Was wäre wenn... jemand einen Blog über Alternative History schreiben würde?

21 Punkte, an denen die Geschichte der Oberpfalz und Regensburgs anders gelaufen wäre

Die Bewohner der Oberpfalz und ihrer Hauptstadt Regensburg werden in Bayern gerne unterschätzt.

Doch die Region zwischen Franken, der Tschechischen Republik und Südbayern stand oft im Fokus der Geschichte. Vielfältige Herrschaften lösten sich im Spannungsfeld der Regional- und Großmächte in der Mitte Europas ab.

So kreuzten sich in der Oberpfalz und Regensburg viele Wege der Alternative History.

Zur besseren Orientierung gibt es Anfang eine Karte der heutigen Oberpfalz mit den kreisfreien Städten Regensburg, Amberg und Weiden. Umgeben ist der Bezirk von Oberfranken (gelblich), Mittelfranken (rötlich), Oberbayern (grün) und Niederbayern (orange). Im Westen in dunklerem Rot markiert ist die kreisfreie Stadt Nürnberg mit ihren Nachbarstädten Fürth und Erlangen.

Karte der Bezirks Oberpfalz in Bayern mit den kreisfreien Städten Regensburg, Amberg und Weiden sowie den Landkreisen Regensburg, Neumarkt in der Oberpfalz, Amberg-Sulzbach, Schwandorf, Cham. Neustadt an der Waldnaab und Tirschenreuth.
(Wikimedia Autor: TUBS/CC BY-SA 3.0)

Dieser Beitrag erschien zum ersten Mal am 29. September 2020. Er wurde seitdem am 20. März und 18. Dezember 2021 sowie am 10. April und 13. November 2023 überarbeitet.

Ankerpunkte

  1. 15 vor Christus: Die unbedeutende Eroberung durch das römische Reich
  2. 788: Das einschneidende Ende der Agilolfinger
  3. 1057: Das langwierige Ende der Schweinfurter
  4. 1167: Das vorzeitige Ende der Grafen von Sulzbach
  5. 1245: Die freie und Reichsstadt Regensburg
  6. 1322: Die endgültige Verpfändung von Eger
  7. 1329: Der zersplitternde Hausvertrag von Pavia
  8. 1373: Das kurzfristige Ende von Neuböhmen
  9. 1492: Der erzwungene Verzicht auf Regensburg
  10. 1504: Die entscheidende Schlacht von Wenzenbach
  11. 1519: Die junge Pfalz-Neuburg
  12. 1625: Die unfreiwillige Rekatholisierung
  13. 1663: Der zwiespältige immerwährende Reichstag
  14. 1796: Die verhinderte Entscheidungsschlacht bei Amberg
  15. 1810: Die neue Hauptstadt der Oberpfalz
  16. 1856: Die verspätete Gründung der Ostbahngesellschaft
  17. 1945: Die tödlich verhinderte Verteidigung von Amberg
  18. 1962: Die endgültige Gründung der Universität Regensburg
  19. 1978: Das langwierige Ende der „autofreundlichen“ Altstadt in Regensburg
  20. 1989: Die umkämpfte Aufgabe der WAA
  21. 1991: Die uneinige Gründung der OTH Amberg-Weiden

    Quellen und Literatur

1. 15 vor Christus: Die unbedeutende Eroberung durch das römische Reich

Vor der Zeitenwende war das Gebiet der Oberpfalz mehrheitlich von Kelten und weniger von Germanen besiedelt.

Mit der Eroberung durch die römischen Legionen, die das strategische Vorfeld von Italien und Gallien sichern wollten, erhielt die Oberpfalz nicht nur Anschluss an den einheitlichen Kulturraum des Imperiums.

Das bekannteste Beispiel ist nach der Zerstörung von Vorgängerbauten ein im Jahr 179 aufgebautes Legionslager: Castra Regina – das heutige Regensburg.

Legionäre waren auch für die römischen Provinzen in der südlichen Oberpfalz entscheidend.
(MinDof/Shutterstock)

Die Oberpfalz nördlich der Donau gehörte offiziell zwar zum freien Germanien. Das kaum bewohnte, von verschiedenen germanischen Stämmen besiedelte Land blieb aber nicht unbeeinflusst durch die Römer.

Es gab ausgehend von den Flusstälern von Naab und Regen Handelsbeziehungen, vor allem im 3. und 4. Jahrhundert auch Plünderungszüge in die römischen Provinzen.

Diese blieben aber bis zum Ende des Römischen Reiches unbedeutende Regionen des Imperiums.

Was wäre gewesen, wenn die Römer die Region nie erobert hätten?

2. 788: Das einschneidende Ende der Agilolfinger

Nach dem Abzug der Römer blieben Teile der romanisierten Bevölkerung im Land. Ebenso wie germanische Söldner aus Siedlungen nördlich der Donau, die immer mehr Aufgaben der römischen Grenztruppen übernommen hatten.

Aus beiden Gruppen, weiteren germanischen Stämmen und zahllosen anderen Zuwanderern bildete sich eine neue Ethnie heraus, die die bayerische Geschichte begründete: die Bajuwaren.

Im 8. Jahrhundert dominierte die Familie der Agilolfinger vom immer noch stark befestigten Regensburg aus den Stamm.

Um ihre Herrschaft zu sichern, richteten sie eine erste Kirchenverwaltung ein und gründeten zahlreiche Klöster als Stützpunkte zur Landgewinnung.

Im Zuge dessen kam es zu einer bajuwarischen Besiedlung der Oberpfalz, damals Nordgau genannt, entlang der Flussläufe wie der Naab. Von Westen her siedelten aber auch Franken, von Norden und Osten zusätzlich Slawen im Land.

Da die heutige Oberpfalz zwischen Sulzbach (Landkreis Amberg-Sulzbach) und Premberg (Landkreis Schwandorf) im Frühmittelalter bereits ein wichtiges Zentrum der Eisenverarbeitung war, war die Region zwischen bajuwarischen Agilolfingern und fränkischen Karolingern umkämpft.

788 endete diese Phase der bayerischen und Oberpfälzer Geschichte: Das unter den Karolingern erstarkende Frankenreich (auf der Karte in grünen Farben) hatte die Unabhängigkeit der Agilolfinger immer mehr beschnitten. In diesem Jahr setzte Karl der Große schließlich deren letzten Herzog Tassilo III. ab.

Karte des Fränkischen Reiches mit dem Gebiet der Bajuwaren
(Wikimedia-Autor: Plinganser/CC BY-SA 3.0)

Der Nordgau blieb zwar größtenteils bajuwarisch bzw. bayerisch, gehörte aber „nur“ noch zu einer Provinz an der Peripherie des Reiches.

Regensburg dagegen entwickelte sich bis zum Aussterben der Karolinger zu einem Zentrum der Königsherrschaft im ostfränkisch-deutschen Reich.

Wie hätte sich die Oberpfalz weiter entwickelt, wenn die Agilolfinger in Regensburg an der Macht geblieben wären?

3. 1057: Das langwierige Ende der Schweinfurter

Ab 938/939 etablierten sich mithilfe der ostfränkischen Könige die Grafen von Schweinfurt als Herrscher über die bayerischen Gebiete im Nordgau.

Als Marktgrafen übernahmen sie immer mehr Aufgaben in den Gebieten der mittleren und nördlichen Oberpfalz mit den Zentren in Nabburg (Landkreis Schwandorf, siehe Bild) und Sulzbach.

Foto der Altstadt von Nabburg über dem Fluss Naab
(Robert Ruidl/Shutterstock)

Diese herzogsähnliche Stellung in unmittelbarer Nähe ihrer Hauptstadt Regensburg konnte das damalige bayerische Herrschergeschlecht der Luitpoldinger nicht zulassen.

Als einer der ihren als König Heinrich II. über das ostfränkisch-deutsche Reich regierte, kam es zum Konflikt.

Er schlug nicht nur einen Aufstand der Schweinfurter nieder. Er schwächte auch durch die Vergabe von Lehnsrechten, zum Beispiel an das Bistum Bamberg, die Stellung der Markgrafen.

Doch erst der Tod des letzten Schweinfurters, Otto, beendet 1057 die Versuche, die Oberpfalz von Bayern unabhängig zu machen.

Stattdessen setzte eine Zersplitterung der Herrschaft zwischen unterschiedlichen Adelsgeschlechtern ein.

Diese endete für den größten Teil der Region erst, als die Mehrzahl der Familien im Laufe des Mittelalters ausstarben und ihr Besitz an die neuen bayerischen Herzöge fiel: die Wittelsbacher.

Was wäre gewesen, wenn die Schweinfurter die heutige Oberpfalz dauerhaft unter ihrer Herrschaft vereint hätten?

4. 1167: Das vorzeitige Ende der Grafen von Sulzbach

Ein Beispiel für eine solche Adelsfamilie waren die mächtigen Grafen von Sulzbach. Ausgehend von ihrer gleichnamigen Stammburg (siehe unten Bild aus der heutigen Zeit) beherrschten sie nicht nur weite Teile der Oberpfalz, sondern waren durch weitere Güter im heutigen Bayern sowie zahlreiche Heiratsverbindungen eines der mächtigsten Geschlechter des Heiligen Römischen Reiches.

Foto der Burg Sulzbach im Landkreis Amberg-Sulzbach
(ManuEis – Photographie/Shutterstock)

1167 starb jedoch mit Berengar II. der letzte männliche Sulzbacher auf einem Italienzug mit Kaiser Barbarossa an der Pest.

Da der noch lebende Vater von Berengar, Gebhard II., sonst nur Töchter gezeugt hatte, war das Ende ihrer Herrschaft absehbar.

Als Gebhard II. im Jahr 1188 starb, verteilten sich daher seine Güter unter den Ehemännern seiner Töchter.

Besonders profitierte davon aber ein Geschlecht, dass keine verwandtschaftlichen Beziehungen zu den Sulzbachern gepflegt und mit ihnen sogar rivalisiert hatte – die Wittelsbacher.

Im Nordgau brachte der Tod von Berengar II. für sie einen ersten Durchbruch, da bereits vor dem Tod von Gebhard II. mehrere von dessen Gefolgsleuten auf die Seite der Wittelsbacher-Herzöge wechselten.

Abgeschlossen wurde diese Entwicklung 1305/1307, als nach dem Aussterben weiterer Adelsgeschlechter der ehemalige Sulzbacher Besitz in der Oberpfalz endgültig an die Wittelsbacher ging.

Wie hätten sich Sulzbach und die Oberpfalz entwickelt, wenn Berengar II. nicht vorzeitig gestorben wäre?

5. 1245: Die freie und Reichsstadt Regensburg

Regensburg hatte sich im Mittelalter nicht nur zum politischen und kulturellen Hauptort des bayerischen Herzogtums entwickelt.

Gestützt auf den wachsenden europäischen Handel mit Luxusgütern über die Donau – aber auch über den Regen nach Böhmen – wuchs die Stadt zur größten Wirtschaftsmetropole im süddeutschen Raum heran.

Zeugnis dieser Bedeutung und des Reichtums waren der Bau der Steinernen Brücke als einzigem festen Donauübergang zwischen Ulm und Wien von 1135 bis 1146 sowie des Doms ab 1273. Hinzu kamen zahlreiche Geschlechtertürme als Ausweis des Reichtums der Patrizier.

Die verschiedenen Befestigungsanlagen von Regensburg zeigen deutlich die Expansion der Stadt bis ins hohe Mittelalter. Sie drückten außerdem die Wehrhaftigkeit der Stadt und ihrer Bürger aus.

Karte der Stadtmauern von Regensburg
(Eigenes Werk: Bernd Edtmaier)

Davon profitiert auch die restliche Oberpfalz: Vor allem Amberg und Sulzbach-Rosenberg, wegen ihrer vielen Hammerwerke als „Ruhrgebiet des Mittelalters“ bekannt, exportieren über Vils und Naab ihr Eisenerz nach Regensburg.

Entsprechend umkämpft waren die Herrschaftsrechte in der Stadt zwischen den bayerischen Herzögen und den Bischöfen von Regensburg.

Auch der deutsche König, ab 1138 aus der Familie der Staufer, versuchte, die Metropole mehr an seine Herrschaft zu binden.

Dieses Spannungsfeld nutzten die reichen Bürger, um über mehrere Jahrzehnte immer mehr Rechte der verschiedenen Streitparteien an sich zu ziehen. 1245 gewährte ihnen schließlich Kaiser Friedrich II. das Recht der freien Wahl von Bürgermeistern und Stadträten.

Die Wittelsbacher versuchten vergeblich, ihre „verlorene Hauptstadt“ zurückzuerobern.

Stattdessen gelang es den Regensburgern sogar weitere Rechte an sich zu ziehen. Diese dehnten sie schließlich bis 1300 soweit aus, dass die Stadt sich de facto von Bayern unabhängig machte.

1337 scheiterte auch der letzte Versuch des wittelsbachischen Königs, Ludwigs des Bayern, die Stadt militärisch für das Herzogtum zurückzuerobern.

Wie hätte sich Regensburg entwickelt, wenn die Stadt bayerische Hauptstadt geblieben wäre?

6. 1322: Die endgültige Verpfändung von Eger

Ab 1100 kolonisierten die Markgrafen von Vohburg und das Kloster Waldsassen das Gebiet um das heutige Eger (tschechisch: Cheb). Sie gliederten das Land in den Nordgau ein, der zu dieser Zeit den Großteil der heutigen Oberpfalz umfasste.

Das Grenzland (heute grob östlich des Landkreises Tirschenreuth) entwickelte sich vor allem unter der Herrschaft der Staufer ab 1146 zu einem strategisch wichtigen und durch den Handel prosperierenden Gebiet. So erhielt zum Beispiel Eger den Status einer Reichsstadt und war Schauplatz mehrerer Aufenthalte der Kaiser Friedrich Barbarossa und Friedrich II.

Vor allem die Burg von Eger (siehe Bild) war unter der Herrschaft der Staufer ein wichtiges Machtzentrum sowohl des Egerlandes als auch des Heiligen Römischen Reiches.

Foto von Burg und Kirche in Eger
(Eigenes Bild)

Dadurch geriet die Region in den Fokus der Könige von Böhmen, die daran interessiert waren, das angrenzende Egerland, also das Gebiet um die Stadt Eger, unter ihre Herrschaft zu bringen.

Nach dem Untergang der Staufer gelang es den böhmischen Königen jedoch zuerst nicht, das entstandene Machtvakuum dauerhaft zu nutzen.

Denn die Grafen von Wittelsbach hatten sich einen Großteil des Nordgaus aus dem Besitz der Staufer unterworfen und konnten daher ebenfalls Anspruch auf die Gebiete um Eger erheben.

Erst 1322 entschied sich dieser Konflikt dauerhaft.

Denn der Wittelsbacher Kaiser Ludwig der Bayer verpfändete das Egerland als Dank für die Unterstützung der böhmischen Könige für 20.000 Mark Silber an diese.

Damit war das deutschsprachige Egerland aber formell noch kein Teil des Königreichs Böhmen. Es behielt nach außen eine unabhängige Sonderstellung, die erst im Laufe der Jahrhunderte immer mehr ausgehöhlt wurde.

Jedoch wurde zum Beispiel erst 1782 die kirchliche Bindung an das Bistum Regensburg beendet. Zudem blieb der egerländisch-deutsche Dialekt ein Teil der baierischen Sprachfamilie.

Wie hätte sich die spätere Oberpfalz entwickelt, wenn das Egerland nicht dauerhaft Teil des Königreichs Böhmen geworden wäre?

7. 1329: Der zersplitternde Hausvertrag von Pavia

Um die ständigen Querellen innerhalb der Wittelsbacher zu beenden, teilte Kaiser Ludwig der Bayer die Territorien seiner Familie.

Grob gesagt entstanden zwei voneinander getrennte Linien: Die bayerische Linie bekam die Herrschaft über die größten Teile Bayerns mit dem Zentrum im heutigen Oberbayern. Der pfälzische Zweig verfügte über das Amt des Pfalzgrafen zu Rhein in der Region um Heidelberg.

Da die Pfalz an sich zu klein für ein Machtgleichgewicht war, kamen Teile des bayerischen Nordgaus hinzu. Aus diesen entwickelte sich die „Obere Pfalz“.

Da der bisherige regionale Verwaltungssitz Burglengenfeld in bayerischem Besitz blieb, brauchten die Pfälzer eine neue Hauptstadt.

So wurde Amberg erstmals Sitz von Regierungsamt und Residenzstadt für die kurpfälzischen Statthalter, die sich dort ein eigenes Schloss (im Bild links) in einem Teil der Stadtbefestigung bauten.

Foto von Amberg mit der Stadtbrille und dem kurfürstlichen Schloss
(Eigenes Bild)

Auch die Pfalzgrafen bei Rhein hielten sich nun häufig in der Stadt auf. Zeitweise war es Tradition, dass ihre designierten Nachfolger die Statthalterschaft in Amberg übernahmen, um das Regierungshandwerk zu lernen.

Wie hätten sich die Wittelsbachischen Besitzungen und damit die Oberpfalz noch aufteilen können?

8. 1373: Das kurzfristige Ende von Neuböhmen

Der Nachfolger Ludwigs des Bayern, Kaiser Karl IV., hatte ebenfalls Pläne in der Oberpfalz.

Er wollte einen Landkorridor aufbauen, der von der heutigen Tschechischen Republik, die er als König von Böhmen beherrschte, bis zu den damaligen Zentren des Heiligen Römischen Reiches, Nürnberg und Frankfurt, reichte.

Dazu erwarb er bis 1353 von den Pfalzgrafen Gebiete in der nördlichen Oberpfalz (auf der Karte der grüne Zipfel links von Böhmen), die er von Sulzbach aus verwalten ließ. Diese Herrschaft förderte er durch gezielte Vergabe von Privilegien sowie dem Ausbau des Straßen- und Handelsnetzes der „Goldenen Straße“.

Karte der Länder der böhmischen Krone unter Karl IV.
(Wikimedia-Autor: Maximilian Dörrbecker (Chumwa)/CC BY-SA 2.0)

Ziel von Karl IV. war es, die lukrativen Handelswege zwischen Böhmen und Franken in der Oberpfalz auf sein eigenes Territorium umzuleiten und so zu monopolisieren.

Davon profitierte zum Beispiel die neue Residenzstadt Sulzbach, die in dieser Zeit ihr Stadtgebiet verdoppelte.

Alles deutete darauf hin, dass Karl IV. diese Teile der Oberpfalz langfristig an die Krone Böhmens binden wollte.

Jedoch gab er diese Strategie 1373 auf: Im Vertrag von Fürstenwalde tauschte er große Teile von „Neuböhmen“ gegen die strategisch wichtige Mark Brandenburg.

Zwar gab es um Auerbach (Landkreis Amberg-Sulzbach) noch ein kleines Restgebiet. Dieses ging aber unter Karls Nachfolger Wenzel in kriegerischen Auseinandersetzungen fast vollständig verloren.

Wie hätte sich ein länger bestehendes Neuböhmen auf die restliche Oberpfalz ausgewirkt?

9. 1492: Der erzwungene Verzicht auf Regensburg

Im 15. Jahrhundert geriet das vormals reiche Regensburg in wirtschaftliche Schwierigkeiten.

Der Fernhandel verschob sich weg von der Stadt, während die Patrizier aus den alten Handelsfamilien nur ihren Machterhalt im Sinn hatten. Da sie daher das Handwerk klein gehalten hatten, fehlte es der freien Reichsstadt zum Beispiel im Vergleich zu Ulm an Wirtschaftszweigen, die den Abstieg abfangen konnten.

Foto der Steinernen Brücke und des Doms in Regensburg.
(Eigenes Bild)

Der bayerische Herzog trug seinen Teil dazu bei. Nach dem Verlust der Stadt förderte er umliegende Städte und verwickelte die Stadt immer wieder in kräfteraubende Wirtschaftskriege.

Er profitierte davon, dass das Territorium der freien Reichsstadt klein war und er selbst innerhalb ihrer Mauern – wie der Bischof – weiter Herrschaftsrechte ausübte.

Den letzten Schachzug machte Herzog Albrecht IV. 1486. Er zahlte auf einen Schlag die Schulden seiner Vorgänger bei Regensburg zurück.

Dadurch löste er viele Rechte und Besitzungen aus, die die Stadt bis dahin als Pfand besessen hatte. Die Stadtherren, wirtschaftlich und durch soziale Spannungen geschwächt, gaben seinem Druck weiter nach und unterstellten sich dem Herzog.

Beinahe wäre Regensburg wieder zu Bayern gekommen.

Doch der als machtlos unterschätze Kaiser Friedrich III. konnte Albrecht IV. in einem anderen Konflikt zur Kapitulation zwingen.

So wurde Regensburg wieder Freie Reichsstadt, wenn auch beschränkt auf das schmale Gebiet der Stadtmauern und der beiden Donauinseln.

Die Feindschaft zwischen der Stadt und dem bayerisch dominierten Umland blieb danach noch lange erhalten.

In der Stadt selbst erreichte der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation eine stärkere Position. Dies führte dazu, dass immer mehr Reichstage in der Stadt stattfanden.

Wie hätte es sich für Regensburg ausgewirkt, wenn die Stadt auch nach 1492 bayerisch geblieben wäre?

10. 1504: Die entscheidende Schlacht von Wenzenbach

Im 15. Jahrhundert hatten sich die Territorien der Wittelsbacher unter verschiedenen Linien der Pfälzer und bayerischen Zweige weiter zersplittert (siehe Karte).

Karte der vier bayerischen Herzogtümer im Jahr 1392.
(Wikimedia-Autor: Lencer/CC BY-SA 3.0)

Zu den mächtigsten gehörten neben dem Pfalzgrafen zu Rhein die reichen Herzöge aus der Linie Bayern-Landshut.

Beide Familien verbanden sich ab 1430 immer enger, beispielsweise durch die „Amberger Hochzeit“ 1474 zwischen Pfalzgraf Philipp und der Schwester des Herzogs Georg.

Als absehbar wurde, dass Georg ohne männlichen Nachkommen sterben würde, löste dies vielfältige Aktivitäten aus. So versuchten die Pfälzer eine Vereinigung ihrer (Ober-)pfälzer Territorien mit den Gebieten von Bayern-Landshut zu organisieren.

Obwohl der Sohn Philipps, Ruprecht, die einzige Tochter Georgs heiratete, scheiterte dieser Plan.

Denn die gegnerischen Herzöge von Bayern-München unter Albrecht IV. hatten nicht nur den ersten Anspruch auf das Erbe, sondern auch ein größeres Bündnis hinter sich.

Im „Landshuter Erbfolgekrieg“ kam es daraufhin zu großen Verwüstungen in Süddeutschland.

Die endgültige Entscheidung brachte die Schlacht von Wenzenbach, nördlich von Regensburg. Hier unterlagen die Pfälzer.

Kurz darauf starb die Tochter Georgs.

Da Ruprecht schon vor ihr an einer Krankheit gestorben war, waren die Ambitionen des Pfalzgrafen damit gescheitert.

Ein Großteil der Gebiete von Bayern-Landshut kam in den Besitz Albrechts IV. Dies legte auch 1505 der „Kölner Schiedsspruch“ als Bedingung für den Frieden endgültig fest.

Was wäre gewesen, wenn die Pfälzer die Schlacht von Wenzenbach und den Landshuter Erbfolgekrieg gewonnen hätten?

11. 1519: Die junge Pfalz-Neuburg

Für die Kinder des unterlegenen Gegners aus der Verbindung der verstorbenen Elisabeth von Bayern-Landshut und Rupprecht von der Pfalz, schufen der „Kölner Schiedsspruch“ und nach den darauffolgenden Verhandlungen der „Ingolstädter Vertrag“ 1509 aber ein eigenes Territorium.

Bis der endgültige Umfang dieser Gebiete klar war, dauert es ebenfalls. So kam die strategisch wichtige Stadt Schwandorf erst nach Verhandlungen im Jahr 1506 vom Herzogtum Bayern-München zum neu geschaffenen Fürstentum.

Diese anfangs namenlose „junge Pfalz“ für die Prinzen Ottheinrich und Philipp war stark zersplittert in grob sechs Teile, unter anderem in der Oberpfalz:

  • die ehemalige Ingolstädter Residenz Neuburg mit Gebieten um Monheim und Reichertshofen
  • südlich davon Ämter um Höchstädt, Lauingen und Gundelfingen
  • auf der schwäbischen Alb Allersberg, Heideck und Hilpoltstein
  • den größten geschlossenen Block in der Oberpfalz um Velburg, Hemau, Regenstauf und Schwandorf, mit der alten Hauptstadt des Nordgau in Burglengenfeld
  • nördlich davon ein Gebiet um Sulzbach
  • ebenfalls im Norden die Region um Weiden, Vohenstrauß, Floß und Parkstein

Entsprechend war die Hauptresidenz dieser geteilten Länder zuerst unklar, bevor die Wahl unter Ottheinrich auf Neuburg an der Donau fiel. Burglengenfeld wurde nur in einer kurzen Landesteilung zwischen 1535 und 1541 zur Nebenresidenz für Philipp.

Damit begann für Neuburg die „Residenzzeit“, die sich schon unter Ottheinrich durch eine seinem Stand gemäße fürstliche Hofhaltung und eine prachtvolle Bautätigkeit, zum Beispiel beim Residenzschloss (siehe Bild), auszeichnete.

Foto des Residenzschlosses in Neuburg an der Donau mit dem Fluss im Vordergrund
(Fotowada/Shutterstock)

Auch seine Nachfolger aus verschiedenen Linien der Pfälzer Wittelsbacher sorgten dafür, dass Neuburg bis 1790 architektonisch und politisch aufgewertet wurde.

In der Oberpfalz profitierte nur Sulzbach kurz als Residenz einer Nebenlinie der Neuburger Wittelsbacher zwischen 1656 und 1742.

Was wäre gewesen, wenn Neuburg an der Donau nicht Hauptresidenz der "jungen Pfalz" geworden wäre?

12. 1625: Die unfreiwillige Rekatholisierung

Seit den 1520er Jahren hatte sich der reformierte evangelische Glaube in der Oberpfalz ausgebreitet und den altgläubigen Katholizismus zurückgedrängt.

Diese konfessionelle Zersplitterung verstärkte noch die Einführung des reformierten Calvinismus durch die pfälzische Regierung Ende des 16. Jahrhunderts.

1592 wurde zum Beispiel der erbitterte Widerstand der evangelischen Residenzstadt im „Amberger Lärmen“ gebrochen. Dies kostete die Stadt einen großen Teil ihrer Autonomierechte.

Auch für die restliche Oberpfalz hatten diese Glaubenswechsel nicht nur religiöse Folgen: Als die Pfalzgrafen 1569 das Kloster Waldsassen (heute Landkreis Tirschenreuth) auflösten, führte dies zum Zusammenbruch der für die Nahrungsmittelversorgung der Bevölkerung wichtigen und bis dahin durch die Mönche organisierten regionalen Teichwirtschaft.

Mit Repressalien gegen Abweichler und Bevorzugung von Calvinisten bei der Besetzung von Ämtern wäre es den Pfälzern fast gelungen, den größten Teil der Oberpfalz zu einer Hochburg des neuen Glaubens zu machen.

Diese Entwicklung brach durch den Dreißigjährigen Krieg zusammen.

Auslöser dieses europaweiten Konflikts war die Wahl des Pfalzgrafen Friedrich V. zum böhmischen König.

Als „Winterkönig“ verlor er die Schlacht am Weißen Berg und seine Herrschaftsgebiete wurden zur Beute der Sieger. Da er als Führer des evangelisch-reformierten Bündnisses fungierte, hielten sich nun seine katholischen Gegner schadlos.

Für die „pfälzische“ Oberpfalz bedeutete dies 1625 die Rückkehr zu Bayern. Unter dem Herzog beziehungsweise Kurfürsten Maximilian setze nicht nur die Wiedervereinigung ein, sondern auch eine rigorose Rekatholisierung.

Dabei kam es zu zahlreichen Wiederherstellungen und Neubauten von katholischen Kirchen. Ein Beispiel ist die architektonisch einzigartige Dreifaltigkeitskirche Kappl in Waldsassen (siehe Bild).

Dreifaltigkeitskirche Kappl in Waldsassen
(AMB/Shutterstock)

Beispielsweise richteten die neuen Herrscher in der Hauptstadt Amberg ein katholisches Lyzeum als Kaderschmiede ein – das heutige Erasmus-Gymnasium.

Dies bedeutete einen tiefen Einschnitt in der Geschichte der Oberpfalz: Wirtschaftlicher Niedergang in Folge des Krieges und politische Vernachlässigung durch München trug zu einer inneren Distanz der Bevölkerung gegenüber ihren neuen Herren bei.

Welche anderen Entwicklungen wären für die verschiedenen Glaubenswechsel in der Oberpfalz möglich gewesen?

13. 1663: Der immerwährende Reichstag

Regensburg entwickelte sich im 16. Jahrhundert zu einem beliebten Standort für die Reichstage, die regelmäßigen Versammlungen der Kurfürsten, Fürsten und Reichsstädte des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation.

Die Stadt war verkehrstechnisch günstig gelegen, da über die Donau nah an der Hauptstadt der Habsburgerkaiser, Wien.

Zudem bot die Stadt seit der Einführung des Luthertums für die städtischen Bürger – die Untertanen des Regensburger Bischofs und des bayerischen Herzogs blieben katholisch – Kirchenorganisationen für die beiden großen Konfessionen des Reiches.

Als 1663 der Reichstag nicht mehr wie üblich seinen Abschied nahm, entwickelte sich die Stadt zum permanenten Sitz dieser Institution.

Dieser immerwährende Reichstag tagte im Reichssaalgebäude (links im Bild) mitten im historischen Kern von Regensburg neben dem Alten Rathaus der Stadt.

Reichssaalgebäude in der Altstadt von Regensburg
(Eigenes Bild)

Dies brachte zwar fürstlichen Glanz und kulturelle Blüte nach Regensburg.

Da die Mitglieder des Reichstags aber politisch und wirtschaftlich nicht der Stadt unterstanden, besserten sie durch Schmuggel und Verkauf eigener Waren ihr Gehalt zum Schaden Regensburgs auf.

Auch ließ sich der Kaiser meistens vertreten, seit 1748 durch die seitdem in Regensburg ansässige Familie von Thurn und Taxis.

Daher richtete der Stadtrat mehrfach ein Gesuch an den Kaiser, den Reichstag zu verlegen. Doch diese Bitte blieb ungehört bis zum Ende des Reiches 1806 im Zuge der Kriege in der Folge der Französischen Revolution.

Welche Folgen hätte es für die Reichsstadt Regensburg gehabt, wenn der Reichstag nicht dortgeblieben wäre?

14. 1796: Die verhinderte Entscheidungsschlacht bei Amberg

In diesen Revolutionskriegen war die französische Sambre-Maas-Armee unter General Jean Baptiste Jourdan Anfang 1796 erfolgreich über den Rhein und anschließend nach Franken eingedrungen.

Ziel war es, den in Bayern stehenden österreichischen Armeen unter Erzherzog Karl in den Rücken zu fallen, um anschließend Böhmen angreifen zu können.

Zuerst gelang es den Franzosen erfolgreich, die Österreicher am 17. August in der Schlacht von Sulzbach-Rosenberg zu schlagen und an die Naab anzudrängen. Dies bedeutete auch eine Besetzung der damaligen Oberpfälzer Hauptstadt Amberg.

Als Erzherzog Karl jedoch entgegen den Erwartungen von Jordan nach siegreichen Gefechten bei Deining und Neumarkt von Süden heranrückte und den Truppen an der Naab ebenfalls den Angriff befahl, errichtete Jordan um Amberg herum eine Verteidigungsstellung gegen den zahlenmäßig überlegenen Feind.

Dabei machte er den Fehler, einerseits zu lange auf sich umständlich zurückziehende Truppen zu warten und andererseits unter Zeitdruck eine fehlerhafte Verteidigung zu errichten.

Deshalb kam es am 24. August zur Schlacht bei Amberg (siehe Gedenkstein aus der heutigen Zeit unten).

Foto des Gedenksteins für die Schlacht bei Amberg in der Oberpfalz
(Eigenes Bild)

Hier machten nun Erzherzog Karl einen strategischen Fehler, als er sein Ziel, Jordan auszumanövrieren und im Rücken zu fassen, nicht weiterverfolgte und nur mit einem kleinen Teil seiner Kräfte von Süden gegen Amberg vorging.

Dennoch gelang es den österreichischen Truppen relativ schnell, die Stellungen der französischen Verteidiger, unter denen sich der später berühmte Kavalleriegeneral Ney befand, zu überrennen und Amberg einzunehmen.

Da sie aber erneut zu langsam und mit zu wenigen Kräften weiter angriffen, gelang es Jordan, sich geordnet zurückzuziehen.

Daher konnte ihn Erzherzog Karl zwar im Laufe des Jahres immer weiter aus Deutschland herausmanövrieren, seine Armee aber nie entscheidend zerschlagen.

Währenddessen entschied ein bis dato unbekannter General namens Napoléon Bonaparte den Feldzug in Italien und damit den Krieg zugunsten des revolutionären Frankreichs.

Was wäre gewesen, wenn Erzherzog Karl seinen ursprünglichen Feldzugsplan weiterverfolgt hätte?

15. 1810: Die neue Hauptstadt der Oberpfalz

Die Zeit Napoléons führte zu großen Veränderungen für die Region.

Zwar gab es seit 1799 eine „Provinz Oberpfalz“ als verwaltungstechnischer Zusammenschluss verschiedener wittelsbachischer Territorien. Erleichtert wurde diese Entwicklung durch den Zusammenschluss von Bayern und der Pfalz unter Kurfürst Karl Theodor seit 1778.

Durch die Kriege der Französischen Revolution und Napoléons kamen nun immer mehr zuvor unabhängige kirchliche Gebiete und kleinere Herrschaften zu dieser Provinz.

1810 erhielt sie schließlich eine neue Hauptstadt: Aus dem aufgelösten Fürstentum Regensburg, das für eine kurze Reformperiode in der Stadt stand, wurde die ehemalige Reichsstadt wieder dem Königreich Bayern zugeschlagen.

Das Wappen des heutigen Bezirks (siehe Bild) verweist auf diese Geschichte: Links der Pfälzer Löwe, rechts die bayerischen Rauten und unten die Schlüssel des Regensburger Stadtwappens.

Fahne der Oberpfalz mit Pfälzer Löwen, bayerischen Rauen und dem Stadtwappen von Regensburg
(Andreas Wolochow/Shutterstock)

Für Regensburg ein Abstieg. Von der Stadt der Reichstage mit einer gewissen kulturellen Bedeutung sank sie zu einer Provinzstadt unter vielen ab. Vor allem schmerzte die Abgabe von vielen über die Jahrhunderte angesammelten Kunstschätzen nach München.

Auch in Amberg waren die Bewohner nicht glücklich über den Verlust der jahrhundertelangen Hauptstadtfunktion, der zu einem spürbaren Verlust an wirtschaftlichen und kulturellen Impulsen führte.

Vor 1810 war Amberg nicht nur Verwaltungssitz der Oberpfalz, sondern auch Garnisons- und Schulstadt. Außerdem war es durch die sternförmige Ausrichtung der Straßen aus der Stadt heraus ein regionales Verkehrszentrum, das durch das damals übliche Botenwesen zusätzlich im Zentrum des Informationsflusses in der Region stand.

Danach verlieh sich Amberg den Titel „heimliche Hauptstadt der Oberpfalz“.

Insgesamt war die Oberpfalz erstmals seit Jahrhunderten wieder unter einer Herrschaft vereint.

Wie hätten sich die wiedervereinigte Oberpfalz und Amberg entwickelt, wenn Regensburg nicht Hauptstadt geworden wäre?

16. 1856: Die verspätete Gründung der Ostbahngesellschaft

Bereits 1838 stellte Amberg ein Gesuch an den bayerischen König Ludwig I., eine Eisenbahnstrecke von Nürnberg über Amberg nach Regensburg zu bauen.

Da der König aber auf sein Prestigeprojekt des Main-Donau-Kanals für die Erschließung Ostbayern setze, scheiterte es, ebenso wie weitere Vorschläge in den nächsten Jahren.

Zum Beispiel schlug 1851 eine staatliche Bahnbau-Kommission eine Trasse von Nürnberg nach Schwandorf und Regensburg vor, favorisierte aber Schwarzenfeld als Knotenpunkt.

1853 erneuerten die Amberger ihre Bittschrift, die Strecke nach Regensburg über das Vilstal zu favorisieren. Dies lehnte das bayerische Handelsministerium 1854 endgültig ab.

Erst als der Landtag fast 20 Jahre später aufgrund von fehlenden staatlichen Geldern die Erlaubnis zur Gründung von privaten Eisenbahngesellschaften gab, kam der Ausbau der Eisenbahn in der Oberpfalz (im Bild eine historische Lokomotive am Bahnhof Weiden) voran.

Historische Lokomotive am Bahnhof Weiden.
(Andreas Wolochow/Shutterstock)

Nach der Konzessionsvergabe an die Ostbahngesellschaft versuchten Amberg und Weiden durch neue Bittschriften an den König, die Trasse nach Böhmen über beide Städte laufen zu lassen. Dies scheiterte aber an der Ostbahngesellschaft, die aufgrund der günstigeren Topografie die Strecke über Schwandorf und Furth im Wald favorisierte.

1861 setzte schließlich Weiden unter dem einflussreichen Landtagsabgeordneten und späteren Handelsminister Gustav von Schlör durch, dass die nördliche Oberpfalz und Oberfranken über die Strecke Schwandorf-Weiden-Bayreuth erschlossen wurden und nicht über die Verbindung Amberg-Bayreuth.

Während sich Weiden und Schwandorf so zu neuen Knotenpunkten nach Nürnberg, Regensburg und Prag entwickelten, verlor Amberg stark an verkehrstechnischer Bedeutung.

Die Eisenbahn ermögliche auch einen vergleichsweise schnellen und billigen Transport von Menschen und Gütern.

Daher führte der Bau der Ostbahn erstmals seit dem Mittelalter zu einem kleinen Industrialisierungsschub, vor allem in der Glas- und Porzellanherstellung der Nordoberpfalz. Ebenfalls profitierte Schwandorf von seinem Status als „Eisenbahnerstadt“ und vervierfachte seine Bevölkerung bis 1890.

Was wäre gewesen, wenn die Eisenbahn bereits vor 1856 in der Oberpfalz gebaut worden wäre?

17. 1945: Die tödlich verhinderte Verteidigung von Amberg

Als die US-Amerikaner Ende April 1945 in die Oberpfalz vorstießen, war die fast zerschlagene Wehrmacht zu keinem durchgängigen Widerstand mehr in der Lage.

Da die Angreifer allerdings kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges keine Risiken mehr eingehen wollten, führte auch nur geringer Widerstand zu massiven Bombardements durch die US-Luftwaffe und Artillerie.

Diese massiven Zerstörungen erlebte zum Beispiel Neumarkt, das von wenigen hundert Soldaten mehrere Tage verteidigt und fast vollständig zerstört wurde.

In Amberg waren die meisten nationalsozialistischen Verantwortlichen daher gegen eine Verteidigung der Stadt durch die wenigen verbliebenen Truppen. Zumal die Stadt (siehe Bild vom Mariahilfberg aus aus der heutigen Zeit) bis dahin von größeren Zerstörungen verschont geblieben war.

Blick vom Mariahilfberg auf die Stadt Amberg und ihre historische Altstadt.
(Eigenes Bild)

Der Kreisleiter der NSDAP, Artur Kolb, forderte jedoch eine bedingungslose Verteidigung von Amberg und die anderen Verantwortlichen, darunter der Bürgermeister, wagten nicht, gegen ihn zu agieren.

Als die US-Amerikaner daraufhin am 22. April die Beschießung der Stadt begannen, wollte Kolb mit einem Auto die Front am Mariahilfberg inspizieren. Dabei geriet sein Wagen in Gewehrfeuer der Angreifer. Kolb wurde schwer verwundet und starb kurz darauf.

Das so entstandene Machtvakuum nutzten die restlichen Amberger Verantwortlichen, um doch noch zu kapitulieren.

Daher nahmen die US-Amerikaner Amberg am 23. April ohne Widerstand und ohne größere Zerstörungen ein.

Was wäre gewesen, wenn Kolb nicht am 22. April erschossen worden wäre?

18. 1962: Die endgültige Gründung der Universität Regensburg

Bereits seit Jahrhunderten strebte die Stadt Regensburg die Gründung einer Hochschule an.

Scheiterten Versuche zuerst am Geldmangel der Reichsstadt, stand die Provinzstadt lange nicht auf der Prioritätenliste Bayerns für eine solche Ansiedlung.

Erst 1962 beschloss der Landtag die Gründung der Universität Regensburg, um „die Begabungsreserven“ der Region zu fördern.

Doch der Standort war lange unklar.

Erst als der amtierende Fürst von Thurn und Taxis in einem umstrittenen Vertrag seine Wiesen am Galgenberg an die Landesregierung verkaufte waren andere Möglichkeiten, wie das westlich davon gelegene Königswiesen, Haslbach im Stadtnorden oder die Altstadt, endgültig vom Tisch.

Gemäß dem damaligen Zeitgeist wurde die neue Hochschule bewusst als Voll- und Reformuniversität gegründet. Ein Geist, der sich auch in der Betonarchitektur der 1960er Jahre (siehe Bild) widerspiegelte, in dem die Gebäude errichtet wurden.

Gebäude der Fakultät Philosophie Theologie an der Universität Regensburg
(Eigenes Bild)

Lehre und Forschung nahmen nicht nur einen langfristigen Einfluss auf das kulturelle Leben der bis dahin vor allem durch Kirche und Beamten geprägten Stadt.

Die Hochschule lieferte auch durch ihre Absolventen entscheidende Vorteile bei der Ansiedlung von vielen Unternehmen. Damit legte die Universität, der 1978 die Fachhochschule folgte, den Grundstein für den heutigen Großstadtstatus von Regensburg.

Seitdem entwickelt sich das Viertel um die Hochschulen herum zu einem immer größeren Forschungs-, Entwicklungs- und Wirtschaftscluster.

Hinzu kamen langfristig soziale, politische und kulturelle Umwälzungen durch die teilweise nicht aus der Region kommenden Akademiker, die die Hochschulstadt Regensburg langfristig prägten.

Wie hätte sich eine früher gegründete Universität Regensburg ausgewirkt?

19. 1978: Das langwierige Ende der „autofreundlichen“ Altstadt in Regensburg

Die heute als Weltkulturerbe berühmte Altstadt von Regensburg hatte zwar den Zweiten Weltkrieg ohne große Schäden überstanden.

Doch nach dem Krieg galt sie als dringend sanierungsbedürftiger Schandfleck. In vielen baufälligen Wohnungen fehlte es teilweise an grundsätzlichen hygienischen Voraussetzungen.

Hinzu kam die schwierige Verkehrsführung in den engen Altstadtgassen, die bereits seit dem Wachstum von Regensburg im 19. Jahrhundert immer mehr zum Problem geworden war.

Als Lösung empfahlen daher bereits seit der Industrialisierung verschiedene Stadtplaner den Abbruch von alten Gebäuden, um Platz für den zunehmenden Verkehr zu schaffen. Da dies aber auf den hartnäckigen Widerstand von Denkmalschützern traf, wurden die großen Pläne bis zum Zweiten Weltkrieg nicht verwirklicht.

Andere Vorhaben, zum Beispiel das Schaffen einer „Domfreiheit“ aus freien Plätzen rund um den Regensburger Dom oder der Abbruch der Steinernen Brücke zugunsten einer moderneren Version, scheiterten an anderen Gründen.

Bei der Sanierung nach dem Zweiten Weltkrieg, die „endlich“ massiv in das Stadtbild eingreifen sollte, stand die Prämisse der „autofreundlichen Altstadt“ im Vordergrund. Ein gut ausgebautes Straßennetz mit vielen Parkplätzen sollte die Altstadt als Einkaufs- und Verwaltungsmittelpunkt schnell erreichbar machen.

Verschiedene Pläne dazu sahen für die historischen Viertel neben einem inneren und äußeren Straßenring auch eine Nord-Süd- sowie eine Ost-West-Achse vor. Krönung wäre eine vier- bis sechsspurige Bayerwaldbrücke von Stadtamhof durch die Altstadt gewesen.

Zusätzlich gab es Pläne für einen Straßendurchbruch quer durch die Altstadt, von der Donau bis zum Bahnhof.

Auch die Steinerne Brücke, heute mit dem Dom als Panorama das Wahrzeichen der Altstadt (siehe Bild), sollte autogerecht verbreitet oder sogar abgerissen werden.

Luftaufnahme eines Panoramas der Regensburger Altstadt mit Steinerner Brücke und Dom
(AnBu89/Shutterstock)

Teilweise kam es nach dem Zweiten Weltkrieg zur Vorbereitung der Pläne schon zu ersten Bau- beziehungsweise Abbruchmaßnahmen im heutigen Weltkulturerbe.

Erst Anfang der 1970er Jahre flossen nicht nur mehr Mittel für eine denkmalgeschützte Sanierung von Gebäuden.

Auch und vor allem erster Widerstand von verschiedenen Bürgerinitiativen sorgte für ein Umdenken. Zum Beispiel führte das erste Bürgerfest 1973 zu Gesinnungswandel vieler Bürger über den Stellenwert ihrer Altstadt.

So kam es bereits 1974 zu einer Abschwächung des Regensburger Straßenverkehrsplans. Aber erst 1978 wurden die Pläne für die Bayerwaldbrücke endgültig auf Eis gelegt.

Was wäre gewesen, wenn die Pläne der "autofreundlichen Stadt" in Regensburg durchgeführt worden wären?

20. 1989: Die umkämpfte Aufgabe der WAA

Als sich 1985 die Deutsche Gesellschaft für Wiederaufarbeitung von Kernbrennstoffen für Wackersdorf bei Schwandorf als Standort der bundesdeutschen atomaren Wiederaufbereitungsanlage (kurz WAA, im Bild der Komplex im französischen La Hague) entschied, galt die Atomkraft als Zukunftstechnologie.

Foto der Wiederaufbereitungsanlage von La Hague
(riekephotos/Shutterstock)

Daher sah eine Mehrzahl der lokalen Politiker zuerst die Vorteile von hoch qualifizierten Arbeitsplätzen in der strukturschwachen Oberpfalz.

Doch die Stimmung in der Bevölkerung hatte sich bereits gedreht.

Erste Initiativen gründeten sich und bauten den Widerstand mit Hilfe der Menschen in der Region auf. Vor allem der Landrat von Schwandorf, Hans Schuierer, entwickelte sich zur Symbolfigur des immer stärkeren Widerstandes.

Höhepunkt war 1986 das „Anti-WAAhnsinns-Festival“ in Burglengenfeld mit deutschlandweit bekannten Musikern wie Herbert Grönemeyer und circa 100.000 Besuchern.

Heute erinnert ein Gedenkstein am Naabufer von Burglengenfeld an den Widerstand und das Festival, aber auch an die damals gespaltene Gesellschaft.

Gedenkstein zur Erinnerung an den friedlichen Widerstand gegen die Wiederaufbereitungsanlage in der Oberpfalz und an das MUsikfestival
(Eigenes Bild)

Obwohl die Polizei, teilweise mit Gewalt, diese Proteste im Zaum hielt, sank der wirtschaftliche und politische Rückhalt für das Projekt im Lauf der 1980er.

Als 1988 mit dem Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß der einflussreichste Befürworter starb, beerdigten seine Nachfolger das bundesweit bekannte Projekt ein Jahr später.

Wie hätte sich eine tatsächlich gebaute Wiederaufbereitungsanlage in der Oberpfalz ausgewirkt?

21. 1991: Die uneinige Gründung der OTH Amberg-Weiden

Die Geschichte um die Vergabe der Fachhochschule in die Oberpfalz ist bis heute von zahlreichen Anekdoten und Legenden umwuchert.

Da bereits Regensburg gezeigt hatte, welch enormen Einfluss eine solche Entscheidung hatte, war der Standort in der strukturschwachen Oberpfalz entsprechend umkämpft.

Fakt war in jedem Fall, dass sich Anfang der 1990er Jahre sowohl Amberg als auch Weiden darum beworben hatten.

Danach hörte die Einigkeit der Erzählung aber auf. Einmal galt der Standort Amberg als gesetzt, bis der bayerische Wirtschaftsminister wahlweise mit Rücktritt drohte oder sogar einen Herzinfarkt vortäuschte, um für seine Heimatstadt Weiden einen Standort zu sichern.

Einmal stand sogar im Raum, aufgrund der Rivalität beider Städte keine weitere Hochschule in der Region aufzubauen und stattdessen die Fachhochschule Regensburg auszubauen.

Am Ende einigte sich das bayerische Kabinett aber auf die Kompromisslösung eines Doppelstandortes, wodurch sowohl die mittlere (siehe Bild des Campus Amberg) als auch die nördliche Oberpfalz in den Vorteil der strukturellen Impulse kamen.

Campus der OTH Amberg-Weiden in Amberg
(Christian Mielke/Shutterstock)
Was wäre passiert, wenn die Hochschule Amberg-Weiden nicht oder in einer anderen Konstellation gegründet worden wäre?

Quellen und Literatur

  • Tobias Appl, Alfred Wolfsteiner (Hrsg.): Auf alten Wegen durch die Oberpfalz. Zur Geschichte der Mobilität und Kommunikation in der Mitte Europas. (Beiträge zur Geschichte und Kultur der Oberpfalz 3). Regensburg 2022.
  • Andreas Becker: Universität Regensburg, auf: historisches-lexikon-bayerns.de (18.03.2021).
  • Jaromír Boháč: Stadt Cheb/Eger. Historisch-touristischer Führer.
  • Diskussionen in der Facebook-Gruppe „Regensburg damals“
  • Matthias Freitag: Regensburg. Kleine Stadtgeschichte. Regensburg 2016.Thalia Button
  • Thomas Götz, Markus Nadler, Marcis Prell, Barbara Zeitelhack: Kleine Neuburger Stadtgeschichte. Regensburg 2012.Thalia Button
  • Stefan Helml: Franzosen gegen Österreicher in Bayern 1796. Amberg 1996.
  • Matthias Hensch: Erz – Feuer – Eisen. Eine kleine Geschichte des frühen Montanwesens in der mittleren Oberpfalz. Berlin 2018.Thalia Button
  • Johannes Laschinger: Amberg. Kleine Stadtgeschichte. Regensburg 2015.Thalia Button
  • Rainer Ostermann: Kriegsende in der Oberpfalz. Ein historisches Tagebuch. Regensburg 2015.Thalia Button
  • Anna Schiener: Kleine Geschichte der Oberpfalz. Regensburg 2016.Thalia Button
  • Stadt Regensburg: Alte Stadt und moderner Verkehr. Konflikte und Konzepte aus drei Jahrhunderten. Regensburg 2020.
  • Hermann Weiß: Die zähen Retter der Regensburger Altstadt. Unesco-Welterbe, auf: welt.de (21.11.2015).
  • Reinhold Willfurth: Der Krimi um den Hochschul-Zuschlag, aus mittelbayerische.de (10.11.2013).
  • Alfred Wolfsteiner: Schwandorf. Kleine Stadtgeschichte. Regensburg 2023. (Rezensionsexemplar)Thalia Button
  • Patrizia Zimmermann: Sulzbach-Rosenberg. Kleine Stadtgeschichte. Regensburg 2023.Thalia Button

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  1. Harald Meier

    Zu diesem Kommentar steht noch eine Antwortreaktion aus. Danke. Mich würde wahrlich interessieren, was Sie dazu im Einzelnen sagen? Ein Ankerpunkt könnten die mit den seit der Frühzeit bereits abgebauten Eisenerzlagern um Amberg (Erzberg!), um Sulzbach-Rosenberg und Auerbach sein. Auch die Eisenverhüttung und die markante Tradition der wie an eine Perlenkette gelagerten Eisenhämmer an der Vils bis in die Mündung der selbigen in die Naab bei Kallmünz könnten in diesem Ankerpunkt vereinigt werden (oder eben einen weiteren Ankerpunkt bilden). Kurzum Eisenerzabbbau, Eisenverhüttung und Eisenverarbeitung an den zahlreichen Eisenhämmern des Vilstales und an anderen Orten in der jetzigen mittleren Oberpfalz sowie der Handel mit Eisenprodukten verdient es m.M. nach sicher, als Ankerpunkt(e) aufgenommen zu werden. wie wäre die Entwicklung der oberen Pfalz verlaufen, hätte kein Eisenerzbergbau und- keine Eisenverhüttung sowie keine verarbeitung des produzierten Eisens in den Hämmern passiert? Wie wäre die wirtschaftliche Bedeutung und die Stellung der oberen Pfalz ohne den Handel (v.a. in AM und auch R) mit Eisenerzeugnissen verlaufen? Nicht umsonst hat die mittlere Oberpfalz um Amberg den Ruf als Ruhrgebiet des Mittelalters! Weitere Stichworte: bayerische Eisebnstraße (touristische Etablierung durch Dr. Helmut Wolf, Regensburg – Kontakt zu ihm habe ich leider nicht mehr!). Ein zwar etwas älterer Artikel als pdf genau dazu: Geschichte und wirtschaftliche Bedeutungder oberpfalzischen Eisenindustrievon den Anfängen bis zur Zeit des 30-jährigen Kriegesvon Dipl.-Ing. Franz Michael Ress. Bitte selbst googlen.

    • Da ich den Kommentar auf Facebook schon beantwortet hatte, aber hier noch nicht:

      Sicher war die Eisenerzverhüttung ein enorm wichtiger Teil der Oberpfälzer Geschichte. Für einen Ankerpunkt müsste es aber eine Möglichkeit in der Geschichte gegeben haben, dass dieses ganze Gewerbe nicht entstanden wäre. Da fällt mir bisher kein belegtes geschichtliches Ereignis ein. Ich muss mal zur Gründung der von Ihnen noch erwähnten Oberpfälzer Hammervereinigung und zum Ende des Eisenbergbaus im Dreißigjährigen Krieg weiterforschen.

  2. Hans Bäumler

    Sehr geehrte/r Autor/in

    Danke für den Artikel. Da ist wahrlich viel dran Durch die komplexen, vielschichtigen Vorgänge der Oberpfälzer Geschichte wird sie leider immer wieder unterbelichtet. Deshalb nur ein paar Gedanken:

    1. Zur Römerzeit
    Nachdem die Römer vermutlich auch im Raum naabaufwärts möglicherweise bis zur Elbe unterwegs waren, wäre eine mögliche Konsolidierungslinie entlang des Mains möglich gewesen. Das hätte aber mehrere Nachteile gehabt:
    – Der Main fließt nicht so geradlinig wie die Donau
    – Offene östliche Flanke zu den unruhigen Markomannen unter Marbot
    So war es wohl praktischer, abhängige Klientel im Vorfeld des Limes zu haben.
    Dieses Gebiet entwickelte sich dann aber in der Völkerwanderungszeit zum Aufmarschraum gegen die Römer.
    2. Oberpfalz und Agilolfinger
    Hier fehlt mir ein wichtiger Einflussfaktor. Gerade die aktuellen Ausgrabungen in Pfreimd und Nabburg belegen, dass der Raum im Spannungsfeld der Slawischen Besiedlung einerseits, der beginnenden fränkischen Einflussnahme von Westen und der bayuvarischen Landerschließung andererseits stand. So sind z.B. Beziehungen von Pfreimd aus bis in den östlichen Donauraum und bis ins Awarenreich nachzuweisen. Darüber hinaus belegen Ortsnamen bis heute diesen Zeitabschnitt slawisch-bayerischer Gemeinsamkeit. Dass diese Handelsbeziehungen und wohl auch politischen Verbindungen den Franken ein Dorn im Auge waren, belegt das Diedenhofer Kapitulare.
    3. Schweinfurter und Babenberger
    Etymologische Vergleiche zeigen zumindest Verbindungen zwischen der Oberpfalz und Niederösterreich. Auffallend ist, dass sich viele Nabburger Ortsnamen nach der Neuerschließung des Donauraumes um Krems nach dem Ende der Ungarneinfälle wiederfinden.
    4. Zur Zeit Ludwgs des Bayern
    Wichtig erscheint mir, dass die Oberpfalz unmittelbar in den Bruderkonflikt der Herzöge Ludwig und seines älteren Bruders Pfalzgraf Ruprecht hineingezogen wurde. Im (Burg-)Lengenfeld residierte Ruprechts Verwalter Albrecht Nothaft und in Amberg residierte Ludwigs Viztum Weigl. Mehrfach standen die beiden Brüder auf unterschiedlichen Seiten, rivalisierten sogar gemeinsam um die deutsche Königskrone – unabhängig vom Habsburger Friedrich der Schöne.
    Vielfach wird vergessen, dass nach der Königswahl Ludwig der Bayer seine Unterstützung und militärische Option zum großen Teil aus der Oberpfalz, dem Raum Nürnberg und Böhmen rekrutierte. Die einflussreichen Landgrafen von Leuchtenberg waren treue Parteigänger Ludwigs. Nicht umsonst verbrachte er fast jährlich sein Weihnachtsfest im Raum Amberg-Kastl. Und nicht ohne Grund wurde Friedrich der Schöne in Trausnitz im Tal in der Burg Weigls inhaftiert. Umso bemerkenswerter erscheint, dass er nach der Schlacht bei Mühldorf, als das Königtum entschieden war, und insbesondere mit dem Vertrag von Pisa, diese treue Gefolgschaft aufgab und den Pfälzern überschrieb. So braucht es nicht zu wundern, wenn bei Landgraf Ulrich von Leuchtenberg und Herzog Johann von Böhmen eine gewisse Distanz spürbar wird.
    Was wäre wohl gewesen, wenn sich die oberpfälzer Ritterschaft mit Pfalzgraf Ruprecht den Habsburgern angeschlossen hätte?
    5. Zum kurzlebigen Neuböhmen
    Aus meiner Sicht kam das Ende Neuböhmens erst mit der Königswahl Ruprechts und der Absetzung König Wenzels als deutschen König. Bis heute wirkt die Propaganda gegen den ungeschickt agierenden Wenzel in zahlreichen Anekdoten und Sagen nach.
    6. Zu 1504 – Schlacht bei Wenzenbach
    Das Entscheidende war, dass die potenziellen Erbnachfolger Landshuts starben. Für die Verbündeten war damit jeder Grund des Eingreifens entfallen. Böhmen, Engländer aber auch die Schweizer und schwäbischen Städte hielten sich zurück. Nur so hatte Kaiser Maximilian absolut freie Hand – und den isolierten Pfalzgrafen ging das Geld aus. Die Schlacht war bereits bevor sie begann nicht mehr zu gewinnen. Es ist bezeichnend, wie sehr der pfälzische Heerführer Jörg Wispeck durch die habsburgisch-bayerische Allianz im Nachgang geschnitten wurde. Was wäre wohl passiert, wenn Pfalzgraf Philipp und seine Ehefrau nicht gestorben wären?
    7. 1625 – Rekatholisierung
    Das Unglück für die Oberpfalz kam bereits mit der Schlacht am Weißen Berg bei Prag. Dort war es nicht gelungen eine stabile protestantische Allianz zu schmieden. Insbesondere die Sachsen hielten sich heraus – und der Schwiegervater Friedrichs V. hütete sein Geld. Was wäre wohl gewesen, wenn die Protestanten früher zur Geschlossenheit gekommen wären? Der Krieg hätte sicher keine 30 Jahre gedauert.
    Zu fragen bleibt auch, was wäre 10 Jahre vor dem Beginn des Dreißigjährigen Krieges gewesen, als der französische König, der bereits an Kriegsvorbereitungen gegen die Habsburger insbesondere in den Niederlanden war, nicht ermordet worden wäre?
    Was wäre, wenn das Steueraufkommen der Oberpfalz wirklich in der Oberpfalz geblieben wäre? Zum Beispiel: Zwei Drittel des Steueraufkommens der Landgrafschaft Leuchtenberg blieb nicht im Land! Konnte so ein völlig danieder liegendes Gebiet wieder aufgebaut werden?
    8. Was wäre gewesen, wenn Amberg die Regierungshauptstadt der Oberpfalz geblieben wäre?

    • Vielen Dank für diesen umfangreichen Kommentar! Ich hoffe, bei Punkt 8 hatte nicht plötzlich die Zeichenanzahl Schluss gemacht. 😉

      Zu den einzelnen Punkten.
      1. Römerzeit
      In der Tat eine gute Frage, wie ich finde. In den Quellen wäre mir für die Region bisher nichts bekannt dazu. Muss ich einmal nachforschen.
      2. Oberpfalz und Agilolfinger
      Ein guter Hinweis. Diese Siedlungsgeschichte wird im Geschichtspark Bärnau-Tachov ja gut dargestellt. Leider ist dazu bisher keine Publikation vorhanden, soweit ich weiß.
      3. Schweinfurter und Babenberger
      Gibt es Veröffentlichungen zu diesen Untersuchungen?
      4. Ludwig der Bayer
      Danke auch für diesen Hinweis. Da schaue ich mal nach, ob ich in der bayerischen Geschichtsschreibung dazu etwas finde.
      5. Neuböhmen
      Auch hier fehlt leider wieder eine Publikation, die sich diesem Kapitel der Oberpfälzer Geschichte annimmt.
      6. Schlacht bei Wenzenbach
      Auch eine gute Frage, wobei bei den damaligen hygienischen Verhältnissen wohl eher die Frage war, warum die Leute nicht schon früher gestorben sind.
      7. Dreißigjähiger Krieg
      Hier müssen wir natürlich aufpassen, dass wir nicht in historisches Wunschdenken reinkommen.
      8. Amberg
      Hier weiß ich nicht, ob die Frage direkt an mich gerichtet war oder ob die Zeichengrenze den Kommentar abgeschnitten hat.

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