den Europäern bereits mehrfach militärisch gedemütigt worden war, zu entgehen, begann Japan eine vorsichtige Reformpolitik.

Dies bedeutete aber endgültig die Auflösung einer Gesellschaftsordnung, auf der das Tokugawa-Shōgunat eigentlich basierte.

Zudem war der gegenüber den Großmächten friedliche Kurs innerhalb der japanischen Gesellschaft hochumstritten. So kam es in der strategisch wichtigen Seestraße von Shimonoseki zwischen den Inseln Honshū und Kyūshū häufig zu Kämpfen zwischen britischen Schiffen sowie japanischen Truppen der Tokugawa-Gegner (siehe Bild).

Gemälde eines britischen Kriegsschiffes, dass in Japan kämpft
(Everett Collection/Shutterstock)

Daher erstarkten zahlreiche Reformkräfte, unter denen viele im seit langem entmachteten Kaiserhaus einen Identifikationspunkt sahen.

Der amtierende Komei-tennō nahm diese Rolle durchaus gerne an und gab sich als großer Gegner jeglichen ausländischen Einflusses.

Der 35-jährige Kaiser war aber an größeren Reformen, wie sie sich die stärksten Tokugawa-Gegner wünschten, nicht interessiert.

Im Januar 1867 starb er jedoch plötzlich und in relativ kurzer Zeit an den Pocken.

Sein Nachfolger, der 14-jährige Mutsuhito und spätere Meiji-tennō, war weder alt noch erfahren genug, um eine selbständige Rolle im immer mehr eskalierenden Konflikt zwischen dem Shōgunat und seinen Gegnern zu spielen.

Letztere machten ihn aber nach ihrem Sieg im kurzen „Boshin-Krieg“ nur ein Jahr nach dem Tod seines Vaters zum eigentlichen Staatsoberhaupt von Japan.

Dabei fungierte der junge Herrscher aber nur als formelles Oberhaupt, das es den Reformen ermöglichte, ihren Kurs aus Modernisierungen im Inneren und Zurückhaltung gegenüber den Großmächten mit kaiserlichem Segen voranzutreiben.

So gab es gegen die verschiedenen Reformen nach westlichem Muster zwar mehrere Aufstände von Samurai und Bauern. Diese war aber nie stark genug, um den Reformkurs an sich zu gefährden.

Stattdessen ging diese Zeit als „Meji-Restauration“ in die japanische Geschichte ein.

Welche Rolle hätte der ältere und erfahrenere Komei-tennō gegenüber den Reformern gespielt?

13. 1873: Die verhinderte Invasion von Korea

Seit 1854 reformierte sich Japan nicht nur im Inneren.

Es begann auch, neben der Propaganda einer „pan-asiatischen Solidarität“ gegen „westliche“ Einmischung erste Schritte in Richtung einer eigenen aggressiven Außenpolitik.

Erstes Ziel war das Königreich Korea, das 1873 den japanischen Forderungen nach Handelsprivilegien – ähnlich denjenigen westlicher Länder in Japan – nicht nachgeben wollte.

In Japan war in diesem Jahr nur eine Statthalter-Regierung vor Ort, da sich die Spitzen des neuen Regimes größtenteils auf der sogenannten „Iwakura-Gesandtschaft“ befanden.

Die von Außenminister Iwakura Tomomi (siehe Bild) geleitete Delegation sollte die „ungleichen Verträge“ in Europa und den USA neu verhandeln sowie die Gelegenheit nutzen, um neues Wissen für Japan zu erwerben. Sie erreichte aber nur das zweite Ziel.

Porträt von Iwakura Tomomi
(Prachaya Roekdeethaweesab/Shutterstock)

Dieses Machtvakuum wollte der Samurai Saigō Takamori, einer der wenigen zurückgebliebenen Mächtigen, nutzen, um als Reaktion auf den koreanischen Widerstand eine Invasion des Nachbarlandes voranzutreiben.

Er wollte damit auch die Stellung der Samurai als Kriegerelite wieder stärken.

Denn durch die Reformen waren die Samurai als Stand immer mehr politisch ausgeschaltet und wirtschaftlich deklassiert worden.

Als die „Iwakura-Gesandtschaft“ von diesen Plänen erfuhr, lehnten die Mitglieder die Angriffspläne ab. Aus ihrer Sicht war Japan noch nicht innenpolitisch stark und reformiert genug, um mögliche außenpolitische Folgen eines Krieges ausgleichen zu können.

Daher änderte die Gesandtschaft kurzfristig ihre Reiseroute und konnte die Invasionspläne noch rechtzeitig verhindern.

Enttäuscht von dieser Reaktion zog sich Saigō Takamori aus den Regierungsgeschäften zurück. Von seiner Heimatprovinz heraus entwickelte er sich zum gefährlichsten Gegner der Regierung. 1877 war er schließlich Anführer der „Satsuma-Revolution“ aus unzufriedenen Samurai.

Der Versuch, die Regierung zu stürzen, scheiterte jedoch schnell und endete im Tod von Saigō Takamori sowie in einer endgültigen Stabilisierung der Regierung.

Dass diese eine Unterwerfung der Nachbarstaaten nicht prinzipiell ablehnte, zeigten militärische Interventionen und Drohungen gegen das chinesische Taiwan 1874 und auch gegen Korea 1876.

Im gleichen Jahr gelang es Japan auch, den einst von Saigō Takamori geforderten Handelsvertrag durchzusetzen.

Ende des 19. Jahrhunderts annektierte es sogar nach einem siegreichen Krieg gegen China Korea und Taiwan.

Wie wäre eine japanische Invasion gegen Korea 1873 ausgefallen und was wären deren Folgen gewesen?

14. 1932: Die folgenreiche Ermordung von Inukai Tsuyoshi

Zwischen 1918 und 1927/28 machte Japan eine Phase durch, die als „Taishō-Demokratie“ bezeichnet wurde.

Sie zeichnete sich durch einen verstärkten gesellschaftlichen Wandel, das Entstehen von verschiedenen sozialen und politischen Bewegungen sowie in den Städten durch eine Orientierung an westlichen Lebensstilen aus.

Ein Merkmal dieser Phase war, dass sich Premierminister und Regierungen nicht mehr aus der alten zivilen und militärischen Oligarchie der „Meji-Restauration“ rekrutierten.

Stattdessen stellten meistens die zwei stärksten konservativen Parteien den Premierminister.

Allerdings bildeten die Parteien und ihre Regierungskabinette nur eines von mehreren Machtzentren und konnten andere Machtzirkel wie das Militär oder das von der Oligarchie nach wie vor dominierte Oberhaus des Parlaments nicht unter ihre Kontrolle bringen.

Über allem stand der Kaiser, seit 1912 der die Ära prägende Taishō-tennō.

Dieser war allerdings bereits bei Regierungsantritt kränklich, weshalb 1921 sein Sohn Hirohito die Regierungsgeschäfte übernahm. 1925 starb der Kaiser und Hirohito wurde als Shōwa-tennō Staatsoberhaupt.

Zu dieser Zeit kämpften die Parteienregierungen bereits mit vielen wirtschaftlichen und sozialen Problemen, die sich mit der Weltwirtschaftskrise 1929 verschärften.

Dennoch blieb das Prinzip der Premierminister aus Parteien bestehen.

Bis am 15. Mai 1932 Marineoffiziere einen Putschversuch unternahmen.

Dieser scheiterte zwar. Aber es gelang ihnen, den konservativen Premierminister Inukai Tsuyoshi zu ermorden.

Vor allem das geringe Strafmaß für die Attentäter und die große Sympathie, die ihnen aus Teilen der Bevölkerung entgegenschlug, schwächten die Parteien entscheidend und führten zu einem nicht mehr rückgängig zu machenden Machtzuwachs des Militärs.

Dieses nutzte seinen gestiegenen Einfluss, um eine ultranationalistische und antiliberale, autoritäre Innen- und Außenpolitik durchzusetzen.

Was wäre gewesen, wenn Inukai Tsuyoshi den Putschversuch überlebt hätte?

15. 1941: Der riskante Angriff auf Pearl Harbor

Ende 1941 befanden sich Japan und die USA auf klarem Konfrontationskurs wegen der aggressiven japanischen Expansionsbestrebungen in China und Südostasien.

Während die japanische Militärführung die Truppen in den britischen (Hongkong, Singapur, Malaysia, Birma) und niederländischen (Niederländisch-Indien, heute Indonesien) Kolonien als schlagbar einschätze, sah sie in den USA den Hauptgegner.

Insbesondere die in Pearl Harbor auf Hawaii konzentrierte US-Pazifikflotte galt als Haupthindernis für die japanischen Angriffspläne.

Daher fasste das japanische Militär den Plan, die USA durch einen Überraschungsangriff so zu schwächen, dass diese keinen Widerstand gegen die japanische Expansion leisten konnten und am Ende in einem Friedensvertrag die neuen Eroberungen in den europäischen Kolonien anerkennen mussten.

Dieser mit erheblichen Risiken behaftete Überraschungsangriff gelang am 7. Dezember 1941 fast vollständig.

Nicht nur schaffte es der japanische Flottenverband der „Kidō Butai“ (deutsch: mobile Truppe) mit sechs Flugzeugträgern und fast der gesamten Elite der Trägerpiloten, sich unbemerkt nördlich von Pearl Harbor zu platzieren.

Es gelang den Japanern auch, in zwei Angriffswellen elf amerikanische Schiffe, darunter fünf Schlachtschiffe (im Bild unten) zu versenken. Zusätzlich zerstörten sie 188 Flugzeuge und töteten 2.349 Soldaten.

Blick aus einem japanischen Flugzeug beim Angriff auf den Hafen von Pearl Harbor
(Everett Collection/Shutterstock)

Der Angriff war jedoch nicht nur aufgrund der riskanten und dadurch für die US-Amerikaner überraschenden Strategie erfolgreich.

Die Verteidigung eines der wichtigsten Stützpunkte der USA war so pannenbehaftet, dass sich bis heute Verschwörungstheorien dazu halten.

Denn die amerikanischen Oberbefehlshaber in Washington rechneten zwar mit einem baldigen japanischen Angriff, waren aber nicht auf den Ort und die Zeit vorbereitet.

So wurden geknackte japanische Meldungen zu spät oder gar nicht weitergegeben, erste Meldungen über gesichtete japanische U-Boote und Flugzeuge ignoriert. Da der 7. Dezember auf einen Sonntag fiel, waren viele Offiziere nicht auf ihrem Posten und die Munition für die Flugabwehrgeschütze war teilweise weggesperrt. Die Flugzeuge auf den Basen waren noch dazu kurz zuvor aus Angst vor Sabotage mitten auf den Flugfeldern in Reih und Glied aufgestellt worden.

Die so verursachte Niederlage sorgte dafür, dass die Japaner im ersten Jahr des Pazifikkrieges bei ihren Offensiven in Südostasien relativ freie Hand hatten.

Wie wäre der Angriff auf Pearl Harbor verlaufen, wenn die US-Amerikaner die Warnungen früher ernst genommen und Verteidigungsmaßnahmen gegen den japanischen Angriff unternommen hätten?

Mögliches Szenario
1941: Der Angriff auf Pearl Harbor wird erkannt

16. 1945: Der gescheiterte Putsch gegen Kaiser Hirohito

In der Endphase des Zweiten Weltkrieges im August 1945 war die Lage von Japan dagegen unhaltbar: Seine Verbündeten hatten wie das Deutsche Reich kapituliert oder wie Italien die Seiten gewechselt.

Seine Flotte war bereits seit 1944 nicht mehr in der Lage, eine sichere Verbindung zwischen den Hauptinseln und den anderen Teilen des Reiches aufrechtzuerhalten.

Seit der erfolgreichen Eroberung der Inseln Iwo Jima und Okinawa besaßen die US-Amerikaner sogar Basen in direkter Nähe der japanischen Hauptinseln für Luftangriffe und zur Vorbereitung einer Invasion.

In den letzten Wochen des Sommers 1945 hatte sich die Lage weiter verschlechtert.

Durch die Kriegserklärung der Sowjetunion am 8. August und ihrer Invasion in China sowie Korea war nicht nur dieser Kriegsschauplatz für das Kaiserreich verloren, sondern auch der Weg für eine Verhandlungslösung über die bisher neutrale UdSSR.

Zudem hatten die US-Amerikaner durch den Abwurf der Atombomben auf Hiroshima (6. August) und Nagasaki (9. August, siehe Bild) bewiesen, dass sie auf keine großangelegte und möglicherweise verlustreiche Invasion angewiesen waren, um Japan zu zerstören.

Foto der Explosion der Atombombe über Nagasaki
(Everett Collection/Shutterstock)

Dennoch war die Kapitulation im japanischen Obersten Kriegsrat eine nach wie vor umstrittene, teilweise sogar undenkbare Option.

Erst als Kaiser Hirohito auf Veranlassung von friedenswilligen Regierungsmitgliedern sein jahrelanges Schweigen brach, stimmten die Kriegsbefürworter aus Loyalität zu ihm einer Kapitulation zu.

Doch auch dies bedeutete nicht das Ende der Kämpfe.

In der Nacht vom 14. auf den 15. August versuchten jüngere Offiziere gegen die friedenswillige Fraktion zu putschen und die Nachricht des Kaisers, in der er die Kapitulation verkündete, zu vernichten.

Sie wollten stattdessen weiter gegen die Alliierten kämpfen.

Dass ihre Haltung keine Ausnahme war, zeigten zwei Entwicklungen nach der Kapitulation.

Erstens mussten teilweise Angehörige des Kaiserhauses zu verschiedenen japanischen Truppen reisen, um diese zur Aufgabe zu bewegen.

Zweitens hielten sich bis in die 1970ern Jahre einzelne Soldaten der kaiserlich-japanischen Armee in den Dschungeln Südostasiens versteckt, da sie die Kapitulation nicht wahrhaben wollten.

Doch der Putsch scheiterte bereits nach wenigen Stunden, da es den Putschisten nicht gelang, das Militär am Kaiserhof auf ihre Seite zu ziehen, und vor allem die Nachricht von Hirohito nicht zerstört werden konnte.

Daher kapitulierte Japan am 2. September 1945 und beendete so den Zweiten Weltkrieg.

Wie hätte der Zweite Weltkrieg geendet, wenn der Putsch erfolgreich gewesen wäre und die Japaner im September 1945 weitergekämpft hätten?

17. 1946: Die erfolgreiche Operation „Blacklist“

Nach der Kapitulation besetzten die USA Japan vollständig und wollten das Land demilitarisieren, demokratisieren und eine Friedenswirtschaft aufbauen.

Entscheidend für diese Phase waren zwei Personen beziehungsweise deren Rollen.

Auf japanischer Seite war dies Kaiser Hirohito, dessen Rolle im Zweiten Weltkrieg noch umstritten war.

Einerseits hatte er die Kriege und Verbrechen der japanischen Armee bis 1945 abgesegnet. Andererseits war er auch daran beteiligt, dass das Land schließlich bedingungslos kapitulierte und sich friedlich der US-amerikanischen Besatzungsherrschaft unterwarf.

So war 1945 bezeichnenderweise der Kaiserpalast (siehe Bild) eines der wenigen Gebäude in Tokyo, das den Krieg relativ unbeschadet überstanden hatte.

Schwarz-Weiß-Foto des Japanischen Kaiserpalastes von 1945
(Everett Collection/Shutterstock)

Die andere Person war General Douglas MacArthur, der als Oberkommandierender der alliierten Besatzungsmächte das letzte Wort für das konkrete Ausgestalten der Besatzungsherrschaft in Japan hatte.

Als Kriegsheld war er in der US-amerikanischen Bevölkerung beliebt. Auch bei den Japanern erwarb er sich Sympathien: Einerseits durch sein mutiges und lässiges Auftreten als Soldat, andererseits durch eine gegenüber den Japanern freundliche Rhetorik.

MacArthur galt aber auch als arroganter und selbstverliebter Charakter, der Vorschriften nach eigenen Gutdünken und entgegen den Weisungen aus Washington anwandte.

Er musste nun über das Schicksal des Kaisers entscheiden.

Denn viele US-amerikanische Politiker und Militärs forderten mindestens eine Anklage gegen Hirohito bei den anstehenden Kriegsverbrecherprozessen.

MacArthur entschied jedoch, den Kaiser zu verschonen und stattdessen als nationales Symbol beizubehalten, um den demokratischen Umbruch abzusichern.

So wies er seinen Stab an, entlastendes Material zu recherchieren und in den Kriegsverbrecherprozessen Angeklagte so zu beeinflussen, dass sie die Schuld für die Verbrechen auf sich nahmen — die schließlich erfolgreiche „Operation Blacklist“.

Auch gegenüber Kritik aus Washington verteidigte MacArthur seinen Kurs: Sein Argument war, dass es ohne den Kaiser zu einem Guerillakrieg der bislang friedlich gebliebenen Japaner gegen die US-amerikanischen Besatzer käme.

Diese herausragende Stellung von Hirohito in der Bevölkerung gilt mittlerweile aber als nicht mehr unumstritten. Denn viele Japaner waren mit dem unmittelbaren Überleben im Nachkriegselend beschäftigt.

Hirohito füllte danach seine Rolle insofern aus, dass er den Kurs von MacArthur zur Demokratisierung unterstützte und so gegen die noch bestehenden nationalen Kräfte abschirmte.

Kritiker bemängeln aber, dass durch das Verschonen von Hirohito die alten Eliten ebenfalls eine Symbolfigur behielten, wodurch eine gesellschaftlich breite und dauerhafte Demokratisierung unterblieb.

Wie hätte sich Japan entwickelt, wenn sich MacArthur dazu entschieden hätte, Kaiser Hirohito doch anzuklagen?

18. 1994: Die kurzlebige Koalitionsregierung

Seit den 1950er Jahren hatte die „Liberaldemokratische Partei“ (LDP) als absolute Regierungspartei Nachkriegsjapan dominiert.

Sie profitierte dabei neben dem enormen wirtschaftlichen Erfolg von einer engen Bindung an Unternehmen und die Ministerialbürokratie, ein zeitweise „eisernes Dreieck“ genanntes Beziehungsgeflecht bis auf lokale Ebene.

Ein Symbol für den Aufstieg von Japan zur wirtschaftlichen Großmacht war die Skyline von Tokyo aus zahlreichen modernen Wolkenkratzern (siehe Bild).

Panormabild der Wolkenkratzer von Tokyo in Japan
(nyker/Shutterstock)

Anfang der 1990er Jahre schien dieses politische Modell an ein Ende zu kommen.

Nicht nur geriet die japanische Wirtschaft durch das Platzen der „Seifenblasenwirtschaft“ in die Rezession. Auch mehrere Korruptionsskandale nährten erstmals Zweifel an der LDP und deren „eisernem Dreieck“.

So kam es 1993 nach politischen Turbulenzen erstmals seit 1948 mit Hosokawa Morihito zur Wahl eines Nicht-LDP-Politikers als Premierminister. Die LDP wurde sogar durch eine Sieben-Parteien-Koalition in der Regierung abgelöst und in die Opposition geschickt.

Diese neue Koalition reformierte zwar die Wahlgesetze und Bestimmungen für den politischen Wettbewerb.

Sie war jedoch instabil und primär von der Antipathie gegen die LDP zusammengehalten.

Dennoch gelang es letzterer, selbst von einer Spaltung bedroht, 1994 zwei Parteien aus der Koalition zu lösen und wieder in die Regierung zu kommen.

Seitdem dominiert sie wieder die japanische Politik — bis heute.

Was wäre gewesen, wenn es der LDP 1994 nicht mehr gelungen wäre, die Regierungskoalition rechtzeitig vor der eigenen Spaltung zu spalten?

Quellen und Literatur

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