Die Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika, den USA, ist mit fast 250 Jahren vergleichsweise kurz. Sie weist aber langfristige Entwicklungen auf, die sich aktuell entladen, und bietet dadurch unzählige Ankerpunkte.

Ankerpunkte, die nicht nur die Geschichte der USA beeinflussen, sondern von ganz Amerika und der Welt.

Denn die USA und ihre 50 Bundesstaaten (siehe Bild) entstanden in einer fast 250 Jahre langen, sehr wechselvollen Geschichte.

Karte der USA mit ihren 50 Bundesstaaten
(Wikimedia-Autor: TUBS/CC BY-SA 3.0)

Ankerpunkte

  1. 1540: Der vernichtende Sieg des Hernando de Soto
  2. 1775: Die zweischneidige Erklärung des General Dunmore
  3. 1776: Die überraschende Schlacht von Trenton
  4. 1787: Die hart erkämpfte Verfassung
  5. 1794: Die legendäre Petition an Muhlenberg
  6. 1838: Die gescheiterte Unabhängigkeit der Cherokee
  7. 1844: Der vierte Schuss der USS Princeton
  8. 1852: Das erschütternde Buch „Onkel Toms Hütte“
  9. 1863: Die entscheidende Schlacht von Gettysburg
  10. 1876: Das umstrittene Ende der „Reconstruction“
  11. 1882: Die erlogenen Rechte von Unternehmen
  12. 1898: Der ungeklärte Untergang der Maine
  13. 1919: Der verheimlichte Schlaganfall von Wilson
  14. 1933: Das gescheiterte Attentat auf Roosevelt
  15. 1941: Der schockierende Angriff auf Pearl Harbor
  16. 1942: Die überraschende Berufung von Robert Oppenheimer
  17. 1946: Der gescheiterte Kauf von Grönland
  18. 1953: Der folgenreiche Herzinfarkt des Richters Vinson
  19. 1954: Das unrühmliche Ende des Joseph McCarthy
  20. 1957: Der elitäre Sputnik-Schock
  21. 1959: Der vermeidbare Bruch mit Kuba
  22. 1960: Der umkämpfte Sieg von John F. Kennedy
  23. 1968: Das fast unbekannte Attentat auf Bobby Kennedy
  24. 1968: Die zweifach desaströse Tet-Offensive
  25. 1993: Der gescheiterte Anschlag auf das World Trade Center
  26. 2001: Der einschneidende Anschlag von 9/11
  27. 2016: Der überraschende Sieg von Donald Trump
  28. 2020: Die knappe Wahl von Joe Biden

Quellen und Literatur

1. 1540: Der vernichtende Sieg des Hernando de Soto

1539 drohte Nordamerika, das Schicksal von Süd- und Mittelamerika zu teilen: Der Konquistador Hernando de Soto brach zu einem Feldzug in das heutige Florida auf, um die Gebiete auf der Suche nach Gold für die spanische Krone zu erobern.

Die verschiedenen Indianerstämme, denen er bis zum Mississippi begegnete, leisteten zwar vielfach Widerstand. Sie waren den spanischen Panzerreitern und Feuerwaffen (siehe Bild) aber nicht gewachsen.

Grafische Darstellung eines typischen Konquistadors
(Kletr/Shutterstock)

1540 kam es bei der Stadt Mabila zur Schlacht mit einer Koalition verschiedener Stämme. Nach heftigen Kämpfen blieben auch dieses Mal die Spanier Sieger.

Doch die Schlacht hatte die Konquistadoren desillusioniert: Erneut gab es keine Hinweise auf große Reiche mit Gold und Edelsteinen.

Zwar führte de Soto seine Männer noch bis zu seinem Tod 1542 sogar in das heutige Texas. Als er aber am Mississippi starb, zogen sich die restlichen Männer zurück.

Die spanische Krone schloss aus diesem Misserfolg, dass sich eine Eroberung des Landes nicht lohnen würde. Sie konzentrierte sich danach bis auf wenige Vorstöße auf die Ausbeutung der vorhandenen Besitzungen in Süd und Mittelamerika.

Der hartnäckige Widerstand der Indianer hatte so zwar die Spanier vorerst zurückgeschlagen. Deren Krankheiten dezimierten aber die Stämme, die den Feldzug überlebt hatten. Bis in das 17. Jahrhundert entwickelten sich blühende Siedlungen zu einer unbewohnten Wildnis.

Nach dem Rückzug der Spanier und den Verlusten der Indianer waren damit zwei große Hindernisse für die Besiedlung durch die Menschen beseitigt, die später die USA bilden sollten.

Was wäre gewesen, wenn sich die Spanier dauerhaft in Nordamerika festgesetzt hätten?

2. 1775: Die zweischneidige Erklärung des General Dunmore

Seit dem Frühjahr 1775 war die Lage in den 13 britischen Kolonien von Nordamerika immer mehr eskaliert.

Seit dem Ende des „Siebenjährigen Krieges“ hatte sich der Konflikt zwischen Eliten in den Kolonien und dem britischen Mutterland zugespitzt.

Am Anfang ging es noch um Steuern zur Begleichung der Kriegskosten. 1775 hatte sich die Diskussion immer mehr zur Frage entwickelt, welche Rechte die Kolonisten als Untertanen des britischen Königs hatten und welche sie als freie Menschen jenseits der Autorität der Krone hatten.

In dieser explosiven Lage war es nach der versuchten Beschlagnahme von Munition zu ersten Gefechten zwischen kolonialen Milizen sowie der britischen Armee bei Lexington und Concord gekommen.

Doch obwohl der Kontinentalkongress als oberste Versammlung der 13 Kolonien einen immer schärferen Ton anschlug und den Aufbau einer eigenen Armee unter dem Befehl von George Washington beschloss, war damit noch keine Forderung nach Unabhängigkeit verbunden.

Dieses Ziel verfolgte nur eine radikale, wachsende Minderheit. Die meisten Aufständischen waren nur darauf aus, ihre angeblich angeborenen Rechte als britische Bürger zu verteidigen.

Viele Kolonisten fürchteten aber, dass die Briten ihre große Schwäche nutzen würden: In allen Kolonien war die Sklaverei noch erlaubt und die meisten führenden Männer, vor allem der südlichen Kolonien, waren Sklavenbesitzer.

Sie einte nicht nur die Furcht vor einem Aufstand der afroamerikanischen Bevölkerung in ihren Staaten. Versuche dazu hatte es schon mehrfach gegeben, ebenso wie erfolgreiche Mordversuche von Sklaven auf ihre Herren.

Den britischen Autoritäten war diese offensichtliche „Achillesferse“ bekannt. Eines der Argumente der britischen Regierung gegen die Forderungen der Kolonien war daher, dass die Kolonisten Freiheiten für sich forderten, die sie ihren Sklaven niemals gewähren wollten.

Daher verwundert es nicht, dass General Dunmore, der königliche Gouverneur von Virginia, im November 1775 in einer Proklamation nicht nur das Kriegsrecht ausrief, sondern auch allen Sklaven die Freiheit versprach, die von ihren Besitzern flohen und sich den königlichen Streitkräften anschlossen.

Allerdings scheiterte dieses Ziel und nur wenige Afroamerikaner liefen zu Dunmores Armee über. Stattdessen verloren die Briten die Loyalität der meisten sklavenbesitzenden Eliten in ihrer größten und reichsten Kolonie.

Dies war einer der größten Schritte, um den Befürwortern der Unabhängigkeit eine Mehrheit im Kontinentalkongress zu bescheren. Im Juli 1776 beschloss dieser die Unabhängigkeitserklärung.

Was wäre gewesen, wenn der Aufruf von General Dunmore nicht in der Frühphase des späteren Unabhängigkeitskrieges verfasst worden wäre? Oder was wäre gewesen, wenn sie erfolgreicher gewesen wäre?

3. 1776: Die überraschende Schlacht von Trenton

Ende des Jahres 1776 war die Lage für die amerikanischen Aufständischen so prekär, dass die „Amerikanische Revolution“ bereits im zweiten Jahr am Ende schien.

Den Amerikanern mehr noch als den Briten mangelte es an einer ausreichenden Anzahl ausgebildeter Soldaten, um größere Schlachten zu führen und zu gewinnen.

Im Gegensatz zu den Aufständischen konnte die britische Krone dieses Defizit aber durch das Anheuern von ausländischen Regimentern ausgleichen.

Da diese gut ausgebildeten Soldaten vor allem aus der deutschen Landgrafschaft Hessen-Kassel stammten, bürgerte sich auf amerikanischer Seite für diesen durchaus gefürchteten Gegner der Name „Hessen“ ein.

Da die Moral der USamerikanischen Armee angesichts dieser Verhältnisse am Boden lag, entschloss sich deren Oberbefehlshaber George Washington zu einem waghalsigen Manöver.

Mitten im Winter, in dem die Armeen normalerweise im Winterlager inaktiv waren, überquerte er mit einigen seiner Truppen den eisigen Fluss Delaware (siehe Bild), um die bei Trenton in New Jersey liegenden hessischen Regimenter anzugreifen.

Bild von Washington, der den Delaware überquert
(Victorian Traditions/Shutterstock)

Die Überraschung gelang: Bei geringen eigenen Verlusten schlugen die US-Amerikaner die unvorbereiteten Hessen vernichtend. Diese hatten größtenteils auf Verteidigungs- und Wachdienste verzichtet und reagierten bei Näherrücken der Angreifer zu langsam sowie zu unkoordiniert.

Eine Woche später besiegte George Washington auch eine britische Armee, die nach Trenton einen Gegenangriff gestartet hatte.

Die Schlacht von Trenton änderte zwar nichts an der schlechten strategischen Lage der US-Amerikaner.

Sie zeigte jedoch, dass diese in der Lage waren, auch die sehr gut ausgebildeten hessischen Regimenter zu besiegen. Dadurch hob sich die Moral der Aufständischen wieder auf ein Level, dass eine Fortführung des Krieges erlaubte.

Was wäre gewesen, wenn George Washington die Schlacht von Trenton auch verloren hätte?

4. 1787: Die hart erkämpfte Verfassung

Nach dem Ende des Unabhängigkeitskrieges standen die neu gegründeten USA vor weiteren Problemen.

Besonders das Verhältnis zwischen dem Bund und den einzelnen Staaten war ungeklärt und durch die Frage der Kriegsschulden belastet.

Erst ein Kongress im Jahr 1787 sollte das Problem lösen.

Doch zuerst mussten alle Delegierten der zwölf Kolonien – Rhode Island hatte keine Notwendigkeit gesehen, überhaupt Delegierte zu schicken – überzeugt werden, eine neue Verfassung auszuarbeiten.

Die Hauptschwierigkeit betraf dabei neben der unterschiedlichen Repräsentation von großen und kleinen Bundesstaaten die Frage des Umgangs mit der Sklaverei.

Während und nach dem Unabhängigkeitskrieg hatten die ersten Staaten im Norden die Sklaverei verboten. Immer mehr Kritiker sahen die Diskrepanz zwischen den Idealen der Unabhängigkeitserklärung und der Realität der Sklaverei.

Doch die südlichen Bundesstaaten bestanden auf einem Verbot für die Bundesebene, hier einzugreifen oder gar die Sklaverei zu verbieten. Sie wollten aber auch, dass Sklaven in die Berechnung für die politische Repräsentanz einflossen.

Nach harten Debatten, in denen einzelnen Südstaaten mit einem Verlassen des Bundes drohten, einigten sich die erschöpften Delegierten auf mehrere Kompromisse.

So wurde in der Verfassung (siehe Bild) festgelegt, dass die Bevölkerung einmal im Repräsentantenhaus nach ihrer Größe und im Senat mit jeweils zwei Vertretern pro Bundesstaat repräsentiert werden sollte.

Grafik der ersten Seite der US-amerikanischen Verfassung
(David Smart/Shutterstock)

Bei der Berechnung der Bevölkerungsgröße zählten Sklaven zu drei Fünftel, obwohl ihnen das Wahlrecht durch die Bundesstaaten nicht gewährt wurde.

Bezeichnenderweise fand sich das Wort „Sklaverei“ kein einziges Mal im Text. Ein Teil der Delegierten sah darin eine zu große Schande für die Ideale der USA. Andere wollten verhindern, dass der Bundesstaat bei diesem Thema die Möglichkeit bekam, Rechte von den Einzelstaaten an sich zu ziehen.

Daher verweigerten einige Sklavereigegner die Unterschrift. Auch bei der Ratifizierung in den einzelnen Staaten brachen die Konflikte des Verfassungskongresses erneut aus.

Hinderlich für die Debatten war, dass sich die Delegierten des Verfassungskonvents auf eine 50-jährige Verschwiegenheitspflicht über die Beratungen geeinigt hatten – und sich daran hielten. Dies erschwerte es aber den kommenden Generationen von Politikern und Juristen, die Gründe für die Verfassungsregeln nachzuvollziehen.

Erst als nicht nur die vorgeschriebenen neun von dreizehn Staaten, sondern auch die bevölkerungsreichen Virginia und New York sie mit knapper Mehrheit in ihren Konventen ratifizierten, war sie gültig – bis heute.

Sie vertagte jedoch die Frage der Sklaverei in die Zukunft und belastete somit die jungen USA bis zum Bürgerkrieg mit diesem Thema. Bis dahin brachen quasi jedes Jahrzehnt neue politische und juristische Konflikte auf, die ihre Wurzeln in dieser Frage hatten.

Was wäre gewesen, wenn die Verfassung 1787 gescheitert wäre?

5. 1794: Die legendäre Petition an Muhlenberg

Knapp 20 Jahre nach Gründung der USA beschäftige eine Petition das Repräsentantenhaus.

Eine Gruppe deutscher Einwanderer aus Virginia bat darum, Gesetzestexte neben dem Englischen auch in der deutschen Sprache zu veröffentlichen. Damit würde sich, so ihre Argumentation, die Integration der deutschen Immigranten erleichtern.

Zu dieser Zeit und bis heute besaßen die USA und die meisten Bundesstaaten keine offizielle Amtssprache. Aus der Kolonialzeit hielt sich allerdings das Englische als faktische Amtssprache.

Die Reaktion des Repräsentantenhauses auf die Petition wurde in den Quellen unterschiedlich beschrieben. Am Ende verwarf die Kammer aber das Anliegen und empfahl, eher das Erlernen der englischen Sprache zu fördern.

Eine gewisse Ironie bestand darin, dass mit Frederick Muhlenberg der erste Sprecher des Repräsentantenhauses, auch noch zum Zeitpunkt der Petition, ein Deutschamerikaner war.

Aus dieser Geschichte entwickelte sich vor allem im 19. Jahrhundert die sogenannte „Muhlenberg-Legende“: Angeblich hätte es 1794 eine Abstimmung über die Einführung einer deutschen Amtssprache in den USA oder im Bundesstaat Pennsylvania gegeben. Dieser Versuch wäre nur an der entscheidenden Stimme von Muhlenberg gescheitert.

Auch wenn sich dahinter nur eine Legende verbarg, so hat sie neben der Petition auch einen demografischen wahren Kern. Im 19. Jahrhundert entwickelten sich die Deutschen zur größten Einwanderergruppe der USA.

Viele nach der gescheiterten Revolution von 1848 geflohene Liberale – die sogenannten „Forty-Eighters“ – machten sogar Karriere, zum Beispiel Carl Schurz (siehe Bild) als Innenminister der USA von 1877 bis 1881. Auch im Bürgerkrieg war diese Gruppe vor allem auf der Seite der Union stark engagiert.

Foto Carl Schurz
(Everett Collection/Shutterstock)

Obwohl nach Herkunftsländern (Deutsches Reich, Österreich-Ungarn, verschiedene andere Staaten) und nach Religionen (Katholizismus, Protestantismus, Judentum) unterschiedlich sozialisiert, galten sie vor allem englischsprachigen US-Amerikanern als eine geschlossene Gruppe. Eine, die vor allem durch Kinderreichtum und Bierkonsum auffiel.

Auch entwickelte sich ein reges deutschsprachiges Vereins- und Medienwesen, das erst mit dem Kriegseintritt der USA in den Ersten Weltkrieg und der damit einhergehenden Deutschfeindlichkeit ein Ende fand.

Noch in der Volkszählung des Jahres 2000 gaben 17,4 % der US-Amerikaner an, hauptsächlich von deutschen Einwandern abzustammen und nur 9,5 % von englischsprachigen Vorfahren.

Was wäre gewesen, wenn die Petition hinter der "Muhlenberg-Legende"  erfolgreich gewesen wäre?

6. 1838: Die gescheiterte Unabhängigkeit der Cherokee

Der 1829 ins Amt gekommene Präsident Andrew Jackson galt nicht nur als erfolgreicher Populist gegen die angeblich abgehobenen Elite in Washington. Er war auch ein großer Anhänger der Expansion der USA auf Kosten der Indianer-Stämme.

Daher war sein größtes Ziel, die Umsiedlung aller Stämme aus der Region östlich des Mississippi, um das Land den Bundesstaaten und neuen Siedlern zur Verfügung zu stellen.

Die Begründung dafür war, dass die Indianer „unzivilisiert“ wären, da sie keine Regierung, keine Schrift und keine Religion besaßen. Daher würden sie keine eigene Souveränität und somit keine Landrechte besitzen.

Der Stamm der Cherokee drehte diese Argumentation am Anfang erfolgreich um: Seine Mitglieder entwickelten ein eigenes Alphabet für ihre Sprache und bildeten mit dem „Cherokee National Council“ eine Regierung, die 1827 eine geschriebene Verfassung verabschiedete.

Auch die heutige Fahne der Cherokee Nation (siehe Bild) verweist stolz auf das frühe Gründungsdatum einer weiteren Stammesregierung im Jahr 1839.

Fahne der heutigen Cherokee Nation
(yui/Shutterstock)

Als die Anhänger von Jackson dennoch weiter an der bisherigen Argumentation festhielten, listeten die Cherokee sogar ihre Besitztümer auf, um ihre „Zivilisation“ zu belegen.

Zwar gelang es Jackson, unter heftigen Protesten der nördlichen Bundesstaaten mit dem „Indian Removal Act“ die gesetzliche Grundlage für die Zwangsumsiedlung zu schaffen.

Doch der Oberste Gerichtshof erklärte in zwei Urteilen, dass die Cherokee durchaus über eine eigene Souveränität auf ihrem Gebiet verfügten und daher eine Zwangsumsiedlung illegal wäre.

Mehrere andere Indianerstämme wollten diesem Beispiel folgen und die Urteile lösten eine große Diskussion in der US-amerikanischen Politik aus.

Doch Andrew Jackson entschloss sich, die Urteile schlicht zu ignorieren, und daraufzusetzen, dass er seinen Machtanspruch als Präsident durchsetzen konnte. Diese Einstellung brachte ihm ebenfalls viel Kritik ein, aber er war erfolgreich.

Die Cherokee mussten ihr Land im „Pfad der Tränen“ verlassen und unter schweren Verlusten in das „Indian Territory“ im heutigen Oklahoma ziehen.

1905 gab es dort nochmals den Versuch einer Souveränität der Indianer: Unter anderem die Cherokee bereiteten die Gründung eines eigenen Bundesstaates vor, mit dem sie den USA beitreten wollten.

Doch auch dieser Plan scheiterte am Widerstand der US-Regierung. Daher wurde dieses Territorium nur als Teil des Bundesstaats Oklahoma Mitglied der USA.

Was wäre gewesen, wenn die Cherokee ihre Souveränität gegenüber Andrew Jackson durchgesetzt hätten?

7. 1844: Der vierte Schuss der „USS Princeton“

Als am 28. Februar die „USS Princeton“ auf dem Potomac-Fluss bei der Hauptstadt Washington den Anker legte waren aus einem besonderen Grund fast das gesamte Kabinett des Präsidenten John Tyler und der mexikanische Botschafter an Bord.

Im US-Kongress stand die Abstimmung über die Annexion von Texas an. Das Land war nominell noch Teil von Mexiko, hatte sich aber in einem Aufstand losgesagt.

Daher war die Fahrt des stärksten Schiffs der US-Marine mit der größten bis dahin auf einem Schiff installierten Kanone eine klare Machtdemonstration der USA in Richtung des mexikanischen Botschafters.

Dieses Manöver funktionierte bei den ersten drei Schüssen, denn das anwesende Publikum zeigte sich sehr beeindruckt von der Feuerkraft der „USS Princeton“.

Doch der vierte Schuss – ein Salut für George Washington – mündete in eine Katastrophe: Das größte Geschütz explodierte und tötete sieben Männer, darunter den Außenminister Abel Upshur.

Präsident Tyler entging der Katastrophe nur, weil er sich mit der 24-jährigen Verlegerstochter Julia Gardiner unter Deck aufhielt. Während ihr Vater ebenfalls zu den Opfern der Explosion gehörte, trug der 54-jährige Tyler die ohnmächtige Frau zu den Rettungsboten – und ehelichte sie im Juni des gleichen Jahres.

Doch der Tod von Upshur verband die emotionale Frage der Texas-Annexion noch mehr mit der noch emotionaleren Frage der Sklaverei.

Bis zum Unglück hatten Tyler und Upshur vor allem die positiven Seiten einer Annexion von Texas betont: Mit den neuen Territorien könnten noch mehr Menschen sich eine Existenz als freie Landbesitzer aufbauen.

Beide waren aber auch Südstaatenpolitiker, die mit Texas auch die Ausdehnung der Sklaverei auf diese neuen Gebiete ermöglichen wollten. Nur betonten beide die erste Begründung und hüteten sich, das zweite Ziel in der Öffentlichkeit breitzutreten. Damit waren sie bis dahin auch fast erfolgreich.

Der Nachfolger von Upshur, John C. Calhoun, war jedoch einer der bekanntesten Befürworter der Sklaverei in den USA und betonte dieses Thema entsprechend ausschließlich in der Frage der Texas-Annexion.

Damit kam es im Kongress erneut zur Frontstellung, die die US-Politik bis zum Bürgerkrieg beschäftigte: Die meisten Sklaverei-Staaten befürworteten die Aufnahme von Texas, die Sklaverei-freien Staaten waren dagegen.

Zwar lehnte der Senat entlang dieser Grenzen eine Annexion zuerst ab.

Doch die Präsidentschaftswahl von 1844, die ebenfalls als ein Referendum über die Fragen Texas und Ausdehnung der Sklaverei galt, ging mit nur 30.000 Stimmen zugunsten des Befürworters James K. Polk aus.

Daher sah sich der noch amtierende Präsident Tyler im Recht, erfolgreich die Annexion im Kongress durchzusetzen.

Diese führte unmittelbar zum „Amerikanisch-Mexikanischen Krieg“, der von 1846 bis 1848 tobte und den die USA relativ problemlos gewannen.

Im „Frieden von Guadalupe Hidalgo“ musste Mexiko nicht nur die Annexion von Texas anerkennen. Das Land musste auch mit allen seinen Gebieten nördlich des 32. Breitengrades fast die Hälfte seines damaligen Territoriums an die USA abtreten (siehe auf der Karte dunkelgrau, rot und dazwischen hellgrau dargestellt).

Karte der mexikanischen Provinzen 1838
(Wikimedia-Autor: Jaimiko/Gemeinfrei)

Polk, wie Tyler und Upshur, ein Anhänger der Expansion der USA, hatte sogar noch höhere Ziele: Er wollte den 26. Breitengrad als neue Grenze ziehen, was den USA noch die mexikanischen Provinzen Baja California (hellgrau), Sonora (dunkelgrün) und Chihuahua (hellgrün) beschert hätte.

Er konnte sich jedoch in der emotionalen Debatte gegen seine Gegner, die schon aus den oben genannten Gründen gegen den Krieg gewesen waren, nicht durchsetzen.

Aus dem gleichen Grund scheiterte 1853 der Versuch, mit dem sogenannten „GadsdenKauf“ weite Teile von Baja California und Sonora zu kaufen. Stattdessen wechselte nur ein kleines Gebiet den Besitzer beziehungsweise den Staat, da es für den Eisenbahnbau nach Kalifornien als nötig eingeschätzt wurde.

So blieb die Ironie, dass die USA mit der Annexion von Texas und den im „Frieden von Guadalupe Hidalgo“ erworbenen Gebieten zwar den größten Zuwachs ihrer Geschichte errungen hatten, diesen aber selbst noch wegen des Konfliktes um die Sklaverei eher verkleinert hatten.

Wie hätte sich die Debatte um die Annexion von Texas, der "Amerikanisch-mexikanische Krieg" und der "Frieden von Guadalupe Hidalgo" gestaltet, wenn Abel Upshur nicht bei der Explosion auf der "USS Princeton" ums Leben gekommen wäre?

8. 1852: Das erschütternde Buch „Onkel Toms Hütte“

Seit ihrer Gründung hatte die Sklaverei die USA in den Norden und den Süden geteilt.

Zwar war die Sklaverei in den meisten nördlichen Staaten verboten, dies bedeutete aber nicht, dass diese jenseits von einzelnen politischen und juristischen Gruppierungen auch eine Abschaffung im Süden forderten.

Solange das Gleichgewicht zwischen beiden Staatengruppen in der Union sich nicht verschob, war die Befreiung aller Sklaven die Forderung einer Minderheit.

Sowohl die Politik als auch die größten Teile der Bevölkerung im Norden standen der schwarzen Bevölkerung im Süden abwehrend gegenüber. Sie fürchteten eine massenhafte Einwanderung von befreiten Sklaven aus dem Süden, die vor allem für Arbeiter zu Lohndruck führen würde.

Diese Einstellung änderte erst das Buch „Onkel Toms Hütte“ von Harriert Beecher Stowe. Sie beschrieb darin emotional das Schicksal der schwarzen Bevölkerung in den Südstaaten.

Das Buch war für seine Zeit ein Bestseller und wurde von einer immer größeren Gruppe als Aufruf zur Sklavenbefreiung verstanden. Radikale Gruppen wie die „Abolitionisten“ erhielten Zulauf und starteten erste Befreiungsversuche – teilweise mit Gewalt.

Im Gegenzug stieg in den Südstaaten die Furcht der Eliten vor einem Verlust der lukrativen Sklavereiwirtschaft. Zusätzlich sahen sie die Befreiungsaktionen als Angriff auf die Selbstbestimmung der Bundesstaaten.

So schaukelte sich der Konflikt um die Sklaverei von einer rein politischen, teilweise juristischen und publizistischen Frage zu einer emotionalen Gewissensfrage hoch, die breite Bevölkerungsschichten betraf.

Damit beschleunigte sich die Entwicklung hin zum „Amerikanischen Bürgerkrieg“, der schließlich zum Verbot der Sklaverei führte.

Wie hätte sich der Konflikt um die Sklaverei entwickelt, wenn "Onkel Toms Hütte" nicht erschienen wäre?

9. 1863: Die entscheidende Schlacht von Gettysburg

Keine Schlacht des „Amerikanischen Bürgerkriegs“ ist in der Alternative History beliebter. Gilt sie doch als eine, wenn nicht sogar als die entscheidende Schlacht des Krieges.

Zuvor waren die Voraussetzungen für die konföderierte Nord-Virginia-Armee sehr gut: Sie hatte ihren Gegner, die Potomac-Armee der Union, zuvor mehrfach und teilweise vernichtend geschlagen.

Trotz erheblicher Unterlegenheit bei Anzahl und Ausrüstung ihrer Soldaten waren die Veteranen unter General Robert E. Lee hoch motiviert. Zusätzlich galt Lee nach seinen Siegen gegen den zahlenmäßig überlegenen Gegner als nahezu unbesiegbarer, genialer Stratege.

Die dreitägige Schlacht vom 1. bis 3. Juli 1863 (siehe Bild) war entsprechend hart umkämpft. Sie fand nördlich von Washington D.C. statt, was bei einem erneuten konföderierten Sieg die Hauptstadt der Union der Gefahr einer Einkesselung ausgesetzt hätte.

Panoramabild der Schlacht von Gettysburg
(Everett Collection/Shutterstock)

Bereits am ersten Tag gelang es den zuerst überlegenen Konföderierten, die gerade erst eintreffenden Verteidiger der Union aus der Stadt zu drängen. Aber letztere konnten nach wie vor eine geschlossene Front bilden und halten.

Der zweite Tag führte zu gleichfalls heftigen Gefechten um wenige strategisch wichtige Hügel. Auch dieses Mal konnten sich die inzwischen zahlenmäßig stärkere Unions-Armee halten, obwohl mehrere ihrer Einheiten nahezu vernichtet wurden.

Am dritten Tag setzte Lee alles auf eine Karte und schickte 15.000 Mann gegen das Zentrum der Potomac-Armee. Dieses Mal verbluteten vor allem die angreifenden Konföderierten.

Danach war die Angriffskraft der größten Armee der Konföderierten Staaten ausgelöscht. Über ein Drittel ihrer Soldaten hatte die Schlacht nicht überlebt. Nie wieder konnte sie derartige Offensiven gegen den Norden starten.

Die Niederlage von General Lee war so vernichtend, dass die siegreichen Generäle der Union es gar nicht erfassen konnten. Daher verzichteten sie mit ihren erschöpften Truppen auf eine Verfolgung des geschlagenen Feindes.

Was die Niederlage noch vergrößerte war neben der Symbolik, dass die Nord-Virginia-Armee ausgerechnet am 4. Juli, dem Nationalfeiertag der USA, den Rückzug antrat, noch eine andere, parallel laufende Schlacht.

Ebenfalls am 4. Juli kapitulierte mit Vicksburg einer der letzten konföderierten Stützpunkte am Mississippi. Indem die Union die zentrale Verkehrsader der Südstaaten beherrschte, konnte sie die Konföderierten Staaten in zwei Teile spalten.

Was wäre gewesen, wenn die Nord-Virgina-Armee tatsächlich die Schlacht von Gettysburg gewonnen hätte?

10. 1876: Das umstrittene Ende der „Reconstruction“

Die Präsidentschaftswahl von 1876 galt lange Zeit als die umstrittenste und folgenreichste Wahl der US-Geschichte.

Es begann damit, dass der demokratische Kandidat, Samuel Tilden, zwar deutlich mehr Wählerstimmen als der Republikaner Rutherford B. Hayes (siehe Bild) bekam. Im Wählermännergremium ergab sich aber die denkbar knappste Mehrheit für Hayes mit 185 zu 184 Stimmen.

Foto des Präsidenten Rutherford B. Hayes
(Everett Collection/Shutterstock)

Darauf folgten nicht nur gegenseitige Vorwürfe der Wahlmanipulation, sondern auch gewalttätige Proteste, vor allem der Demokraten.

Um eine weitere Eskalation zu vermeiden, handelte ein Wahlausschuss einen folgenreichen Kompromiss aus: Die Demokraten akzeptierten Hayes als Präsidenten.

Dafür sicherten die Republikaner zu, die seit dem Bürgerkrieg in den Südstaaten stationierten Bundestruppen abzuziehen.

Dies bedeutete de facto das Ende der „Reconstruction“: In dieser Phase hatte der Bund mit seiner Armee die Bürgerrechte der ehemals versklavten Afroamerikaner in den Südstaaten geschützt und ihnen somit erstmals unter anderem politische Teilhabe erlaubt.

Mit Gewalt eroberten daraufhin die Demokraten die Macht in diesen Bundesstaaten und sicherten diese danach mit Gesetzen zur Rassentrennung gegenüber den Afroamerikanern bis in die 1960er Jahre ab.

Was wäre gewesen, wenn die Republikaner 1878 nicht den Kompromiss geschlossen hätten, der die "Reconstruction" beendete?

11. 1882: Die erlogenen Rechte von Unternehmen

Der im Bürgerkrieg verabschiedete 14. Verfassungszusatz sollte eigentlich den befreiten Afroamerikanern die gleichen Rechte vor dem Gesetz und den Gerichten sichern.

1882 erhielt dieser Zusatz jedoch durch ein Urteil des Obersten Gerichtshofs eine neue Bedeutung.

Die „Southern Pacific Railroad Company“ klagte gegen ein Steuergesetz von Kalifornien und berief sich dabei auf das Diskriminierungsverbot des 14. Verfassungszusatzes.

Das Unternehmen war im Vorteil: Ihr Anwalt, Roscoe Conkling, war in diesem Jahr das einzige noch lebende Mitglied des Ausschusses, der diesen Zusatz verfasst hatte.

Mit dieser Autorität behauptete er, dass unter die dort gemeinten „Personen“ auch Unternehmen als „juristische Personen“ fielen und dass der Ausschuss dies mit Absicht so formuliert hätte.

Vieles sprach jedoch dafür, dass er mit dieser Aussage gelogen hatte. Weder in den Unterlagen noch in den überlieferten Aussagen der verstorbenen Mitglieder fanden sich Hinweise auf diese Interpretation.

Dennoch gelang es Roscoe, diese Sichtweise durchzusetzen, was Unternehmen auf einen Schlag eine große juristische Waffe in die Hand gab, um sich vor Eingriffen des Staates zu schützen.

Was diese auch stark bis in die heutige Zeit nutzten.

Was wäre gewesen, wenn Conkling seine Interpretation des 14. Verfassungszusatzes nicht vor dem Obersten Gerichtshof durchgesetzt hätte?

12. 1898: Der ungeklärte Untergang der Maine

Als der Kreuzer „USS Maine“ am 15. Februar 1892 im Hafen von Havanna explodierte, war die Ursache zuerst ungeklärt. Erst später setzte sich ein Brand in einem Kohledepot, der zur Explosion der nahe gelagerten Munition geführte hatte, als Erklärung durch.

Die Ursachenforschung ging allerdings in den Folgen des Schiffsverlusts unter.

Bereits vor dem Einlaufen der „Maine“ in den Hafen der kubanischen Hauptstadt waren die US-amerikanisch-spanischen Beziehungen angespannt.

Seit 1895 kämpften kubanische Rebellen um eine Unabhängigkeit der letzten spanischen Kolonie auf dem amerikanischen Kontinent.

Nach spanischen Gegenaktionen, wie der Isolierung von Städten und Dörfern mit Stacheldraht, eskalierte der Bürgerkrieg mit Hunger und Krankheiten.

Angesichts der Kämpfe forderten nicht nur exilkubanische Kreise in Miami und New York, sondern auch immer mehr Stimmen aus der Politik und Medien eine Intervention der USA, um die letzten Kolonien auf dem amerikanischen Kontinent zu beseitigen.

Doch erst der Untergang der „USS Maine“ (siehe Bild) eskalierte die Spannungen zur Kriegserklärung der USA.

Illustration der Explosion der USS Maine
(Everett Collection/Shutterstock)

Der darauf folgende „Spanisch-Amerikanische Krieg“ war so kurz wie einseitig. Gegen die hochgerüsteten, motivierten US-Streitkräfte hatten die demoralisierten, mit veralteten Materialien ausgerüsteten spanischen Soldaten keine Chance.

Nach zehn Wochen Krieg musste Spanien um Frieden bitten. Es verlor Kuba, Puerto Rico in der Karibik sowie die Philippinen an die USA.

Damit griffen die Vereinigten Staaten das erste Mal massiv über den eigenen Kontinent hinaus aus und wurden endgültig von einer Regional- zur Weltmacht.

Wie hätten sich die spanisch-amerikanischen Beziehungen entwickelt, wenn die "USS Maine" nicht explodiert wäre?

13. 1919: Der verheimlichte Schlaganfall von Wilson

Nach dem Ersten Weltkrieg propagierte vor allem der US-Präsident Woodrow Wilson einen Völkerbund, der die Friedensordnung des „Versailler Vertrags“ absichern sollte.

Jedoch gab es vor allem im Senat große Widerstände gegen eine interventionistische Rolle der USA in der Welt.

Als die Senatoren begannen, den Beschluss über den „Versailler Vertrag“ mit dem Völkerbund zu verschleppen, wollte Wilson das Ruder mit einer Kampagne im ganzen Land herumreißen.

Auf dieser Reise erlitt er aber einen Schlaganfall, der seine linke Seite komplett lähmte.

Die Reaktion darauf verschlimmerte die politische Lage noch mehr.

Auf Veranlassung seiner Frau hielt die Regierung den Gesundheitszustand des Präsidenten geheim. Nicht einmal seine Minister bekamen Wilson im Laufe der nächsten fünf Monate zu sehen.

Auch die Senatoren wussten von nichts. Als sie daher einen Kompromiss ausloten wollten und der Präsident ohne Begründung nicht reagierte, lehnten sie den „Versailler Vertrag“ und damit den Völkerbund (siehe Bild) ab.

Fahne des Völkerbundes
(Wikimedia-Autor: Martin Grandjean/CC BY-SA 4.0)

Später galt es als einer der Geburtsfehler des Völkerbundes, dass die USA sich nicht dort engagierten und sich wieder mehr von der Weltpolitik zurückzogen.

Wie hätten sich die USA entwickelt, wenn Wilson 1919 nicht wegen seines Schlaganfalls ausgefallen wäre?

14. 1933: Das gescheiterte Attentat auf Roosevelt

Über drei Jahre nach dem Börsenkrach am „Schwarzen Freitag“ 1929 saßen die USA noch tief in der „Großen Depression“.

Nach dem Zusammenbruch der Finanzordnung sorgten Dürren und Staubstürme zusätzlich für den Niedergang der Landwirtschaft in den großen Ebenen in der Mitte des Landes. Handelskriege schädigten darüber hinaus alle Wirtschaftszweige, die auf Import und Export angewiesen waren.

Diese lang anhaltende Wirtschaftskrise führte nicht nur zu hohen Arbeitslosenzahlen und durch den fehlenden Wohlfahrtsstaat zu einer sozialen Krise.

Da die Politik keine Lösung für die Probleme finden konnte oder wollte und vor allem in Europa viele Staaten in autoritär-faschistische Systeme abdrifteten, befand sich auch die US-amerikanische Demokratie in einer dramatischen Vertrauenskrise.

Erste Kommentatoren und faschistische Diktatoren wie der Italiener Mussolini sahen schon ihr Ende gekommen.

Einziger Hoffnungsträger war 1933 der neu gewählte Präsident, Franklin D. Roosevelt (siehe Bild). Er versprach mit seinem Programm des „New Deal“ den US-Amerikanern neue Chancen zu eröffnen und die Krise aktiv zu bekämpfen. Mehr als 8.000 Briefe pro Tag zeigten die hohen Erwartungen an das neue Staatsoberhaupt.

Außenansicht des Franklin Delano Roosevelt Memorial in Washington DC
(Vacclav/Shutterstock)

Was in der Rückschau aber ebenso wichtig wie seine zahlreichen verabschiedeten Programme war, war die Rhetorik von Roosevelt.

Vor allem seine als „Kamingespräche“ bekannten Radioansprachen, in denen er seine Politik erklärte und dafür warb, versammelten die US-Amerikaner vor ihren Geräten und wurden Teil der Legende des Wiederaufstiegs der USA.

Weniger bekannt war, dass Roosevelt am 15. Februar 1933, kurz vor seiner Vereidigung, einem Attentäter entging. Die Hintergründe dafür sind bis heute unklar. In jedem Fall feuerte ein italienischer Anarchist in Miami in Richtung des Präsidenten.

Roosevelt wurde aber nicht getroffen und konnte einen Monat später als vereidigter Präsident seine Politik beginnen.

Was wäre gewesen, wenn der Hoffnungsträger Roosevelt 1933 tatsächlich bei einem Attentat ums Leben gekommen wäre?

15. 1941: Der schockierende Angriff auf Pearl Harbor

Der 7. Dezember 1941 gilt als die größte Blamage der USamerikanischen Militärgeschichte. Er sorgte aber auch für den Eintritt der USA in den Zweiten Weltkrieg.

Vollkommen unbemerkt gelang es einem japanischen Flottenverband mit sechs Flugzeugträgern, sich nördlich des Hauptstützpunktes der US-Pazifikflotte zu platzieren.

Anschließend versenkten die Japaner mit zwei Angriffswellen elf amerikanische Schiffe, darunter fünf Schlachtschiffe (siehe Bild). Zusätzlich zerstörten sie 188 Flugzeuge und töteten 2.349 Soldaten.

Foto von zerstörtem Schiff in Pearl Harbor
(Everett Collection/Shutterstock)

Der Angriff wurde durch so viele Pannen aufseiten der Amerikaner begleitet, dass sich bis heute Verschwörungstheorien dazu halten: Geknackte japanische Meldungen wurden zu spät oder gar nicht weitergegeben, erste Meldungen über gesichtete japanische U-Boote und Flugzeuge ignoriert.

Die amerikanischen Oberbefehlshaber rechneten zwar mit einem baldigen Angriff, waren aber nicht darauf vorbereitet, dass dieser Pearl Harbor treffen konnte.

Da der 7. Dezember auf einen Sonntag fiel, waren viele Offiziere nicht auf ihrem Posten und die Munition für die Flugabwehrgeschütze war teilweise weggesperrt.

Die Flugzeuge auf den Basen wurden noch dazu kurz zuvor zwecks Angst vor Sabotage auf den Flugfeldern in Reih und Glied aufgestellt.

Die so verursachte Niederlage sorgte dafür, dass die Japaner im ersten Jahr des Pazifikkrieges bei ihren Offensiven in Südostasien relativ freie Hand hatten.

Wie wäre der Angriff auf Pearl Harbor verlaufen, wenn die US-Amerikaner die Warnungen früher ernst genommen und Verteidigungsmaßnahmen gegen den japanischen Angriff unternommen hätten?

Mögliches Szenario
1941: Der Angriff auf Pearl Harbor wird erkannt

16. 1942: Die überraschende Berufung von Robert Oppenheimer

Als General Leslie Groves, der militärische Leiter des US-amerikanischen Atomprogramms, sein Amt antrat musste er nicht nur ein Projekt aus dem Boden stampfen, das organisatorisch einmalig in der Weltgeschichte war.

Das „Manhattan-Projekt“ betrat auch wissenschaftliches Neuland, da selbst die Grundlagen für den Bau einer Atombombe zuerst nur als konkurrierende, ungetestete Theorien existierten.

Umso wichtiger war die Stelle des wissenschaftlichen Leiters: Doch als sich Groves für Robert Oppenheimer entschied, protestierte die Spionageabwehr.

Oppenheimer galt nicht nur wie große Teile seiner Umgebung als Kommunistensympatisant. Er war zudem wegen Schizophrenie in Behandlung und hatte nach wie vor psychische Probleme.

Auch die bereits beteiligten Wissenschaftler standen der Entscheidung skeptisch gegenüber: Einerseits sollte ein Professor der theoretischen Physik ohne Leitungserfahrung ein Projekt übernehmen, dass primär aus experimentellen und technischen Aufgaben bestand.

Andererseits war die Sorge, dass Oppenheimer als Nicht-Nobelpreisträger von weiteren potenziell beteiligten Wissenschaftlern nicht respektiert würde.

Dennoch setzte General Groves seine Entscheidung durch, die sich für das „Manhattan-Projekt“ als Glücksfall erwies.

Oppenheimer sah im Projekt die Gelegenheit, die ihm aus seiner Sicht bisher vorenthaltenen wissenschaftlichen Lorbeeren zu ernten. Daher ging er mit größtem Ehrgeiz an die Rekrutierung der besten Wissenschaftler auf den benötigten Gebieten, wie den Nobelpreisträger Enrico Fermi.

Zudem besaß Oppenheimer genügend Selbstbewusstsein, um General Groves in einem entscheidenden Punkt zu widersprechen: Letzterer wollte die einzelnen Forschungsgruppen strikt voneinander trennen, um die Geheimhaltung zu gewährleisten.

Erst Oppenheimer setzte durch, dass die Wissenschaftler sich in den Gebäudekomplexen wie Oak Ridge in Tennessee (siehe Bild) untereinander austauschen konnten. Durch diesen offenen Diskurs konnte er den Bau der Atombombe entscheidend voranbringen.

Foto des Komplexes des Manhatten-Projektes in Oak Ridge
(Everett Collection/Shutterstock)

Am 16. Juli 1945 konnten daher die USA als erste Nation weltweit eine Atombombe erfolgreich testen. Danach folgten die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki, deren Rolle bei der Kapitulation Japans bis heute umstritten ist.

In jedem Fall blieben die USA bis zur Zündung der ersten sowjetischen Atombombe im August 1949 die einzige Nation, die einen nuklearen Angriff ausführen konnte.

Wie hätte sich die Entwicklung der Atombombe gestaltet, wenn sich die Bedenken gegen Robert Oppenheimer durchgesetzt hätten?

17. 1946: Der gescheiterte Kauf von Grönland

Mit dem Kauf von Land hatten die USA in ihrer Geschichte gute Erfahrungen gemacht: Neben dem „Louisiana Purchase“ 1803 und dem „Gadsden Purchase“ 1853 hatten die Staaten auch 1867 das heutige Alaska sowie 1917 die damals dänischen und danach „Amerikanischen Jungferninseln“ in der Karibik mit Millionen von Dollars erworben.

Einmal jedoch scheiterte ein Kaufangebot für Grönland.

Während des Zweiten Weltkriegs hatten die US-Streitkräfte mit dem Einverständnis der dänischen Autoritäten die größte Insel des Planeten besetzt.

Nach dem Ende des Krieges machte die US-Regierung unter Präsident Truman der dänischen Regierung sogar ein offizielles Angebot, um das strategisch wichtige Gebiet (siehe Karte) zu kaufen.

Weltkarte mit Grünland hervorgehoben
(Paul Stringer/Shutterstock)

Dänemark lehnte dieses Ansinnen jedoch ab und wollte selbst für größere Summen in die Insel investieren.

Wie hätte sich Grönland als US-Territorium oder Bundesstaat entwickelt?

18. 1953: Der folgenreiche Herzinfarkt des Richters Vinson

Als der Oberste Gerichtshof (siehe Bild) sich Ende 1952 mit der Entscheidung „Brown vs. Board of Education“ befasste, schien nach der mündlichen Verhandlung das Urteil zu Gunsten der Rassentrennung gefallen.

Amtssitz des Obersten Gerichtshofs
(Steven Frame/Shutterstock)

Zwar sah eine Mehrheit der Richter, wie die Kläger, die Rassentrennung an Schulen als verfassungswidrig an.

Aber nur vier der neun Richter wollten dies in einem Urteil so aussprechen. Zwei andere plädierten für die weitere Rassentrennung. Drei hatten Skrupel, eine so weitreichende Entscheidung mit einem einzigen Gerichtsurteil zu treffen und bevorzugten ein Gesetz durch den Kongress.

Der Vorsitzende des Obersten Gerichts Fred Vinson wollte aber eine eindeutige Entscheidung der neun Richter. Er setzte daher eine neue Verhandlung für den Dezember 1953 an.

Als folgenreich erwies sich, dass Vinson überraschend im September dieses Jahres einem Herzinfarkt erlag.

Präsident Eisenhower nominierte als Nachfolger für den Vorsitzenden des Obersten Gerichts seinen Justizminister Earl Warren.

Dieser verfolgte eine komplett andere Linie als sein Vorgänger.

Er verurteilte innerhalb des Obersten Gerichts offen die Rassentrennung an Schulen und schaffte es, dass das Gericht diese einstimmig im Urteil als verfassungswidrig erklärte.

Damit zerstörte das Gericht auch das juristische Fundament der Rassentrennung in den Südstaaten. Dieser Linie folgte das Gericht auch weiter unter dem Vorsitz von Warren.

Da sich in diesen Bundesstaaten aber noch eine Mehrheit der weißen Bevölkerung und der Politik als Befürworter der Rassentrennung zeigten, war das Urteil gleichzeitig der Beginn der nicht nur juristisch ausgefochtenen Kämpfe um die Bürgerrechte in den 1950er und 1960er Jahre.

Was wäre gewesen, wenn Fred Vinson 1953 nicht einem Herzinfarkt erlegen wäre?

19. 1954: Das unrühmliche Ende des Joseph McCarthy

Anfang der 1950er Jahre befanden sich die USA in einer Phase der antikommunistischen Hysterie. Mehrere Spionagefälle und Niederlagen im Kalten Krieg ließen in der Bevölkerung die Angst vor einer kommunistischen Unterwanderung steigen.

Als zentrale Person dieser Entwicklung zeigte sich Joseph McCarthy, Senator für Wisconsin, der mit immer neuen Zahlen über angebliche Spione und Kommunistensympatisanten die Angst schürte.

Dabei galt McCarthy lange als opportunistisch und war im Senat eher als Lügner, Trinker sowie Spieler bekannt. Erst als er begann, sich als Kommunistenjäger zu profilieren, fand er Unterstützung bei Republikanern und konservativen Organisationen. Auch das FBI unter seinem Direktor J. Edgar Hoover lieferte ihm Informationen, die teilweise illegal besorgt wurden.

So unterstützt, wuchs seine Popularität immer weiter an.

1952 übernahm er nach seiner erfolgreichen Wiederwahl den Vorsitz des Senatskomitees für Regierungsangelegenheiten. Somit konnte er alle Regierungsaktivitäten prüfen, indem er Anhörungen ansetzte, Zeugen vorlud und Berichte erstellen konnte.

Ausgestattet mit diesen Kompetenzen startete McCarthy eine beispiellose Anklagewelle gegen echte und vermeintliche Kommunisten.

Doch so schnell wie seine Karriere Fahrt aufnahm, so schnell endete sie 1954.

Zuerst prangerte der angesehene Journalist Edward Murrow die Methoden und den Lebenswandel des Senators öffentlichkeitswirksam an.

Als McCarthy zudem Präsident Eisenhower widersprach und das Militär ins Visier seiner antikommunistischen Kampagne nahm, stellten sich beide gegen ihn.

So wurde im selben Jahr ein Senatsausschuss gebildet, der mit öffentlichen Anhörungen die Vorwürfe von McCarthy und die Gegenvorwürfe an ihn untersuchen sollte.

Besonders bei den live übertragenen Anhörungen zerstörte nun der schimpfende, drohende und beleidigende McCarthy seinen Ruf. Am Ende stimmte der US-Senat mit breiter Mehrheit dafür, ihm eine Rüge zu erteilen.

Damit war seine politische Karriere zerstört. 1957 starb McCarthy an seiner Alkoholsucht.

Der Antikommunismus spielte so zwar noch eine politische Rolle im Land. Aber ohne sein bekanntestes Gesicht erlange er nie wieder diese polarisierende Kampagnenfähigkeit.

Was wäre gewesen, wenn McCarthy seine Kampagne nach 1954 hätte weiterführen können?

20. 1957: Der elitäre Sputnik-Schock

Am 4. Oktober 1957 schrieb die sowjetische Raumfahrt Geschichte: Mit dem Satelliten „Sputnik“ (siehe Bild) gelang es erstmals einen künstlichen Gegenstand dauerhaft ins All zu schießen.

Grafik des ersten Satelitten Sputnik in der Umlaufbahn um die Erde
(AuntSpray/Shutterstock)

Da die UdSSR damit auch bewies, dass sie über leistungsstarke Raketen verfügte, die auch in der Lage waren, Atombomben bis an das US-amerikanische Festland zu bringen, löste dies in den USA den sogenannten „Sputnik-Schock“ aus.

Allerdings beschränkte sich diese Reaktion nur auf Teile der Elite. Die breite Bevölkerung sah andere Probleme, wie zum Beispiel die „Rassenfrage“ als dringlicher an.

Auch der Präsident Dwight D. Eisenhower reagierte zuerst gelassen. Nach wie vor war das Arsenal der USA bei Atomwaffen und der dafür vorgesehene Luftwaffe dem der UdSSR drückend überlegen.

Da jedoch vor allem in der Politik, im Militär und in den Medien die Angst vor einem angeblichen Rückstand der USA in den Bereichen Rüstung, Forschung und Bildung umging, musste Eisenhower reagieren.

Er legte daher milliardenschwere Programme für diese Bereiche auf. Persönlich war er der Meinung, dass der Großteil davon nur der Beruhigung der angeblichen Öffentlichkeit diente.

Aus diesen Programmen entstand nicht nur die „National Aeronautics and Space Administration“, besser bekannt unter ihrem Kürzel NASA, sondern auch Forschungseinrichtungen, die Jahre später die Grundlagen für das Internet legten.

Was wäre gewesen, wenn Eisenhower sich nicht durch den Druck aus Politik, Militär und Medien über den "Sputnik-Schock" beeinflussen hätte lassen?

21. 1959: Der vermeidbare Bruch mit Kuba

Als die kubanischen Revolutionäre unter Fidel Castro und Che Guevara 1959 den Diktator Fulgencio Batista stürzten (siehe Bild), war noch nicht absehbar, dass es binnen eines Jahres zu einem Bruch im bis dato sehr engen Verhältnis zwischen beiden Ländern kommen würde.

Illustration des Einzugs von Castro und seiner Armee in Havanna
(Prachaya Roekdeethaweesab/Shutterstock)

Batista hatte zwar als US-freundlich gegolten, aber am Ende seiner Herrschaft auch als korrupt und unfähig. Daher begegneten Teile der US-Medien und -Politik den politisch ungebunden erscheinenden Revolutionären zuerst mit Sympathien.

Im April 1959 kam es sogar zu einer USA-Reise von Fidel Castro in seiner Rolle als neuer kubanischer Ministerpräsident und einem kurzen Gespräch mit dem damaligen Vizepräsidenten Richard Nixon.

Auch wenn die Kubaner bei dieser Reise keine Bittsteller sein wollten, standen sie einer möglichen US-Unterstützung offen gegenüber.

Erst eine Landreform ab Mai 1959 und die Reaktion der USA darauf vergifteten das Verhältnis auf Jahrzehnte hinaus.

Die kubanische Regierung verstaatlichte auf Druck von landlosen Bauern und radikalen Revolutionären Landbesitz über 400 Hektar und verbot den ausländischen Besitz bei den lukrativen Zuckerohr-Plantagen.

Im Gegensatz zu anderen ausländischen Besitzern gingen die USA nicht auf die Entschädigungsangebote ein.

Stattdessen setzen sie auf maximalen wirtschaftlichen und teilweise auch militärischen Druck. Ziel dieser teilweise bis heute andauernden, aber erfolglosen Strategie war der Regimewechsel.

Diese feindselige Haltung trieb die kubanischen Revolutionäre noch mehr in die Arme der UdSSR.

Diese ließ sich die Chance nicht entgehen sich einen Verbündeten direkt im karibischen „Hinterhof“ der USA zu sichern. Eine Konstellation, die Ereignisse wie die Kuba-Krise 1962 erst möglich machte.

Was wäre gewesen, wenn das Verhältnis zwischen den USA und Kuba 1959 nicht ins Negative eskaliert wäre?

22. 1960: Der umkämpfte Sieg von John F. Kennedy

Die Präsidentschaft von John F. Kennedy gilt bis heute – auch wegen des von Unklarheiten überschatteten, tödlichen Attentats in Dallas – als von Mythen und großen Reden umwobene Zeit.

Weniger bekannt war lange, dass vor allem seine Wahl 1960 fast in einer Niederlage geendet hätte.

Als der 42-jährige Senator von Massachusetts Anfang des Jahres seine Kandidatur für die Vorwahlen der Demokraten ankündigte, hatte er zwar eine für seine Zeit hochprofessionelle Wahlkampfmaschinerie aufgebaut.

Doch der Aufsteiger war vor allem bei den einflussreichen Parteifunktionären als „politisches Leichtgewicht“ verhasst.

Erst als er mit hohem finanziellem und persönlichem Einsatz die wichtigsten Vorwahlen gegen Schwergewichte wie den Senator Hubert Humphrey gewann, war er auf dem Parteitag der Demokraten klarer Favorit.

Dennoch wurde Kennedy dort zwar im ersten Wahlgang, aber erst mit den letzten ausgezählten Stimmen zum demokratischen Präsidentschaftskandidaten gewählt.

Daher bot er dem Senator von Texas, Lyndon B. Johnson, die Vizepräsidentschaft an, um seine Gefolgschaft in der Partei zu verbreitern.

Auch bei der eigentlichen Präsidentschaftswahl war Kennedy nicht sofort Favorit. Sein Gegner auf Seiten der republikanischen Partei, Richard Nixon, galt nach acht Jahren Vizepräsidentschaft unter dem populären Dwight D. Eisenhower als bekannter und kompetenter.

Kennedy dagegen war für viele Amerikaner zu unerfahren und vor allem sein katholischer Glaube wurde von protestantischer Seite angegriffen.

Das erste TV-Duell galt als entscheidender Höhepunkt: Während der optisch perfekt vorbereitete Kennedy vor allem durch sein telegenes Aussehen beim Publikum punktete, wirkte Nixon blass und kränklich. So wurde Kennedy gleich im ersten Duell einem breiten Publikum als jugendlicher Kandidat bekannt.

Eine weitere unerwartete Entwicklung war die Verhaftung des populären Predigers und Vorkämpfers gegen die Rassentrennung Martin Luther King. Bis dahin tendierten die Afroamerikaner vor allem zur republikanischen Partei und deren Kandidaten Nixon.

Aber als sich das Team von Kennedy medienwirksam und erfolgreich für seine Freilassung einsetzte, kam es zu einem ersten Wähler-Umschwung.

Dennoch blieb die Wahl am 8. November knapp. In fast der Hälfte der Bundesstaaten waren die Ergebnisse innerhalb einer Differenz von 5 %-Punkten. Erst als nach Stunden Michigan an Kennedy (siehe Bild) fiel, war das Rennen entschieden.

Gedenkmünze für Präsident John F. Kennedy
(Prachaya Roekdeethaweesab/Shutterstock)

So gewann Kennedy zwar mit 303 zu 219 Wahlleuten, aber nur mit einem hauchdünnen Vorsprung der Wählerstimmen: Am Ende stand es 49,7 % gegen 49,6 % für Nixon.

Was wäre gewesen, wenn John F. Kennedy die Präsidentschaftswahl gegen Richard Nixon verloren hätte?

23. 1968: Die zweifach desaströse Tet-Offensive

Seit 1964 hatten die USA immer mehr Truppen und Material nach Süd-Vietnam geschickt, um das Land vor einer kommunistischen Machtübernahme durch Nord-Vietnam zu schützen.

Dieses Engagement wurde in der US-amerikanischen Öffentlichkeit zunehmend kritisch gesehen. Dafür gab es mehrere Gründe:

  • Die Verluste unter den kaum für einen Kampf im Dschungel ausgebildeten Truppen stiegen.
  • Das Regime von Süd-Vietnam galt als korrupt, unfähig und in der Bevölkerung unbeliebt.
  • Die auf Feuerkraft setzende Strategie der US-Streitkräfte führte zu großen Opfern unter der vietnamesischen Zivilbevölkerung und unterhöhlte deren Unterstützung für die US-Amerikaner.
  • Der Vietcong genannte Gegner setzte den US-Soldaten durch einen Guerillakrieg im Dschungel, der sich auf ausgeklügelte Tunnel-Systeme stützte, stark zu.
  • In der Logik des Kalten Krieges konnte die US-Luftwaffe zwar Nordvietnam bombardieren. Aber weitere Maßnahmen gegen die Unterstützung des Vietcong oder die Infiltration von nordvietnamesischen Streitkräften waren unmöglich, da sie das Risiko einer Konfrontation mit der UdSSR bis zum Atomkrieg bargen.

Dennoch behaupteten die US-Streitkräfte in Vietnam, dass der Vietcong Anfang 1968 kurz vor der Niederlage stand und ein Sieg bald erreichbar wäre.

Die Tet-Offensive stellte dieses Bild auf den Kopf. Nicht nur war es dem Vietcong und seinen nordvietnamesischen Verbündeten gelungen, die US-Streitkräfte von den Vorbereitungen der Offensive abzulenken.

Sowohl die USA als auch Süd-Vietnam hatten weder mit Angriffen während der Tet-Feiertage, für die bisher immer ein inoffizieller Waffenstillstand gegolten hatte, noch mit der Größe der Offensive gerechnet.

So überrannte der Vietcong mithilfe des Überraschungseffekts große Teile Süd-Vietnams.

In den darauf folgenden Tagen entwickelte sich die Offensive aber zum militärischen Desaster als die US-Streitkräfte und die süd-vietnamesische Armee zum Gegenschlag ansetzen. Der Vietcong verlor zwei Drittel seiner Soldaten und die Fähigkeit ohne die nord-vietnamesische Armee zu operieren.

Für die USA war die Tet-Offensive vor allem ein PR-Desaster: Die Bilder der überrumpelten US-Armee, zum Beispiel beim Überfall auf die US-Botschaft in Saigon, zerstörten die Hoffnung auf einen Sieg im Vietnamkrieg endgültig.

Die im Gefolge der Gegenoffensive ans Licht kommenden Kriegsverbrechen, wie das Massaker von My Lai im März 1968, prägten das Bild des Krieges als verbrecherisch und illegitim.

Als Folge trat nicht nur Präsident Johnson nicht mehr für eine Wiederwahl an.

Auch das US-Militär verabschiedete sich vom Ziel, im Vietnamkrieg einen vollständigen Sieg zu erringen.

Wie wäre der Vietnamkrieg weiter verlaufen, wenn die Tet-Offensive nicht so erfolgreich für den Vietcong gelaufen wäre?

24. 1968: Das fast unbekannte Attentat auf Bobby Kennedy

Bei den Vorwahlen der Demokraten für die Präsidentschaftswahlen des Jahres 1968 zeigte sich die Partei vor allem in der Frage des Vietnamkriegs gespalten.

Das Partei-Establishment stellte sich hinter den Kriegskurs des nicht antretenden Präsidenten Lyndon B. Johnson und den Vizepräsidenten Hubert Humphrey als Kandidaten.

Die Partei-Basis tendierte zu den Gegnern des Vietnamkriegs und versuchte, entsprechende Kandidaten über Siege in den Vorwahlen bekannt zu machen. Dies war die einzige Chance, sich auf einem Parteitag gegen die eigene Führung durchzusetzen.

Eine Chance dafür ergab sich, als im März 1968 der ehemalige Justizminister und Bruder des Präsidenten John F. Kennedy, Robert F. Kennedy, in die Vorwahlen einstieg.

Charismatisch und als Versöhner angetreten galt „Bobby“ Kennedy vor allem nach seinem Sieg bei der wichtigen Vorwahl in Kalifornien am 4. Juni 1968 als ernstzunehmender Kandidat.

Doch am selben Abend fiel er dem Attentat eines Palästinensers zum Opfer als ihn seine Entourage ohne Sicherung durch die Küche eines Hotels führte.

Da seine Ermordung keine größeren Untersuchungen nach sich zog und der Attentäter widersprüchliche Aussagen über seine Motivation traf, ist dieses Ereignis bis heute auch von Verschwörungstheorien überwuchert.

Gleichwohl ist es im Schatten des Attentats auf John F. Kennedy etwas vergessen.

Die Folgen waren aber vor allem für die demokratische Partei dramatisch: Auf einem chaotischen und von Gewalt überschatteten Parteitag setzte sich Humphrey mithilfe des Establishments gegen verschiedene Anti-Kriegs-Kandidaten durch.

Gespalten und ohne Rückenwind durch den Parteitag verlor Humphrey die Präsidentschaftswahl knapp nach Wählerstimmen und deutlich nach Wahlleuten in den Bundesstaaten. Der nächste Präsident war Richard Nixon.

Wie wären die Vorwahlen und Präsidentschaftswahlen 1968 gelaufen, wenn Robert F. Kennedy das Attentat überlebt hätte?

25. 1993: Der gescheiterte Anschlag auf das World Trade Center

Am 26. Februar 1993 stellten ein paar Männer einen Lieferwagen in der Tiefgarage des Nordturms im World Trade Center (siehe Bild) ab. Weder als sie in das Gebäude fuhren noch als sie es kurz darauf fluchtartig verließen, gab es irgendeine Art von Sicherheitskontrolle.

Silhouette von New York mit dem World Trade Center
(robert paul van beets/Shutterstock)

Kurz darauf zerstörte eine gewaltige Explosion den Wagen, riss einen 40 Meter Krater in die Tiefgarage und brachte alle vier Stockwerke des Parkhauses zum Einsturz.

Sechs Menschen starben und über 1.000 wurden verletzt, vor allem da das Feuer aus der Tiefgarage im gesamten Gebäude für dichten Rauch sorgte.

Dennoch war das World Trade Center nur knapp einer noch größeren Katastrophe entgangen: Der Lieferwagen stand nur etwas zu weit weg von den tragenden Pfeilern des Nordturms.

Fast wäre der Anschlagsplan geglückt, den einen Turm zum Einsturz zu bringen und auf den anderen Turm fallen zu lassen.

So dauerte es einige Tage bis die Ermittler die Drahtzieher identifiziert hatten: Es waren islamistische Fundamentalisten, die die USA für die Unterstützung Israels im Palästinakonflikt bestrafen wollten.

Da der Anschlag keinen größeren Schaden anrichtete, beließen es die USA bei einer Verfolgung der direkten Täter.

Erst als weitere Anschläge ab Mitte der 1990er Jahre vereitelt wurden und 1998 die Attacken auf die US-Botschaften in Daressalam sowie Nairobi hunderte von Toten forderten, rückte der islamistische Terrorismus stärker in den Fokus der US-Behörden.

Trotzdem konnten sie den zweiten, erfolgreichen Anschlag auf das Word Trade Center 2001 nicht verhindern.

Was wäre gewesen, wenn der Anschlag auf das Word Trade Center 1993 erfolgreich gewesen wäre?

26. 2001: Der einschneidende Anschlag von 9/11

Bei den Anschlägen am 11. September in New York und Washington entführten islamistische Terroristen vier Flugzeuge und steuerten zwei davon in das World Trade Center in New York.

Das dritte Flugzeug flog ins Pentagon, das US-amerikanische Verteidigungsministerium, und die vierte Maschine stürzte aufgrund des Widerstands der Passagiere vor seinem unbekannten Ziel ab.

Kurz darauf bekannte sich die islamistische Gruppierung „al-Qaida“ unter ihrem Anführer Osama bin-Laden zu den Angriffen.

Zwar hatten bereits an den Flughäfen automatische Systeme Alarm geschlagen. Allerdings kam es meistens nur zu Durchsuchungen des Gepäcks oder dieses wurde erst verladen, nachdem die Männer sicher die Flugzeuge bestiegen hatten.

Die Terroranschläge forderten nicht nur das Leben von über 3.000 Menschen. Sie lösten auch den „Krieg gegen den Terror“ aus, der in den USA zu schärferen Sicherheitsgesetzen führte.

Die bekanntesten Folgen waren die Angriffe von US-geführten Koalitionen gegen Afghanistan 2001 und den Irak 2003. Beide Invasionen führten zu langwierigen Kriegen gegen einheimische und islamistische Guerilla-Krieger.

Was wäre gewesen, wenn die Anschläge von 9/11 verhindert worden wären?

27. 2016: Der überraschende Sieg von Donald Trump

Als Donald Trump seine Kandidatur für die amerikanische Präsidentschaft verkündete, galt seine Ankündigung eher als Marketing-Gag.

Doch nach einem längeren Wahlkampf setzte er sich im Vorwahlkampf der Republikaner gegen die bis dahin favorisierten Kandidaten wie Jeb Bush, Ted Cruz und Marco Rubio durch.

Bei den Präsidentschaftswahlen galt Hillary Clinton als klare Favoritin, auch wenn ihre Nominierung bei den Demokraten gegen den Senator Bernie Sanders länger als gedacht dauerte.

Erst in den letzten Tagen vor der Wahl gab es erste Berichte, die eine Wahl von Donald Trump mit seinem Motto „Make America Great Again“ (siehe Bild) als Möglichkeit erfassten.

Grafik eines Buttons mit dem Wahlkampfmotto "Make America Great Again" von Donald Trump
(cbies/Shutterstock)

Die Wahl selbst lief gespalten: Zwar erhielt Hillary Clinton mit 65.853.516 Wahlstimmen 48,18 % der Stimmen, Donald Trump 62.984.825 Wahlstimmen (46,09 %).

Bei den Wahlleuten war das Ergebnis umgekehrt: Trump erhielt 304 und Clinton nur 227. Damit war Trump entgegen vieler Erwartungen zum US-Präsidenten gewählt.

Was wäre gewesen, wenn Hillary Clinton die Präsidentenwahl 2016 gewonnen hätte?

28. 2020: Die knappe Wahl von Joe Biden

Als Joe Biden 2020 zum US-Präsidenten gewählt wurde, schien das Ergebnis (siehe Bild) zuerst sehr deutlich: Er gewann die Wahl mit 81.284.778 Stimmen (51,3 %) und 306 Wahlleuten gegenüber 74.224.501 Stimmen (46,8 %) und 232 Wahlleuten des amtierenden US-Präsidenten Donald Trump.

Karte der US-Bundesstaaten nach der Wahl 2020 mit roten (republikanischen) und blauen (demokratischen) Siegerstaaten
(Oleksii Arseniuk/Shutterstock)

Doch bis dahin war es ein weiter Weg: 2019 galt eine Wiederwahl von Donald Trump als durchaus wahrscheinlich, da die Republikaner geschlossen hinter ihm standen, er den Amtsbonus der Bekanntheit hatte und die Wirtschaftsdaten sehr positiv waren.

Gleichzeitig waren die oppositionellen Demokraten gespalten, mit welchem Kandidaten und welcher Programmatik sie in den Wahlkampf ziehen sollten. Hier setzte sich am Ende zwar Joe Biden durch, aber seine Kandidatur löste keine Begeisterung aus.

Erst die Corona-Epidemie und deren Folgen wirbelten den Wahlkampf durcheinander. Einerseits litt die Trump-Kampagne unter dem wirtschaftlichen Schock und den Einschränkungen im Wahlkampf. Anderseits kam der relativ ruhige Wahlkampf vor allem der Persönlichkeit von Joe Biden entgegen.

Trotz einer daraus resultierenden Favoritenrolle von Biden herrschte bis zum Schluss Unsicherheit über das endgültige Ergebnis. Erst nach mehreren Tagen und Auszählungen stand fest, dass er durch knappe Ergebnisse in einigen Bundesstaaten die nötigen Wahlleute zusammen hatte.

Im Senat konnten die Demokraten erst durch zwei Stichwahlen im Januar eine knappe Mehrheit erringen, im Repräsentantenhaus hatten die Demokraten sogar Stimmen verloren.

Was wäre gewesen, wenn Donald Trump die Präsidentenwahl 2020 doch noch gewonnen hätte?

Quellen und Literatur

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